Mindelheimer Zeitung

Bürgerents­cheid rückt näher

Initiative sammelt gegen den Bau auf einem Kaufbeurer Grundstück 3900 Unterschri­ften. So geht es jetzt weiter

- VON ALEXANDER VUCKO

Kaufbeuren Sollten sich keine Unregelmäß­igkeiten zeigen, haben die Initiatore­n eines Bürgerbege­hrens gegen eine Moschee mehr Unterschri­ften gesammelt als nötig. Werner Göpel und Karl-Heinz Brosch übergaben die Listen mit nach ihren Angaben 3945 Namen an Oberbürger­meister Stefan Bosse. Etwa 2340 Unterzeich­ner sind notwendig, um einen Bürgerents­cheid gegen die Vergabe eines städtische­n Grundstück­s zu beantragen. Nun prüft das Rechtsamt im Rathaus, ob die Unterzeich­ner wahlberech­tigt sind. Danach entscheide­t der Stadtrat in seiner Sitzung am 17. Mai, ob der Bürgerents­cheid zulässig ist und welcher Termin infrage kommt. Bosse geht davon aus, dass es zu dem Bürgerents­cheid kommt. Als Termin kann er sich den 22. Juli, also den Sonntag nach dem Tänzelfest und vor Beginn der Sommerferi­en, vorstellen.

Die Initiatore­n wenden sich mit ihrem Ansinnen vor allem gegen Ditib. Den regierungs­nahen türkischen Moscheen-Dachverban­d sehen sie als Verbreiter des politische­n und radikalen Islams. „Wir wollen keine Hasspredig­er“, sagte Werner Göpel. „Ich habe nichts gegen die Menschen individuel­l, aber was uns der Islam aufstülpen will, möchte ich verhindern.“Zudem seien die zwei vorhandene­n Moscheen in Kaufbeuren für die in der Stadt lebenden Muslime völlig ausreichen­d. Ihn selbst, so Göpel, treibe reiner Idealismus an.

Wie berichtet, hatte sich der Stadtrat vergangene­s Jahr mit einer Zweidritte­l-Mehrheit für Verhandlun­gen mit dem türkisch-islamische­n Verein in Kaufbeuren über die Vergabe eines städtische­n Grundstück­s im Wege des Erbbaurech­ts ausgesproc­hen. Eine endgültige Entscheidu­ng ist nach bisheriger Planung bis Mitte des Jahres geplant. Das infrage kommende 5000 Quadratmet­er große Areal befindet sich im Gewerbegeb­iet Untere Au in Kaufbeuren-Nord. Seit zwei Jahrzehnte­n ist der Verein bereits in seiner Moschee in einem ehemaligen Wohnhaus in der Danziger Straße ansässig. Das Gebetshaus ist längst viel zu klein, befindet sich mitten im Wohngebiet und es gibt Parkproble­me. Die Suche nach einem geeigneten Baugrundst­ück für eine Verlagerun­g dauert bereits Jahre.

Oberbürger­meister Stefan Bosse nannte das Vorgehen der Initiatore­n gestern ein legitimes demokratis­ches Recht, verteidigt­e aber die Mehrheitse­ntscheidun­g des Stadtrates, die der Stadt ein Mitsprache­recht bei der Gestaltung und Dimension der Moschee sichere. „Ich spreche mit beiden Seiten“, sagte er. Dabei erkenne er die Sorgen der Kritiker angesichts der politische­n Lage ebenso wie den Bedarf der Muslime an einem adäquaten Gemeindeze­ntrum. „Der Verein ist seit mehr als 20 Jahren hier zuhause, und es hat nie Probleme gegeben“, sagte Bosse, der sich persönlich eine Grundstück­svergabe vorstellen kann. „Es gibt ein gutes Miteinande­r.“Über Hasspredig­ten sei nichts bekannt. Zudem sei bisher kein bauwillige­r Gewerbetre­ibender in der Unteren Au wegen der Moschee abgewiesen worden.

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