Mindelheimer Zeitung

Den Tourismus im Allgäu strategisc­h weiter entwickeln

Die Hochschule Kempten plant im Süden ein Zentrum, das Impulse für die gesamte Region gibt. Bad Wörishofen arbeitete schon früh mit den Kemptenern zusammen

- VON MARKUS RAFFLER UND MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen/Kempten Elektroaut­os vor dem Kurhaus – noch dazu für jedermann mietbar: Bad Wörishofen hat schon früh gemeinsame Sache mit der Hochschule Kempten gemacht. Die „E-Tour Allgäu“, ein bundesweit beachtetes Forschungs­projekt, ist nur eines von mehreren Beispielen. Trends im Tourismus gibt es wie Sand am Meer. Doch welche bringen das Allgäu wirklich weiter? Welche Rolle kann Elektromob­ilität künftig spielen? Und wie lassen sich Urlauberst­röme an Hotspots so lenken, dass Einheimisc­he von den Massen nicht überrollt werden? Fragen wie diesen will die Hochschule Kempten künftig strategisc­h nachgehen: In Füssen soll ein Wissenstra­nsferzentr­um für „innovative und nachhaltig­e Tourismuse­ntwicklung“entstehen – finanziert vom Freistaat Bayern.

Ob die neue Einrichtun­g in Füssen tatsächlic­h Wirklichke­it wird, ist aber noch nicht entschiede­n. Das bayerische Wissenscha­ftsministe­rium werde das Projekt im Rahmen der „Initiative Wissens- und Technologi­etransfer Digitalisi­erung“beantragen, sagt Hochschulr­ektor Robert Schmidt auf Nachfrage unserer Zeitung. Danach ist die Politik am Zug. Das nötige Geld – für Forschungs­professur, wissenscha­ftliche und weitere Kosten sind über fünf Jahre insgesamt 2,7 Millionen Euro veranschla­gt – muss der Landtag im Etat 2019/20 verankern. Zuvor hat die Stadt Füssen noch eine Hausaufgab­e zu machen: Das neue Zentrum, das Forschung und praktische Anwendung verzahnen will, kann nur dort entstehen, wo eine Kommune mindestens fünf Jahre kostenlos Büros bereitstel­lt. Bürgermeis­ter Paul Iacob hat beMitarbei­ter reits Unterstütz­ung signalisie­rt. Entscheide­nd ist aber das noch ausstehend­e Stadtrats-Votum. Fürspreche­rin des Vorhabens ist Landrätin Maria Rita Zinnecker. Alfred Bauer, Dekan der Hochschul-Fakultät Tourismus, hat das Konzept für das neue Zentrum ausgearbei­tet. Auch er ist in Bad Wörishofen ein guter Bekannter. Bauer hält „Tourismus für eine Querschnit­tsaufgabe, bei der viele Bereiche zu verknüpfen sind.“Mobilität und Energiefra­gen spielten hier eine große Rolle, ebenso die Digitalisi­erung. „Nicht zu vergessen die Verträglic­hkeit für den Menschen.“Denn längst habe der Qualitätst­ourismus die Maxime ,höher, schneller, weiter’ abgelöst.

Das neue Zentrum soll zwar das Allgäu im Fokus haben, dank der erzielten Ergebnisse aber über die Region hinausstra­hlen, sagt Schmidt. Auch die Projektauf­träge aus der Wirtschaft, die das Zentrum mitfinanzi­eren sollen, kämen nicht nur aus dem Allgäu.

Bad Wörishofen­s Altbürgerm­eister Klaus Holetschek, Vorsitzend­er des Tourismusv­erbandes Allgäu/ Bayerisch Schwaben, sieht in dem Vorhaben der Hochschule einen wichtigen Baustein bei der Tourismuse­ntwicklung, der nicht in Konkurrenz zum von ihm befeuerten schwäbisch­en Kompetenzz­entrum stehe.

 ?? Foto: Ralf Lienert ?? Bad Wörishofen und die Hochschule Kempten haben in Sachen Tourismus gemein sam schon früh über den Tellerrand geblickt, hier bei der E Tour Allgäu im Jahr 2010. Das Foto entstand vor der Therme.
Foto: Ralf Lienert Bad Wörishofen und die Hochschule Kempten haben in Sachen Tourismus gemein sam schon früh über den Tellerrand geblickt, hier bei der E Tour Allgäu im Jahr 2010. Das Foto entstand vor der Therme.

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