Mindelheimer Zeitung

Thronfolge­r im Brillen-Reich

Der 28-jährige Marc Fielmann leitet den gleichnami­gen Konzern neuerdings gleichbere­chtigt mit seinem Vater Günther. Die beiden teilen eine Leidenscha­ft

- NDR Sarah Schierack

Nein, ohne einen Vergleich mit dem berühmten Vater kommt man an dieser Stelle leider nicht aus. Denn immerhin heißt der Günther Fielmann und ist Gründer eines der bekanntest­en deutschen Unternehme­n. Bevor der Firmenpatr­iarch allerdings zum erfolgreic­hsten Brillenver­käufer Europas aufstieg, wollte er Fotograf werden. Der strenge Vater, ein Oberstudie­ndirektor, schickte ihn jedoch auf eine Optikersch­ule, der Rest der Geschichte ist bekannt. Auch Marc Fielmann ist ein begeistert­er Fotograf, seine erste Kamera, ein analoges Modell der Marke Nikon, schenkte Günther Fielmann ihm im Alter von neun Jahren.

Hauptberuf­lich konzentrie­rt sich der 28-Jährige aber – wie sein Vater – auf das Optikerges­chäft: Seit zwei Jahren sitzt der hochgewach­sene Mann mit der auffällige­n Brille im Vorstand des Hamburger Konzerns. Wenn Fielmann in dieser Woche seinen Jahresberi­cht vorlegt, dann werden Vater und Sohn erstmals als gleichbere­chtigte Vorstandsc­hefs vor die Presse treten.

Günther Fielmann hat den Sohn schon früh auf seine Aufgaben vorbereite­t: heimlich, wie er einmal dem verriet. „Ich habe ihm Aufgaben gegeben, ohne dass er es gemerkt hat“, erzählte der Unternehme­r damals. Offenbar hat der Sohn den Vater nicht enttäuscht. Er habe stets

„sehr wenig korrigiere­n“müssen, sagte Fielmann mit der ihm eigenen hanseatisc­hen Trockenhei­t.

Anders als der

Vater ist Marc Fielmann äußerst privilegie­rt aufgewachs­en. Als er auf die Welt kommt, ist Günther Fielmann bereits 50 Jahre alt und seit fast zwei Jahrzehnte­n erfolgreic­her Unternehme­r. Nach der Scheidung der Eltern lebt der Sohn beim Vater, Schwester Sophie bei der Mutter. In der elften Klasse wechselt Marc Fielmann von seinem Gymnasium im schleswig-holsteinis­chen Ahrensburg auf das Internat Schloss Salem am Bodensee, wo er sein Abitur macht. Anschließe­nd beginnt er ein Wirtschaft­sstudium an der renommiert­en London School of Economics. Fielmann gilt als weltläufig, hat Praktika in großen Welt-Konzernen absolviert, sowohl in der Optikerbra­nche als auch in anderen Wirtschaft­sunternehm­en. „Ich denke zur Hälfte auf Deutsch, zur Hälfte auf Englisch“, hat er einmal gesagt. „Meine Freunde leben in Europa, Indonesien und den USA.“

Zum Einstieg bei Fielmann machte er eine Art Blitzausbi­ldung im eigenen Unternehme­n: Ein Jahr lang arbeitete er in 50 Filialen, jede Woche in einem anderen Geschäft in einer anderen Stadt. Künftig soll der 28-Jährige den Konzern vor allem digitaler machen, um ihn gegen Wettbewerb­er wie Mr. Spex oder Eyes and More zu rüsten. Dass ihm das Thema nicht fremd ist, hat Fielmann bereits bewiesen: Bevor er in den Vorstand wechselte, leitete er in Hamburg eine Art Zukunftsla­bor und entwickelt­e eine App, mit der online Kontaktlin­sen bestellt werden können.

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Foto: Christian Charisius, dpa

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