Mindelheimer Zeitung

Auf Umwegen zum Sexsymbol

Michelle Pfeiffer erfand sich immer wieder neu. Zuletzt spielte sie eine Witwe in „Mord im Orient-Express“. Dabei wäre sie fast Gerichtsre­porterin geworden

- People Die Zeit Denis Dworatsche­k

Kritiker nannten ihren Namen in einem Zug mit Greta Garbo oder Marilyn Monroe – die Diven aus Hollywoods goldenem Zeitalter. Das Magazin wählte sie zweimal zu einer der 50 schönsten Frauen der Welt. Michelle Pfeiffer selbst dagegen findet ihre Hände zu groß – und gewann 1978 trotzdem die Misswahlen von Orange County. Damit begann ihre Karriere im Showbiz.

Geboren in einem Vorort von Los Angeles, begeistert­e sich die Tochter eines Heizungsmo­nteurs eher für Malerei und Tanz, an Schulauffü­hrungen nahm sie nur selten teil. Sogar eine Ausbildung zur Gerichtsre­porterin begann sie. Doch nach den Misswahlen änderte sich alles. Anfangs trat sie noch in kleinen Rollen in Serien auf, bevor Pfeiffer 1983 neben Al Pacino als kokainsüch­tiges Gangsterli­ebchen in Brian De Palmas „Scarface“ihren Durchbruch feierte. Mit den „Hexen von Eastwick“erreichte sie den Filmhimmel Amerikas. Doch Pfeiffer blieb bescheiden, zurückhalt­end. „Wenn sich die Gelegenhei­t bot, eine Figur zu spielen, bei der es nicht um Schönheit ging, stürzte ich mich drauf“, sagte sie einmal. Ihre Rollenwahl galt als vorsichtig. „Gefährlich­e Liebschaft­en“und „Die fabelhafte­n Baker Boys“brachten ihr OscarNomin­ierungen ein, letztlich gewann sie aber nur den Golden Globe.

erklärte Pfeiffer 2009 nachträgli­ch zum Sexsymbol der 1990er. Wenig überrasche­nd, wenn man an ihre Rolle der peitschens­chwingende­n und ledertrage­nden Catwoman im Film „Batmans Rückkehr“von 1992 denkt. Aber sie kann auch anders: Nur ein paar Jahre später spielte sie eine Lehrerin in einer Problemsch­ule, die mit Lyrik und Gefühl die untereinan­der verfeindet­en Getto-Kinder zu einer Einheit werden lässt. Die Kritiker waren gespalten. Ihre Karriere bekam einen leichten Knick. Auch die folgenden zwei Filme – „Aus nächster Nähe“mit Robert Redford und „Tage wie dieser…“mit George Clooney – wurden negativ bewertet. Das Publikum sah Pfeiffer trotzdem gerne, denn die Filme waren Kassenknül­ler. Immer wieder pausierte die Schauspiel­erin, kehrte aber immer erfolgreic­h zurück. „Ich finde es nicht ungewöhnli­ch, mal längere Zeit nicht zu arbeiten“, sagt sie. 2017 spielte sie neben Robert De Niro in der Serien-Produktion „The Wizard of Lies“, die wahre Geschichte des Anlagenbet­rügers Bernie Madoff, eine Hauptrolle. Und in der Neuverfilm­ung des KrimiKlass­ikers „Mord im Orient-Express“eine mysteriöse Witwe.

Im wahren Leben ist Michelle Pfeiffer in zweiter Ehe mit dem TVProduzen­ten David Kelley verheirate­t. Neben einer Adoptivtoc­hter hat sie noch einen leiblichen Sohn, der 1994 zur Welt kam. In ihrer Freizeit kocht die Schauspiel­erin, die jeden Rummel meidet und ihre Privatsphä­re abschirmt, gerne. Ob ihr das auch am morgigen Sonntag gelingt? Da wird Pfeiffer 60 Jahre alt.

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