Beeindruckendes Plädoyer
Paola Rauscher ermöglicht ganz neue Einblicke in die Geschichte und das Innenleben der modernen St. Ulrichskirche
Bad Wörishofen Es war deutlich mehr als das, was man sich gewöhnlich unter einer Kirchenführung vorstellt. Paola Rauscher, die eine solche in der modernen St. UlrichsKirche in der Gartenstadt anbot, lieferte dabei so viel an Hintergrundinformationen, dass dem Besucher mit Überraschung klar wurde, dass auch Kirchen, die nach dem Krieg gebaut wurden, große Schätze bergen.
Allerdings müssen dazu das Verständnis geweckt und die Absichten der Künstler verstanden werden. Und genau das brachte die Referentin in hervorragender Weise zum Ausdruck. So stellte sie die Kirche in den Zusammenhang mit ihrem Namensgeber, dem hl. Ulrich, machte die Formen der modernen Kirchen mit ihrem Ziel der lichtdurchfluteten Räume einsichtig und ging erst danach auf die Kunstwerke, die die Kirche ausmachen, ein.
Das für manchen anfangs etwas seltsam anmutende Fresko an der Altarwand von Albert Burghart wurde so im „Stil der neuen Sachlichkeit“besser verständlich. Auch die Zeltform der Kirche, von Architekt Willy Hornung gestaltet, wird mit dem Hintergrund des „Volkes Gottes auf der Pilgerschaft“wesentlich klarer.
Auch dass das Apokalyptische Lamm von der Künstlerin Anita Rist-Geiger in den feuchten Putz skizziert und danach bemalt, 1990 vom Frauenbund gestiftet wurde, ist eine Information, die fast vergessen worden ist.
So wusste Paola Rauscher zu jedem Detail der Kirche wie dem großen Holzkreuz, der Antoniusstatue, dem Taufstein, vom Kneippstädter Künstler Konrad Ledermann geschaffen, oder dem Ambo und der Stele am Altar die entsprechende Geschichte zu erzählen. Auch die Bedeutung des „Paradieses“als Vorraum zur Kirche wurde verständlicher.
Dass der Sohn des Künstlers Siegfried Moroder sogar persönlich anwesend war, gab der Führung noch eine besondere Note. „Kunst verdient es, näher betrachtet zu werden“hatte Georg Bayer einst zu dem von ihm geschaffenen Osterleuchter mit den vielen kleinen Medaillons gesagt.
Schließlich informierte Paola Rauscher noch, dass die Kirche „Notre Dame du Haut“in Ronchanp in Frankreich als Urkirche aller modernen Kirchen bezeichnet wird. Dass St. Ulrich vor etwa zehn Jahren und der Turm schon etliche Jahre davor beinahe dem Abriss und der Spitzhacke zum Opfer gefallen wären, erscheint nach dieser Führung noch viel unverständlicher.
Und was wäre eine Kirche ohne Orgel, die Königin der Instrumente? Deshalb war auch Organist Dr. Otto Mayer zur Stelle, der nicht nur die Orgel bespielte, sondern sie den Interessierten auch näher erläuterte.
Pfarrgemeinderatsvorsitzender Joachim Rapp dankte Paola Rauscher für die „inspirierenden Einblicke, die einen anderen Blick auf das Gotteshaus ermöglicht hätten und bezeichnete die Führung als beeindruckendes Plädoyer für St. Ulrich.