„Eine vitale Gesellschaft braucht den ländlichen Raum“
Ministerpräsident Söder spricht zum 70. Geburtstag der Erkheimer CSU über Werte, Tradition und Heimat
Erkheim Als Markus Söder die Erkheimer Schulverbandshalle betritt, stehen die meisten der rund 500 Besucher spontan auf und klatschen. Zum Einmarsch des bayerischen Ministerpräsidenten, der von einigen Bodyguards begleitet wird, spielt das Vororchesters „ErWeSo“zünftige Marschmusik. Viele der Gäste sind zur Feier des 70. Geburtstags des CSU-Ortsverbands in Tracht erschienen. Ein Rahmen, wohl ganz nach dem Geschmack von Söder. Denn in seiner rund 50-minütigen Rede dreht sich vieles um Tradition, Werte und Heimat.
„Für 70 Jahre schauen Sie noch alle super aus“, sagt der 51-Jährige zu den Anwesenden, um gleich danach auf die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements für die Partei zu verweisen. „Die Männer und Frauen haben in diesen 70 Jahren mehr getan als ihre Pflicht.“Sie seien die eigentliche Kraft einer Partei wie der CSU – gerade auf dem Lande. „Denn eine vitale Gesellschaft braucht den ländlichen Raum“, ist Söder überzeugt. Als er kürzlich in einem Interview erklärt habe, er sei an diesem Wochenende in Erkheim, habe sein Gegenüber zu ihm gesagt: Das ist aber ganz schön weit weg von München. Doch um Bayern zu verstehen, so Söder, dürfe man sich nicht nur auf zwei, drei Großstädte konzentrieren.
Einen breiten Raum seiner Rede nimmt der politische Kurs der Landesregierung ein. Es gehe nicht um „Bayern first“. Doch der Freistaat müsse sich weiter modernisieren, etwa im Bereich der Technik. „Wir wollen dabei aber nicht unsere Identität und den Charakter verändern.“Söder nimmt auch Stellung zur derzeit kontrovers diskutierten Debatte über das Aufhängen von Kreuzen in bayerischen Behörden. Das Kruzifix sei nicht nur „ein tief-religiöses, sondern auch ein identitätsstiftendes Symbol“. Es präge die Menschen emotional. Daher sollte man sich seiner Meinung nach nicht nur zur Religion, sondern auch zum Kreuz bekennen. Ein weiteres Thema seiner Rede ist die Integration ausländischer Kinder an Schulen. Söder plädiert dafür, eine „GanztagesDeutschklasse“einzurichten. Dort sollten die Buben und Mädchen aber nicht nur die Sprache, sondern auch Werte vermittelt bekommen. Nur so könnten die Bildungschancen der Kinder steigen. „Jeder soll deutsch können, bayerisch verstehen und, wenn er besonders sprachbegabt ist, auch fränkisch“, betont der Ministerpräsident nicht ganz ernst gemeint in Anspielung auf seine fränkische Herkunft. Daneben geht Söder unter anderem auch auf die Einführung eines Baukindergeldes und eine eigene Grenzpolizei für Bayern ein.
Zuvor hatte der Vorsitzende des Erkheimer CSU-Ortsverbandes, Otmar Hoffmann, darauf hingewiesen, dass sich das genaue Gründungsjahr der Erkheimer CSU nicht mehr nachvollziehen lasse. Denn die Vereinsunterlagen seien an verschiedenen Stellen in Memmingen, Augsburg und München EDV-mäßig erfasst worden.
Die Nachforschungen würden sich daher sehr schwierig gestalten. Aus diesem Grund habe man auf eine Chronik verzichtet. Als Söder schon am Aufbrechen ist, wird er in die Halle zurückgeholt.
Ein Ständchen des Allgäuer Bauernchors steht auf dem Programm. In dem Lied geht es um das schöne Allgäu und die Heimat. Ein Text, wohl ganz nach dem Geschmack des Ministerpräsidenten.