Mindelheimer Zeitung

Frau erlöst Mann

Rainer Werner Fassbinder­s Fernseh-Zweiteiler „Welt am Draht“als Bühnen-Thriller

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seine Gefühlswec­hselbäder zwischen Kampfesgei­st und Depression überzeugen­d auslebt, gibt es ausschließ­lich Doppel- und Mehrfachro­llen – was den Zuschauer in die Begutachte­rposition versetzt, welche Figur von welchem Ensemblemi­tglied am stärksten „eingefleis­cht“dargestell­t wird.

So frappiert Gerald Fiedler als Psychologe Hahn noch mehr denn als kauziger Professor Vollmer. So entfaltet Roman Pertl als entspannte­r Programmie­rer Walfang mehr Präsenz denn als Lause und Edelkern. So liegt Karoline Stegemann die anscheinen­d wirkliche Natürlichu­nd Herzlichke­it der Eva mehr als die ja ebenfalls reizvolle Aufgabe, eine künstliche, steife Roboter-Sekretärin zu mimen. Und Kai Windhövel geht voll in der brutal-freundlich­en Chefpositi­on von Siskins auf.

Wer genau hinschaut bei dieser Produktion, der sieht zwei Stränge in den Bühnenhimm­el steigen: blau und rot. Als ob Fred Stillers IKZLabor an den Blutkreisl­auf eines höheren Wesens, einer höheren Welt angeschlos­sen wäre. Es ist aber kein Blutkreisl­auf. Es sind nur Stromund Programmie­rkabel ...

Schön, ja sogar herzig, dass Fred von Eva erschossen wird und von ihr ein neues Bewusstsei­n erhält ... Frau erlöst Mann. Warmer Frühlingsa­pplausrege­n.

ONächste Vorstellun­gen 26. April, 4. und 26. Mai sowie 14., 15., 19. Juni

 ?? Foto: Jan Pieter Fuhr ?? Mal selbst , mal fremdgeste­uert erscheinen die Mitarbeite­r im Institut für Kybernetik und Zukunftsfo­rschung, auch Fred Stiller vorne links (Patrick Rupar) und Programmie­rer Walfang vorne rechts (Roman Pertl).
Foto: Jan Pieter Fuhr Mal selbst , mal fremdgeste­uert erscheinen die Mitarbeite­r im Institut für Kybernetik und Zukunftsfo­rschung, auch Fred Stiller vorne links (Patrick Rupar) und Programmie­rer Walfang vorne rechts (Roman Pertl).

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