Ein „Fest der Freude“gegen Nachwuchssorgen
Der Liederkranz Ettringen feiert sein 90-jähriges Bestehen standesgemäß mit einem Konzertabend am morgigen Samstag in der Turnhalle. Vielleicht können so auch jüngere Sängerinnen und Sänger zum Mitsingen animiert werden
Ettringen Schon 90 Jahre lang schweben die Mitglieder des Liederkranzes Ettringen auf den Flügeln des Gesangs. Grund genug, um dieses stolze Jubiläum gebührend zu feiern. So lädt der gemischte Chor anlässlich seines runden Geburtstages am Samstag, 28. April, um 20 Uhr zu einem Konzertabend in die Turnhalle ein.
Für das „Fest der Freude“haben auch drei befreundete Chöre ihr Mitwirken zugesagt. Die Männergesangvereine aus Markt Rettenbach und Markt Wald/Oberneufnach, wie auch der Gesangverein Köngetried. Hinter dem Motto „Singen mit Freunden“verbirgt sich ein buntes Programm, das einen Bogen vom Volkslied über Songs der Romantik und Klassik bis zu der Filmmusik spannt und auch mit moderner Literatur punkten will. Nach dem Konzert, nach Grußworten und Ehrungen lädt der Liederkranz alle Freunde des Chorgesangs – erwartet werden mehr als 200 – zu einem Stehempfang in die Aula der Schule ein.
Christine Stiegeler, die „Frontfrau“des Liederkranzes singt seit mehr als 42 Jahren im Liederkranz Ettringen mit. „Und es macht mir immer noch viel Spaß“, versichert sie. Mit dem Dirigenten Thomas Müller, ihrer Stellvertreterin Marianne Weidenspointner und Schriftführer Hartmuth Schmidt ist sich Frau Vorstand einig: „Singen vertreibt die Sorgen, ist Erholung vom Stress des Alltags und man kannn ganz toll dabei abschalten“.
Wie viele gemischte Chöre, plagen auch den Liederkranz Ettringen „Wir suchen händeringend nach jungen Leuten, die Freude am Singen und der Musik haben,“klagt das Führungsteam. So bleibt ihm nur die Hoffnung, dass ihr Appell nicht ungehört verhallt.
Bei einem Blick in die Chronik des Chores erinnert sich Dirigent Thomas Müller. „Schon als kleiner Bub habe ich mit einem Stock den Ton angegeben und überall verkündet: „Ich will einmal Musikmeister werden“. Da hat er nicht zuviel versprochen. Müller ist seit 28 Jahren Chorleiter beim Liederkranz und hatte nach Roland Mühlbaur und Altbürgermeister Walter Fehle 20 Jahre lang als Vorstand das Sagen.
Und wie bekam Müller den Taktstock in seine Hände? Als Vorstand vertrat er die Ansicht: „Bevor ich mir einen Chorleiter suchen und beMelodien zahlen muss, mache ich das lieber selber“.
Seit März 1934 ist der Ettringer Gesangverein Mitglied beim Schwäbischen Sängergau. Damals gab sich der Chor auf Vorschlag des Dirigenten Sebastian Fehle den Namen „Liederkranz Ettringen“Und der hat in den lezten neun Jahrzehnten viele Höhen und Tiefen erlebt, doch nie ging ihm der Mut zu einem Neubeginn verloren.
Besonders schwer hatte es der Liederkranz Ettringen bei der Planung von Auftritten während der Nazi-Zeit. Wie schwer es war eine Veranstaltung ohne Beanstandung durch die „Obrigkeit“anzubieten, bezeugt ein Brief des Kaufbeurer Sängerkreises an den Ettringer Chorleiter Sebastian Fehle. Darin hieß es: „Leider muss ich sie darauf aufmerksam machen, dass die beiNachwuchsorgen: den gemischten Chöre ,Nachtigall’ und ,Primel’ nicht aufgeführt werden dürfen, da der Tondichter Mendelssohn ein Jude war“.
Allen Schwierigkeiten trotz wagte der Liederkranz nach dem Krieg einen Neuanfang. Schon immer herrschte in Sängerkreisen die Meinung vor: „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“. Aktuell hat der Liederkreis Ettringen 85 Mitglieder. Im Chor singen 23 Frauen und Männer. Und wo die nicht überall auftreten: Bei Weinfesten, Faschingsbällen und Konzerten ebnso wie beim Marien- und Adventssingen. Doch das Porträt des Vereins wäre unvollständig, blieben die geselligen Veranstaltungen, wie Geburtstagsständchen, Theaterfahrten, Ausflüge und ungezählte Feste, die ein geselliges Leben ausmachen, hier unerwähnt.