Das Maibaum Casting
Die Suche nach der richtigen Fichte oder Tanne ist gar nicht so einfach. Der Baum muss eine stattliche Größe haben und kerzengerade sein – aber das ist längst nicht alles
Frickenhausen/Winterrieden Zwischen 20 und 30 Meter hoch und möglichst gerade sollte er sein. Außerdem stabil und natürlich ohne Käferschaden. Die Rinde darf nicht beschädigt oder verfärbt sein. Auf der Suche nach dem passenden Maibaum müssen Vereine aus Stadt und Landkreis vieles beachten.
Bei all diesen Kriterien kann die Auswahl des Baumes auch mal etwas länger dauern. Die Winterrieder Landjugend durchstreift schon Wochen vor dem 1. Mai den Gemeindewald. „Unsere Jungs fahren sonntags los und suchen den perfekten Baum. Dafür brauchen sie oft mehrere Anläufe“, sagt die Vorsitzende Patricia Brecheisen. Der Maibaum in Winterrieden sollte knapp 30 Meter hoch sein und einen Durchmesser von 70 Zentimetern haben. Sobald sich die Landjugend für einen Baum entschieden hat, fällt ihn ein Bauhof-Mitarbeiter.
In Frickenhausen stellen die „Hobby-Kicker“den Maibaum auf. Auch sie dürfen einen Baum aus dem Gemeindewald aussuchen. „Groß, lang und gerade“, beschreibt Vorsitzender Stephan Bö- die Kriterien. Der Baum, eine Fichte oder Tanne, muss außerdem gesund sein, damit er bis in den Herbst stehen bleibt. „Wenn ein Baum rot ist, nehmen wir ihn nicht“, erläutert Bögle.
Begleitet werden die „Hobby-Kicker“bei ihrer Waldtour von einem ehemaligen Bauhofmitarbeiter. „Der sägt den Baum um. Er ist inzwischen fast 80, aber für uns ein absoluter Glücksfall“, erzählt Bögle. Einen Tag nach dem Fällen ziehen die Vereinsmitglieder den Stamm mit Traktoren aus dem Wald. Dabei sei es wichtig, dass die Rinde nicht beschädigt wird, sagt Bögle: „Damit wir die Rauten reinschnitzen können.“Vier bis fünf Leute müssen anpacken, um den Baum zum Versteck zu bringen. Dort warten die restlichen Mitglieder. „Dann gibt es erst mal ein Weißwurstfrühstück um den Maibaum“, erzählt Bögle.
Die Kränze und Girlanden binden die „Hobby-Kicker“an mehreren Abenden. Die Besonderheit in Frickenhausen: „Das Binden ist bei uns in Männerhand – vielleicht läuft es darum so gut“, sagt Bögle und schmunzelt. Sobald der Stamm da ist, schnitzen die Vereinsmitglieder die Muster in die Rinde, schrauben die Schilder an und setzen ein Vogelhaus an die Spitze des Maibaums. „Viele nehmen sich dafür Urlaub, das ist nicht selbstverständlich“, lobt der Vorsitzende.
Dass die „Hobby-Kicker“in Frigle ckenhausen den Maibaum aufstellen, habe sich irgendwann so ergeben, erzählt Stephan Bögle: „Früher haben sich die Vereine abgewechselt. Irgendwann hatten die anderen keine Lust mehr und es hat sich auf uns eingependelt.“Vergangenes Jahr haben die „Hobby-Kicker“die Holztafeln mit den Darstellungen der Handwerksberufe neu gefräst und lackiert.
In Winterrieden bindet die Landjugend seit Mitte April die Kränze und die „Anakonda“, so nennen sie die große Girlande, die sich um den Stamm schlängelt. „Wir geben uns immer sehr viel Mühe“, sagt Vorsitzende Patricia Brecheisen. Schließlich will die Landjugend beim Maibaumwettbewerb der und sowie der Memminger Brauerei ganz vorne dabei sein. Das Aufstellen des Maibaums sei für die Mitglieder etwas ganz Besonderes: „Darauf fiebern alle hin“, erzählt Brecheisen. Der Maibaum-Wettbewerb sei eine große Motivation, weiß auch HobbyKicker Bögle: „Wir sind immer recht weit vorne dabei.“
Angst vor Maibaumdieben grassiert weder in Frickenhausen noch in Winterrieden. „Wenn der Baum geschmückt ist, bekommt man ihn ohne Kran nicht weg“, sagt Stephan Bögle, „das haben schon welche probiert“. Die Winterrieder Landjugend sieht es ähnlich: „Es wäre schon Maßarbeit nötig, um den Baum aus seinem Versteck zu holen“, sagt Vorsitzende Patricia Brecheisen. Nachts bewachen zwei Mitglieder den Baum – bis zum Sonnenaufgang. „Bis 22 Uhr sind meistens noch mehr Leute da.“
Das Binden der Kränze ist fest in Männerhand
OWettbewerb Beim Maibaum Wettbe werb sind die sieben Jury Gruppen am Mittwoch, 2. Mai, ab 13 Uhr unterwegs, um die Bäume zu bewerten.