Den Tourismus im Allgäu strategisch weiter entwickeln
Die Hochschule Kempten plant im Süden ein Zentrum, das Impulse für die gesamte Region gibt. Bad Wörishofen arbeitete schon früh mit den Kemptenern zusammen
Bad Wörishofen/Kempten Elektroautos vor dem Kurhaus – noch dazu für jedermann mietbar: Bad Wörishofen hat schon früh gemeinsame Sache mit der Hochschule Kempten gemacht. Die „E-Tour Allgäu“, ein bundesweit beachtetes Forschungsprojekt, ist nur eines von mehreren Beispielen. Trends im Tourismus gibt es wie Sand am Meer. Doch welche bringen das Allgäu wirklich weiter? Welche Rolle kann Elektromobilität künftig spielen? Und wie lassen sich Urlauberströme an Hotspots so lenken, dass Einheimische von den Massen nicht überrollt werden? Fragen wie diesen will die Hochschule Kempten künftig strategisch nachgehen: In Füssen soll ein Wissenstransferzentrum für „innovative und nachhaltige Tourismusentwicklung“entstehen – finanziert vom Freistaat Bayern.
Ob die neue Einrichtung in Füssen tatsächlich Wirklichkeit wird, ist aber noch nicht entschieden. Das bayerische Wissenschaftsministerium werde das Projekt im Rahmen der „Initiative Wissens- und Technologietransfer Digitalisierung“beantragen, sagt Hochschulrektor Robert Schmidt auf Nachfrage unserer Zeitung. Danach ist die Politik am Zug. Das nötige Geld – für Forschungsprofessur, wissenschaftliche und weitere Kosten sind über fünf Jahre insgesamt 2,7 Millionen Euro veranschlagt – muss der Landtag im Etat 2019/20 verankern. Zuvor hat die Stadt Füssen noch eine Hausaufgabe zu machen: Das neue Zentrum, das Forschung und praktische Anwendung verzahnen will, kann nur dort entstehen, wo eine Kommune mindestens fünf Jahre kostenlos Büros bereitstellt. Bürgermeister Paul Iacob hat beMitarbeiter reits Unterstützung signalisiert. Entscheidend ist aber das noch ausstehende Stadtrats-Votum. Fürsprecherin des Vorhabens ist Landrätin Maria Rita Zinnecker. Alfred Bauer, Dekan der Hochschul-Fakultät Tourismus, hat das Konzept für das neue Zentrum ausgearbeitet. Auch er ist in Bad Wörishofen ein guter Bekannter. Bauer hält „Tourismus für eine Querschnittsaufgabe, bei der viele Bereiche zu verknüpfen sind.“Mobilität und Energiefragen spielten hier eine große Rolle, ebenso die Digitalisierung. „Nicht zu vergessen die Verträglichkeit für den Menschen.“Denn längst habe der Qualitätstourismus die Maxime ,höher, schneller, weiter’ abgelöst.
Das neue Zentrum soll zwar das Allgäu im Fokus haben, dank der erzielten Ergebnisse aber über die Region hinausstrahlen, sagt Schmidt. Auch die Projektaufträge aus der Wirtschaft, die das Zentrum mitfinanzieren sollen, kämen nicht nur aus dem Allgäu.
Bad Wörishofens Altbürgermeister Klaus Holetschek, Vorsitzender des Tourismusverbandes Allgäu/ Bayerisch Schwaben, sieht in dem Vorhaben der Hochschule einen wichtigen Baustein bei der Tourismusentwicklung, der nicht in Konkurrenz zum von ihm befeuerten schwäbischen Kompetenzzentrum stehe.