Mindelheimer Zeitung

Kochtöpfe in der Erde

Auf Island qualmt an manchen Orten der Boden. Hier gibt es Vulkane und auch Geysire. Aus diesen Erdlöchern schießt ab und zu Wasser und Dampf nach oben

- VON INSA KOHLER

In diesem Erdloch blubbert und brodelt es wie in einem Kochtopf. Viele Menschen stehen außen herum. Sie halten Kameras und Handys bereit und beobachten das kochende Wasser. Das Loch in der Erde ist eine Springquel­le, genauer gesagt ein Geysir. Die Leute warten darauf, dass er ausbricht. Gleich ist es so weit! Das Blubbern wird stärker. Plötzlich wölbt sich eine riesige Wasserblas­e nach oben. Es zischt und eine hohe Wasserfont­äne spritzt in den Himmel. „Ohhhhh!“und „Woah!“rufen die Beobachter und drücken schnell auf die Auslöser ihrer Kameras und Handys.

An manchen Stellen ist es gefährlich zu spazieren

Der Geysir, der gerade ausgebroch­en ist, heißt Strokkur. Er befindet sich im Südwesten von Island. Die Insel liegt im Norden des Atlantisch­en Ozeans. Auf Island gibt es viele Vulkane und heiße Quellen. An manchen Stellen ist es gefährlich zu spazieren, der Boden ist voller Löcher, aus denen es dampft. Der Geysir Strokkur ist eine besondere Attraktion. Er bricht alle fünf bis zehn Minuten aus. Manchmal auch mehrfach hintereina­nder. Jeden Tag kommen viele Menschen in diese Gegend, um sich das anzugucken. Doch was passiert dabei eigentlich unter der Erde?

Ralf Milke ist Geologe. Er kennt sich mit Geysiren aus und kann das erklären: „Was dort unterirdis­ch passiert, ist das Gleiche, was in einem Kochtopf passiert, wenn man die Herdplatte voll aufdreht.“Das Wasser beginnt zu kochen, und einzelne Gasblasen steigen nach oben. Der Kochtopf ist in diesem Fall ein Hohlraum unter der Erde, der mit Grundwasse­r gefüllt ist. Allerdings ist dort unten keine Herdplatte, sondern Hitze aus dem Erdinneren von geschmolze­nem Magma, ähnlich wie in einem Vulkan.

Geysire wie den Strokkur gibt es dort, wo es auch Vulkane gibt. „In vulkanisch­en Gebieten ist die Erde schon wenige Meter unter der Oberfläche sehr heiß“, erklärt der Experte. „Ein Geysir braucht diese Hitze und das Grundwasse­r.“Außerdem braucht der Geysir eine lange, enge Öffnung nach oben: „Die ist wie ein Rohr.“

In diesem Rohr befindet sich ebenfalls Wasser. Die Gasblasen, die beim Kochen entstehen und nach oben steigen, drücken das Wasser in der engen Öffnung mit nach oben, erklärt der Forscher Thomas Walter. „Mit einem Schlag spritzt dann eine Fontäne aus Wasser und Wasserdamp­f oben raus.“Dadurch kühlt das Wasser ab und läuft einfach wieder zurück in die Öffnung.

Nach einer gewissen Zeit wird das Wasser unten wieder heiß genug und dann geht das Ganze von vorne los. Ein Geysir ist also tatsächlic­h wie ein Kochtopf unter der Erde. (dpa)

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Foto: Rebecca Krizak, dpa Der Geysir Strokkur zieht viele Touristen an. Sie schauen gebannt zu, wenn der Geysir in die Höhe spritzt.
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Foto: Insa Kohler/dpa Auf Island gibt es Löcher im Boden, aus denen es dampft.

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