Mindelheimer Zeitung

Das Maibaum Casting

Die Suche nach der richtigen Fichte oder Tanne ist gar nicht so einfach. Der Baum muss eine stattliche Größe haben und kerzengera­de sein – aber das ist längst nicht alles

- VON DAVID SPECHT Memminger Mindelheim­er Zeitung

Frickenhau­sen/Winterried­en Zwischen 20 und 30 Meter hoch und möglichst gerade sollte er sein. Außerdem stabil und natürlich ohne Käferschad­en. Die Rinde darf nicht beschädigt oder verfärbt sein. Auf der Suche nach dem passenden Maibaum müssen Vereine aus Stadt und Landkreis vieles beachten.

Bei all diesen Kriterien kann die Auswahl des Baumes auch mal etwas länger dauern. Die Winterried­er Landjugend durchstrei­ft schon Wochen vor dem 1. Mai den Gemeindewa­ld. „Unsere Jungs fahren sonntags los und suchen den perfekten Baum. Dafür brauchen sie oft mehrere Anläufe“, sagt die Vorsitzend­e Patricia Brecheisen. Der Maibaum in Winterried­en sollte knapp 30 Meter hoch sein und einen Durchmesse­r von 70 Zentimeter­n haben. Sobald sich die Landjugend für einen Baum entschiede­n hat, fällt ihn ein Bauhof-Mitarbeite­r.

In Frickenhau­sen stellen die „Hobby-Kicker“den Maibaum auf. Auch sie dürfen einen Baum aus dem Gemeindewa­ld aussuchen. „Groß, lang und gerade“, beschreibt Vorsitzend­er Stephan Bö- die Kriterien. Der Baum, eine Fichte oder Tanne, muss außerdem gesund sein, damit er bis in den Herbst stehen bleibt. „Wenn ein Baum rot ist, nehmen wir ihn nicht“, erläutert Bögle.

Begleitet werden die „Hobby-Kicker“bei ihrer Waldtour von einem ehemaligen Bauhofmita­rbeiter. „Der sägt den Baum um. Er ist inzwischen fast 80, aber für uns ein absoluter Glücksfall“, erzählt Bögle. Einen Tag nach dem Fällen ziehen die Vereinsmit­glieder den Stamm mit Traktoren aus dem Wald. Dabei sei es wichtig, dass die Rinde nicht beschädigt wird, sagt Bögle: „Damit wir die Rauten reinschnit­zen können.“Vier bis fünf Leute müssen anpacken, um den Baum zum Versteck zu bringen. Dort warten die restlichen Mitglieder. „Dann gibt es erst mal ein Weißwurstf­rühstück um den Maibaum“, erzählt Bögle.

Die Kränze und Girlanden binden die „Hobby-Kicker“an mehreren Abenden. Die Besonderhe­it in Frickenhau­sen: „Das Binden ist bei uns in Männerhand – vielleicht läuft es darum so gut“, sagt Bögle und schmunzelt. Sobald der Stamm da ist, schnitzen die Vereinsmit­glieder die Muster in die Rinde, schrauben die Schilder an und setzen ein Vogelhaus an die Spitze des Maibaums. „Viele nehmen sich dafür Urlaub, das ist nicht selbstvers­tändlich“, lobt der Vorsitzend­e.

Dass die „Hobby-Kicker“in Frigle ckenhausen den Maibaum aufstellen, habe sich irgendwann so ergeben, erzählt Stephan Bögle: „Früher haben sich die Vereine abgewechse­lt. Irgendwann hatten die anderen keine Lust mehr und es hat sich auf uns eingepende­lt.“Vergangene­s Jahr haben die „Hobby-Kicker“die Holztafeln mit den Darstellun­gen der Handwerksb­erufe neu gefräst und lackiert.

In Winterried­en bindet die Landjugend seit Mitte April die Kränze und die „Anakonda“, so nennen sie die große Girlande, die sich um den Stamm schlängelt. „Wir geben uns immer sehr viel Mühe“, sagt Vorsitzend­e Patricia Brecheisen. Schließlic­h will die Landjugend beim Maibaumwet­tbewerb der und sowie der Memminger Brauerei ganz vorne dabei sein. Das Aufstellen des Maibaums sei für die Mitglieder etwas ganz Besonderes: „Darauf fiebern alle hin“, erzählt Brecheisen. Der Maibaum-Wettbewerb sei eine große Motivation, weiß auch HobbyKicke­r Bögle: „Wir sind immer recht weit vorne dabei.“

Angst vor Maibaumdie­ben grassiert weder in Frickenhau­sen noch in Winterried­en. „Wenn der Baum geschmückt ist, bekommt man ihn ohne Kran nicht weg“, sagt Stephan Bögle, „das haben schon welche probiert“. Die Winterried­er Landjugend sieht es ähnlich: „Es wäre schon Maßarbeit nötig, um den Baum aus seinem Versteck zu holen“, sagt Vorsitzend­e Patricia Brecheisen. Nachts bewachen zwei Mitglieder den Baum – bis zum Sonnenaufg­ang. „Bis 22 Uhr sind meistens noch mehr Leute da.“

Das Binden der Kränze ist fest in Männerhand

OWettbewer­b Beim Maibaum Wettbe werb sind die sieben Jury Gruppen am Mittwoch, 2. Mai, ab 13 Uhr unterwegs, um die Bäume zu bewerten.

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Foto: Siegfried Rebhan In Frickenhau­sen ist das Männersach­e: Matthias Wuggazer (links) und Thomas Bögle binden Daas an einen der Kränze für den Fri ckenhausen­er Maibaum. Sie haben jahrelange Erfahrung, da sitzt jeder Handgriff.
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