Wie passen noch mehr Menschen ins Flugzeug?
Designer arbeiten an neuen Ideen, wie Flüge noch komfortabler werden können. Manche Anbieter versuchen stattdessen, möglichst viele Passagiere in die Kabine zu quetschen – mit außergewöhnlichen Ideen
Flugreisen sind nicht unbedingt die bequemste Angelegenheit. Abgeklemmte Beine, schlechte Luft und ein verbissener Kampf mit dem Sitznachbarn um die Armlehne – die wenigsten Reisenden verbinden mit einem Flug angenehme Erfahrungen. Außer natürlich, sie gehören zu den Luxus-Reisenden, die in der Business- oder First Class fliegen. Für diese Königs-Kunden lassen sich Airlines immer wieder neue Extravaganzen einfallen. Mit den „Crystal Cabin Awards“wurden jüngst die pfiffigsten Ideen ausgezeichnet.
Diese Ideen bewegen sich in ihrer Einsetzbarkeit zwischen praktisch und dekadent. Eine Kino-Lounge mit gigantischem Bildschirm und umfangreichem Soundsystem fällt sicherlich in die Kategorie dekadent. Grundsätzlich könnten solche Räume aber in eine Boeing 787 eingebaut werden – die chinesische Designerfirma Ameco hat das bereits bis ins Detail ausgearbeitet. Ein Kino im Kleinformat stellte dagegen die italienische Firma Iacobucci HF Aerospace vor – abgeschirmte Liegesitze in der Business-Class mit eigenem Bildschirm und PC-Anschluss. Damit die Geschäftsreisenden aber nicht nur isoliert im MiniKino sitzen, hat Qatar Airways eine Idee in den Raum geworfen: ein luxuriöses Großraumabteil, das sich durch drehbare Sitze in eine ViererSitzgruppe mit gemeinsamem Konferenztisch umbauen lässt.
Einige der preisgekrönten Ideen haben nichts mit Komfort zu tun, sondern bieten technische Raffinessen. Das Unternehmen „Printed Electrics“will dicke Kabelstränge in Flugzeugen überflüssig machen. Dazu werden Stromleitungen mit einem Druckverfahren installiert. Zusätzliche Sicherheit soll dagegen eine Erfindung aus England bringen. Ein Modul namens „ViatorAero“überprüft, ob alle Passagiere ihren Gurt geschlossen haben, und checkt gleichzeitig die Luftqualität in der Kabine.
Für die unterste Preisklasse im Flieger, die Economy Class, wurden auch Preise vergeben. Einige davon sind tatsächlich sehr praktisch – etwa Armlehnen, die genügend Platz für zwei Gäste bieten. Dafür ist die Lehne in ihrem Querschnitt als liegendes „U“geformt: Ein Passagier legt den Arm auf die Lehne, der andere in die Einbuchtung unterhalb. Der Konflikt um die Armablage könnte damit der Vergangenheit angehören. Airbus will die Passagiere hingegen komplett aus der engen Billigklasse holen – zumindest einige ihrer Sinne. Mit Virtual-Reality-Brillen entfliehen Passagiere womöglich bald der grausamen Realität ihrer engen Sitze.
Der Unterschied zwischen Economy Class und den Luxusklassen wird wieder einmal klar: Mit ausgefallenen Ideen in den Premium-Abteilen verdienen die Airlines viel Geld – ein Platz in der BusinessClass ist immerhin oft drei Mal so teuer wie ein Sitz im billigen Abteil. In der Economy Class wird dagegen auf Masse gesetzt: Nur wenn viele Passagiere im Flugzeug sitzen, lohnt sich das Geschäft. Daher nehmen die günstigen Sitze oft drei Viertel des gesamten Flugzeugs ein.
Damit auf diesem Raum möglichst viele Passagiere unterkommen können, hat die italienische Firma Aviointeriors einen Sitz erfunden, der das genaue Gegenteil von Luxus ist. Ein Steh-Sitz, in dem die Fluggäste sitzen wie auf einem Barhocker mit Rückenlehne. Bereits 2010 hatte das Unternehmen einen ersten Entwurf vorgestellt
– nun verspricht der „Skyrider 2.0“große Vorteile für Fluglinien. Der Sitz ist nicht nur halb so schwer wie ein normaler Sitzplatz, er verbraucht auch 20 Prozent weniger Raum. Eine „neue Grenze für Niedrigpreistickets“überschreiten die Italiener damit – so heißt es auf ihrer Internetseite.
Zwar hat der Skyrider 2.0 keinen Preis für FlugzeugInnovationen eingeheimst, allerdings dürfte die Industrie das Projekt interessiert verfolgen. Die irische BilligFluglinie Ryanair wollte schon 2012 Testflüge starten, bei denen die Passagiere in der Kabine stehen und sich an einem Handgriff festhalten. Eine Luftfahrtbehörde stoppte den Plan damals – zu unsicher sei es für die Gäste. Der Steh-Sitz hingegen erlaubt es Passagieren, sich vorschriftsmäßig anzuschnallen. Die Sicherheit ist damit gewährleistet – in Sachen Komfort sieht es hingegen anders aus. Es gibt ja die berühmte Geschichte von dem Allgäuer Bauern, der sich von seinem Einödhof auf den Weg nach Paris macht: zu Fuß ins Dorf, von dort aus mit dem Bus in die Stadt, mit dem Bummelzug nach Kempten, mit dem D-Zug nach Ulm und schließlich mit dem Express in die französische Metropole. Wieder zurück in der Heimat wollen natürlich alle wissen, wie Paris denn so sei. „Schön, aber recht abgelegen“, lautet die Antwort.
Schön, aber abgelegen – das gilt für Frankreich ganz allgemein, zumal wenn man aus dem südbayerischen Raum in die Tiefen des Nachbarlandes vorstoßen will. Da empfiehlt sich eine gute Anlaufstelle auf halber Strecke. Wir haben sie im Hameau de Barboron gefunden, einem ehemaligen Landgut in den Hügeln des Burgund. Im Zentrum von Savigny-Lès-Baune führt ein schmales
Sträßchen bergauf aus dem Dorf hinaus, durch einen Wald und in den
Talgrund, an dessen Ende sich die Steinhäuser um einen Innenhof gruppieren.
Ein Dutzend individuell gestaltete Zimmer warten auf den Gast, der nach dem
Menü unter dem Zirpen der Grillen in eine himmlische Nachtruhe gleitet. Ein Glas Meursault oder der rote Burgunder, die es auch im Hofladen zu kaufen gibt, tun das ihre dazu. Am nächsten Morgen wartet das Frühstück in einem überdachten Freisitz. Der Duft des frisch gebrühten Kaffees vermischt sich mit den Aromen der Natur um uns. Ohne Zweifel: So abgelegen kann dieser Ort gar nicht sein, dass sich der Weg dorthin nicht lohnte.
Technische Neuerungen sollen Flüge sicherer machen
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In unserer Rubrik „Zimmer-Service“stellen wir Hotels, Pensionen und Ferienhäuser vor, die unsere Redaktionsmitglieder und Mitarbeiter ausprobiert haben und bemerkenswert fanden.