Pläne für die Zeit danach
So unterschiedlich Kriege sind, haben sie doch einige Dinge gemeinsam. Sie sind chaotisch, grausam und unmenschlich. Und irgendwann vorbei. Gerade die Zeit direkt nach einem Krieg bestimmt die kommenden Jahrzehnte eines Landes. Das war auch den Akteuren im Ersten Weltkrieg klar. Am 28. April veröffentlichte Lenin seinen Aufsatz „Die nächsten Aufgaben der Sowjetmacht“. Darin spricht er sich nicht nur für einen schnellen Ausbau der Verwaltung oder die Vergesellschaftung von Produktionsstellen aus – er will auch konkrete Probleme lösen. Denn 1918 geht der Sowjetunion das Essen aus, gerade Getreide wird immer knapper. Daher plant Lenin den Wiederaufbau der Landwirtschaft, verbunden mit einem Ausbau der Verkehrswege. Denn alle Lebensmittel nützen nichts, wenn sie nicht zur hungernden Bevölkerung kommen.
In Deutschland zeigte sich Kaiser Wilhelm II. offenbar großzügig. Er verkündet am 29. April, dass er eine Million Mark an den Vaterländischen Frauenverein spenden will. Der hatte ihn in einer Throneingabe um das Geld gebeten, um damit eine zentrale Ausbildungsstätte für Krankenpflegerinnen einzurichten. Der Kaiser begrüßte dieses Vorhaben: „Die Throneingabe vom 3. Januar des Jahres bietet Mir willkommenen Anlaß, Meinem Kaiserlichen Dank und Meiner besonderen anerkennung Ausdruck zu geben für die aufopfernde Hingabe, mit der das Krankenhauspersonal sich in den schweren Kriegsjahren bewährt hat.“
Doch wie Lenin hatte er mit dieser Investition die Zeit nach dem Krieg im Hinterkopf. Tausende Verwundete und Verkrüppelte würden von den Schlachtfeldern zurückkehren. Damit die Wirtschaft nach dem Krieg wieder anlaufen kann, braucht der Kaiser jedoch gesunde und kräftige Arbeiter – nicht nur in den Fabriken, sondern auch dafür, all die Schäden zu reparieren. Doch Wilhelm II. sagte davon nichts – lieber zeigte er sich spendabel.