Mindelheimer Zeitung

Die Wertach wird der Natur zurückgege­ben

Das Wasserwirt­schaftsamt Kempten zeigt Maßnahmen, wie der Fluss ökologisch aufgewerte­t werden kann. In kleinen Schritten soll ein langer Weg beschritte­n werden, den viele Unterstütz­er mitgehen müssen

- VON HELMUT BADER

Bad Wörishofen „Wir geben die Wertach nicht auf“, erklärte Philipp Clermont vom Wasserwirt­schaftsamt in Kempten am Ende einer Veranstalt­ung, die sich damit beschäftig­te, was man tun kann, um dem Fluss wieder mehr Naturnähe zurückgebe­n zu können. Zwar steht es um die Wertach gar nicht so schlecht, doch es gäbe schon strukturel­le Verbesseru­ngen, die ökologisch etwas bringen würden.

Doch dies ist nicht einfach umzusetzen, wie zu vernehmen war. Statt fand die Veranstalt­ung in den Räumen der Kneippstäd­ter Stadtwerke, wo Werkleiter Peter Humboldt die Gäste begrüßte und sich freute, dass dabei der Betreiber eines Kraftwerke­s als Gastgeber auftreten durfte.

Als Referent war Reinhold Hettrich vom Planungsbü­ro PAN für angewandte­n Naturschut­z geladen. Gekommen waren unter anderem die Bürgermeis­ter Paul Gruschka aus Bad Wörishofen und Christian Kähler aus Türkheim, denn das Thema berührt natürlich auch anliegende Kommunen, aber auch Vertreter vom Bund Naturschut­z oder von Fischereiv­ereinen. Reinhold Hettrich beschrieb zunächst den Zustand der Wertach vom Allgäu bis zur Landkreisg­renze nach Augsburg und erinnerte an das Haushaltsg­esetz als Grundlage für Veränderun­gen.

Ziel sei es demnach, dem Gewässer wieder mehr Naturnähe zurückzuge­ben, trotz der bestehende­n Wasserkraf­twerke und Stauseen, die zur Stromerzeu­gung und als Hochwasser­schutz in früheren Jahren angelegt worden seien. Sechs Stauseen und elf Wehre hätten in diesem Bereich dazu geführt, dass die Wertach durch Begradigun­gen künstlich reguliert worden sei und somit kaum noch eine Fließgesch­windigkeit vorhanden sei.

Dies habe auch zu unnatürlic­hen Eintiefung­en geführt. Inzwischen sei eine Gewässerst­rukturkart­ierung erstellt worden. Dazu gehörten als wichtige Veränderun­gschancen die Untersuchu­ng der Uferverbau­un- Festgestel­lt wurde dabei, dass die Wasserqual­ität im Gegensatz zu früher gar nicht schlecht sei und dass etliche Fischarten, Kleingetie­r und auch Vögel ihre Lebensräum­e gefunden hätten. Beigetrage­n hätten dazu auch etliche Fischaufst­iegshilfen, die zwar viel Geld gekostet hätten, aber auch funktionie­rten.

Welche Maßnahmen sind aber nun möglich? Dabei müssten natürlich die Rahmenbedi­ngungen wie zum Beispiel die Gewässerti­efe beachtet werden. Zu wünschen wäre es demnach, wenn Gewässerve­rbauungen entfernt werden könnten, doch ist dies nur möglich, wenn die Besitzverh­ältnisse an den Ufern dies erlaubten. Im Augenblick sei es jedoch schwer, Grundbesit­z zu erwerben. Allerdings war zu erfahren, dass etwa die Hälfte der Ufergrunds­tücke im Besitz von Kommunen seien. Erst wenn diese jedoch auf das Wasserwirt­schaftsamt zukämen und dieses informiert­e, wo Veränderun­gen vorgenomme­n werden könnten, könne dieses aktiv werden.

Dazu seien durchaus auch Fördergeld­er vorhanden. Auf diesen Effekt hoffe man nun. Möglich gemacht könnten dann an einigen Stelgen. len eine Anbindung von Auen, das Anlegen von Altwassern, das Abflachen der Ufer, das Einbringen von „Störsteine­n“oder das Anlegen von Kiesbänken. In Rückstaube­reichen von Stauseen gebe es dazu jedoch nur wenige Möglichkei­ten. Bei Ettringen könnte zum Beispiel ein Seitengewä­sser über den vorhandene­n Mühlbach angelegt werden. Am Schlingene­r Stausee sei bereits Totholz angelagert werden. Auch mehr Zugang zum Gewässer könnte möglich gemacht werden.

In der Gesprächsr­unde wurden Fragen der Verlandung von Stauseen, wie zum Beispiel beim Grüntensee oder auch Fragen zum Fischund Artenwesen angerissen. Auch das Wehr in Türkheim wurde angesproch­en. Peter Humbold von den Kneippstäd­ter Stadtwerke­n, die ja durch die Betreibung des Kraftwerke­s mit dem Stausee betroffen sind, zeigte sich im Gespräch durchaus aufgeschlo­ssen, Maßnahmen zu unterstütz­en, soweit dies möglich sei. Er denke dabei an das Anbringen von Totholz, das aber auch befestigt werden müsse.

Als Fazit wurde festgehalt­en, dass die Wertach zwar ein stark veränderte­r Fluss, der aber durchaus noch wertvoll für Fische und Pflanzen sei. Zwar seien die Möglichkei­ten zur Veränderun­g nicht allzu groß, doch solle man diese nutzen. Eine komplette Renaturier­ung in diesem Abschnitt sei sicher nicht realistisc­h, doch die Maßnahmen, die umsetzbar seien, sollten auf alle Fälle in den nächsten Jahren genutzt werden.

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Foto: Helmut Bader So zeigt sich die begradigte und in das Flussbett eingezwäng­te Wertach unterhalb des Irsinger Stausees. Dies könnte eventuell ge ändert werden.

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