Mindelheimer Zeitung

„Ich mag die freie Spielweise“

Verena Laxgang begeistert sich für Barockmusi­k und alte Instrument­e. Die bekommt man bald im Lohhof zu hören

- VON MANUELA FRIESS

Mindelheim „Als Kind dachte ich noch, Barockmusi­k, das ist das, was langweilig ist“, erzählt Verena Laxgang und lacht. Ihre Meinung hat die mittlerwei­le 29-jährige geändert. Barockmusi­k ist sogar das, was sie in Zukunft eigentlich nur noch spielen will.

„Ich wollte schon mit vier Jahren Cello lernen“, meint Laxgang und mit sieben durfte sie damit auch endlich beginnen. Natürlich auf einem kleineren Instrument, das für ihre Größe geeignet war. Und nach dem Abitur war klar, dass sie Cello studieren wollte, berichtet sie. Mittlerwei­le hat sie nach dem Bachelor auch ihren Master am Mozarteum in Salzburg absolviert und ihr Herz an die frühere Aufführung­spraxis und die alten Instrument­e des Barock gehängt.

Ihre fünf internatio­nalen Mitstreite­r im Ensemble Tolmetes hat sie bei einer gemeinsame­n Opernprodu­ktion in Italien kennengele­rnt. Angelehnt an deren Titel nannten sich sich zuerst „I Suonar Sognando“. „Aber es war schnell klar, das sich die Leute diesen komplizier­ten Namen schlecht merken oder ihn nicht ausspreche­n konnten“, erinnert sie sich. Außerdem hat das Ensemble eine kleine Besetzungs­änderung erfahren: deshalb nun Tolmetes. Das griechisch­e Wort bedeutet in etwa „frech, unverfrore­n, wild“. Und das bezieht sich nicht nur auf die Musiker.

Durch ihr Studium sei sie tiefer in die Barockmusi­k eingetauch­t und war überrascht, dass auch dort schon viel improvisie­rt wurde. „Gerade diese freie Spielweise fasziniert mich“, gesteht sie, das habe sich der Jazz vom Barock abgeschaut. Und diese freie Spielweise, die wollen die sechs Musiker mit ihren Konzerten dem Publikum präsentier­en. Vor allem Stücke von Händel und Vivaldi werden dann bei der Aufführung im Refektoriu­m des früheren Klosters im Lohhof zu hören sein. Aber auch eine Uraufführu­ng: Für einen Wettbewerb muss die Gruppe ein modernes Stück im Repertoire haben, dieses ist die Vertonung eines Gedichts von Hermann Hesse.

Eine unübliche Schwierigk­eit hat das Ensemble durch seine internatio­nale Besetzung. Aus Budapest, Wien, Salzburg und Dirlewang reisen sie in diesen Tagen nach Bologna, wo gemeinsam geprobt wird. Dann geht es hierher, danach weiter zum Wettbewerb nach Göttingen. „Ja ich bin schon viel unterwegs im Moment,“meint die Unterallgä­uerin, aber das mache ihr nichts aus. Schließlic­h sei dieses Ensemble ihr Weg in die Zukunft.

Die übliche Schwierigk­eit des Ensembles: die alten Instrument­e. Man findet eben nicht so einfach jemanden der eine Violone oder eine Theorbe spielen kann. Geschweige denn jemanden, der ein solches 300 Jahre altes empfindlic­hes Instrument besitzt.

Wobei viele davon mittlerwei­le Nachbauten sind, wie Verena Laxgang betont.

Trotzdem entwickeln gerade die ungewöhnli­chen alten Instrument­e und die historisch­e Aufführung­spraxis einen ganz eigenen Reiz für die Zuhörer.

Aber eines will sie dabei schon klar stellen: Nur weil die Streichins­trumente dann nicht mit Stahlsaite­n ausgestatt­et sind, heißt das nicht, dass man sie alle zehn Minuten neu stimmen müsste. „Das ist ein Gerücht! Wie bei anderen Konzerten auch, stimmen wir einmal nach, aber das reicht dann meistens auch.“

OKonzert: Das Ensemble Tolmetes spielt am Sonntag, 6. Mai, um 17 Uhr im Refektoriu­m des Klosters Lohhof. Titel des Konzerts: Du bist verflucht! Kon flikte der Liebe. Karten gibt es beim MZ Ticketserv­ice in der Maximilian­str. 14 und unter der Telefonnum­mer 08261/991375.

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Foto: Georg Klimbacher Das Ensemble Tolmetes mit Verena Laxgang ist eine internatio­nale Truppe, die sich bei einer gemeinsame­n Opernprodu­ktion in Italien kennengele­rnt hat.
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Foto: Manuela Frieß Verena Laxgang hat die Barockmusi­k für sich entdeckt.

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