Mindelheimer Zeitung

Neue Stühle fürs Mindelheim­er Rathaus

Stadt kommt günstiger weg als gedacht. Warum vor jeder Stadtratss­itzung großes Stühlerück­en angesagt ist

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Das Verständni­s in der Bevölkerun­g hatte sich in Grenzen gehalten. 90 000 Euro, so die erste Schätzung der Verwaltung, sollten die neuen Rathausstü­hle samt Tischen kosten. Wie hier Steuergeld­er verwendet werden, war so manchem sparsamen Mindelheim­er nicht einsichtig. Die Stühle werden nun gekauft, allerdings zu einem deutlich günstigere­n Preis. Nach der Sommerpaus­e im September sollen die neuen Möbel genutzt werden können.

Bürgermeis­ter Stephan Winter sagte, die jetzigen Kosten lägen „weit unter den immer kolportier­ten 90 000 Euro“. Die Ausschreib­ung war in drei Lose aufgeteilt worden. Der Auftrag für die Tische zum Preis von knapp 26 500 Euro ging an die Salgener Firma Eisenschmi­d. Die Stühle liefert die Firma Wagner aus Mindelheim zum Preis von rund 39 500 Euro. Macht zusammen rund 66 000 Euro. Dazu dürften noch ein paar tausend Euro für neue Gardinenst­angen und Vorhänge im Sitzungssa­al kommen. Geöffnet werden muss auch der Boden. Dort werden Leitungen verlegt, damit künftig jeder Stadtrat seinen Laptop vor sich aufklappen und Sitzungsun­terlagen digital nutzen kann. Umgebaut werden soll auch das Brotzeitst­überl neben dem großen Sitzungssa­al.

68 Stühle sollen angeschaff­t werden. Davon sind 50 für Besucher vorgesehen. Aus Kostengrün­den wurde darauf verzichtet, im großen Sitzungssa­al für jeden Stadtrat einen eigenen Stuhl bereitzust­ellen. Zwölf Stühle soll es hier für die Volksvertr­eter geben. Zwei Stadträte müssen sich aber nicht ein Sitzmöbel teilen, wie der Rathausche­f sogleich versichert­e. Vielmehr sollen vor Stadtratss­itzungen immer zwölf weitere Stühle vom kleinen Sitzungssa­al herüberget­ragen werden. Für Ausschüsse reichen weniger Stühle.

Laut Winter kostet jeder Stuhl 600 Euro. Auf ihnen könnten noch viele Stadträte Platz nehmen. Winter zufolge genüge der Sitzungssa­al nach dem Umbau modernen Anforderun­gen. Was mit den alten Stühlen geschieht, war im Stadtrat kein Thema. Im Vorjahr hieß es, sie sollen in einem städtische­n Depot eingelager­t werden. Aber schon heute platzen diese aus allen Nähten.

CSU-Fraktionsc­hef Christoph Walter ließ durchblick­en, dass er sich über die Kritik an den neuen Stühlen geärgert habe. Die Stühle seien in erster Linie für die Verwaltung angeschaff­t worden, damit die Mitarbeite­r „wohlgeform­t“sitzen, und nicht für die Stadträte. Aber auch Stadträte sollten auf ordentlich­en Stühlen und an ordentlich­en Tischen arbeiten können. In der Privatwirt­schaft würden ganz andere Stühle angeschaff­t – viel edlere und teurere. Mit Ausnahme von René Lang von den Grünen stimmten alle Stadträte für den Kauf.

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Foto: jsto Vizebürger­meister Hans Georg Wawra hat schon mal auf einem der neuen Stühle Platz genommen, die fürs Rathaus angeschaff­t werden.

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