Frau erlöst Mann
Rainer Werner Fassbinders Fernseh-Zweiteiler „Welt am Draht“als Bühnen-Thriller
seine Gefühlswechselbäder zwischen Kampfesgeist und Depression überzeugend auslebt, gibt es ausschließlich Doppel- und Mehrfachrollen – was den Zuschauer in die Begutachterposition versetzt, welche Figur von welchem Ensemblemitglied am stärksten „eingefleischt“dargestellt wird.
So frappiert Gerald Fiedler als Psychologe Hahn noch mehr denn als kauziger Professor Vollmer. So entfaltet Roman Pertl als entspannter Programmierer Walfang mehr Präsenz denn als Lause und Edelkern. So liegt Karoline Stegemann die anscheinend wirkliche Natürlichund Herzlichkeit der Eva mehr als die ja ebenfalls reizvolle Aufgabe, eine künstliche, steife Roboter-Sekretärin zu mimen. Und Kai Windhövel geht voll in der brutal-freundlichen Chefposition von Siskins auf.
Wer genau hinschaut bei dieser Produktion, der sieht zwei Stränge in den Bühnenhimmel steigen: blau und rot. Als ob Fred Stillers IKZLabor an den Blutkreislauf eines höheren Wesens, einer höheren Welt angeschlossen wäre. Es ist aber kein Blutkreislauf. Es sind nur Stromund Programmierkabel ...
Schön, ja sogar herzig, dass Fred von Eva erschossen wird und von ihr ein neues Bewusstsein erhält ... Frau erlöst Mann. Warmer Frühlingsapplausregen.
ONächste Vorstellungen 26. April, 4. und 26. Mai sowie 14., 15., 19. Juni