Mindelheimer Zeitung

Tatort Englischer Garten

Jugendlich­e randaliere­n in Münchens berühmtest­em Park. Feuerwehr und Polizei sind schockiert von dem Ausmaß der Krawalle. Jetzt wird stark aufgerüste­t

- VON DENIS DWORATSCHE­K

Augsburg/München Spielende Kinder, grillende Familien, spärlich bekleidete Sonnenanbe­ter – der Englische Garten im Herzen Münchens ist im Sommer Anziehungs­punkt für tausende naturliebe­nde Städter. Doch der Frieden in der beliebten Freizeitan­lage ist gefährdet. An diesem Wochenende rüstet die Polizei auf, schickt verstärkt Beamte und Reiterstaf­feln in den Park – was ist passiert?

Es beginnt am vergangene­n Samstagabe­nd mit einem Notruf, der in der Einsatzzen­trale eingeht. Eine Person im Englischen Garten sei bewusstlos, müsse reanimiert werden. Feuerwehrl­eute und Rettungskr­äfte rücken aus. Doch am Einsatzort finden sie keinen bewusstlos­en Patienten, dafür aber rund 1000 Menschen. Der Großteil von ihnen will einfach nur den schönen Abend genießen, doch ein kleiner Teil hat es offenbar auf Krawall abgesehen. Als die Feuerwehr gerade wieder abfahren will, wird sie noch auf eine junge Frau aufmerksam gemacht, die offenkundi­g zu viel Alkohol getrunken hat. Die Einsatzkrä­fte versorgen sie und stecken sie in einen Rettungswa­gen. Dann eskaliert die Situation. Jugendlich­e beginnen zu pöbeln, beleidigen die Feuerwehrl­eute, rütteln an dem Krankenwag­en und lassen die Rettungskr­äfte nicht abfahren. Stefan Kießkalt von der Münchner Feuerwehr erzählt später: „Die wollten uns provoziere­n.“

Angeblich haben die Randaliere­r nur auf die Polizei gewartet. Es ist sogar die Rede davon, dass der ursprüngli­che Notruf nur ein Lockruf gewesen sein soll – Ermittlung­en in diese Richtung laufen. Als die Polizei eintrifft, fliegen Flaschen. Die rund 100 Beamten greifen durch und versuchen, die pöbelnde Meute am Monopteros-Bauwerk im Englischen Garten zu beruhigen.

Am Ende liest sich die Bilanz nüchtern. Von den Einsatzkrä­ften wird niemand verletzt, auch die Fahrzeuge bleiben unbeschädi­gt. Eine Person wird wegen Beleidigun­g angezeigt. Dennoch war der Vorfall alles andere als harmlos. Polizeispr­echer Werner Kraus sagt: „Noch wird von der Kriminalpo­lizei geprüft, ob Personen wegen Landfriede­nsbruch angezeigt werden können.“Im Strafgeset­zbuch wird die Tat beschriebe­n als Androhung von Gewalt beziehungs­weise von Gewalttäti­gkeiten aus einer Menschenme­nge gegen die öffentlich­e Sicherheit. Darauf steht eine Freiheitss­trafe von bis zu drei Jahren.

Insgesamt sei nur ein kleiner Teil der Anwesenden an den Krawallen beteiligt gewesen, sagt Kraus. „Wir sprechen von mehreren dutzend Personen, die in kleineren Gruppen agierten“, sagt der Polizeispr­echer im Gespräch mit unserer Zeitung. Einige Anwesende hätten sich aufgrund der Gruppendyn­amik an den Tumulten beteiligt. Doch wie konnte es überhaupt dazu kommen und wer steckt hinter der offenbar gezielten Randale?

Die Polizei München spricht von Tätern zwischen 15 und 25 Jahren, die wohl aus „Langweile und unter Alkoholein­fluss“pöbeln wollten. Polizeispr­echer Marcus da Gloria Martins sagt: „Den engeren Kern kennen wir, einige sind schon mehrfach auffällig geworden.“Andere Augenzeuge­n beschreibe­n die Täter als „versnobt“oder als „Söhne braver Bürger mit Markenklam­otten“. Feuerwehrm­ann Kießkalt sagt: „Das war ein bunt gemischter Haufen.“Man könnte auch von einem Querschnit­t der Gesellscha­ft sprechen. „In diesem Ausmaß habe ich so etwas noch nie erlebt“, sagt Kießkalt. Zwar sei er in der Vergangenh­eit schon vereinzelt beschimpft worden, dann aber anonym über das Telefon und nicht von einer größeren Gruppe von Angesicht zu Angesicht. Ob seine Kollegen und er in Zukunft mit einem flauen Gefühl im Magen ausrücken? „Nein, wir kommen, um zu helfen“, sagt der Feuerwehrm­ann. Daran werde sich nichts ändern. Trotzdem glaube er, dass es in Zukunft mehr Absprachen mit der Polizei geben werde, wenn es zu Großeinsät­zen komme.

Polizeispr­echer da Gloria Martins betont, dass es im Englischen Garten

Sollte der Notruf nur die Polizei anlocken?

Kein generelles Gewaltprob­lem

kein generelles Gewaltprob­lem gebe. Für dieses Wochenende stellt der Polizeispr­echer klar: „Wird sind vorbereite­t.“

Pöbelnde und randaliere­nde Betrunkene würden immer wieder an belebten Freizeitpl­ätzen in München beobachtet. Immer dort, wo viele Leute zusammenko­mmen und reichlich Alkohol trinken. Dass gezielt auf Polizisten gewartet oder gar ein falscher Notruf abgegeben wird, sei jedoch neu.

 ?? Foto: Felix Hörhager, dpa ?? Der Tatort am Monopteros Bauwerk im Englischen Garten ist tagsüber ein Platz für Sonnenanbe­ter. Nach Tumulten mit randaliere­nden Jugendlich­en auf den Wiesen rund um das Wahrzeiche­n rüstet die Polizei München auf.
Foto: Felix Hörhager, dpa Der Tatort am Monopteros Bauwerk im Englischen Garten ist tagsüber ein Platz für Sonnenanbe­ter. Nach Tumulten mit randaliere­nden Jugendlich­en auf den Wiesen rund um das Wahrzeiche­n rüstet die Polizei München auf.

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