Pädagogik mit Kuschelfaktor
In Bad Wörishofen gibt es einen von drei Erlebnisbauernhöfen im Unterallgäu. Mit einem neuen Programm will der Staat Schulen und Kindergärten ansprechen
Bad Wörishofen Es gibt Bauernhöfe – und es gibt Erlebnisbauernhöfe. Diese sind noch dünn gesät, doch es gibt viel zu entdecken – und viel Neues, wie jetzt in Bad Wörishofen vorgestellt wurde. Kinder haben viele Fragen: Warum ist die Zunge einer Kuh so rau? Wie wird Butter geschüttelt? Diese dann auf einer frischen Scheibe Brot aufgestrichen und mit geschnittenem Schnittlauch bestreut – einfach köstlich. Natürlich dürfen alle Besucher probieren. Der Erlebnisbauernhof bietet aber noch mehr. Kinder, welche die Klassen zwei bis vier in einer Grundschule besuchen, eine Förderschule oder einen Kindergarten, können einfach ihre Lehrer und Betreuer auf einen Besuch ansprechen. Das Programm „Erlebnis Bauernhof“vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten macht es möglich. Das Ziel ist, „dass jedes bayerische Schulkind mindestens einmal in seiner Schulzeit einen aktiven Bauernhof besucht und dabei lernt, wie moderne Landwirtschaft funktioniert und wie unsere Lebensmittel erzeugt werden.“So wurde es in Bad Wörishofen vor Journalisten dargestellt.
Seit dem Start des Programms im Jahr 2012 haben bereits über 143000 bayerische Schulkinder einen der dafür eigens qualifizierten Bauernhöfe besucht. Langfristig soll das Programm dazu beitragen, die Wertschätzung für die Arbeit auf einem Bauernhof und für hochwertige Nahrungsmittel sowie das Verständnis für die Zusammenhänge in der Natur zu steigern.
Und das Ganze kann dann von den Lehrkräften in den einzelnen Klassen im Unterricht noch vertieft werden, zum Beispiel im Heimatund Sachkundeunterricht. Die Kinder lernen ja nicht nur die Tiere auf dem Bauernhof und den Tagesab- lauf kennen, ihr lernt auch Pflanzenarten und die Berufe einer Landwirtschaft kennen. Und Rechnen ist auch sehr gefragt, zum Beispiel wie viele Liter Milch gibt eine Kuh an einem Tag – wie viel macht das im Jahr? Bei 40 Tieren kommt da Einiges zusammen. So viele Milchkühe stehen auf dem Bauernhof von Sylvia Lutzenberger in Bad Wörishofen. Der Hof hat den schönen Namen „Eichholzhof“, benannt nach dem Flurstück, auf dem er steht. Der Name gefällt auch ihrem Mann Christian und den Söhnen Simon und Matthias. Simon ist inzwischen 24 Jahre alt und möchte den Hof einmal übernehmen. Dafür besucht er zusätzlich zu seiner Arbeit Abend- und Samtagskurse. Matthi- as hält mit seinen 16 Jahren schon eine richtige kleine Schafherde, die er ganz alleine versorgt. Und dann gibt es da noch die 60 weiblichen Rinder für die Nachzucht. Die Kälbchen leben in je einem sogenannten Iglu und bekommen die Milch von ihrer Mutter. Ja, und dann gibt es noch zwei Stallhasen und zwei Schweine, die Marie und die Paula.
Sylvia Lutzenberger ist eigentlich Seiteneinsteigerin. Als gelernte Arzthelferin hat sie das Bildungsprogramm Landwirt absolviert, außerdem ist sie Agrarbürofachfrau mit der Qualifizierung ErlebnisBäuerin. Sie ist bereit, für die Arbeit auf ihrem Hof jeden Morgen um vier Uhr in der Früh aufzustehen und alles zu versorgen. Urlaub gibt es höchstens einmal drei Tage im Jahr und das auch nur, wenn sie und ihr Mann, ein gelernter Schreiner, Helfer für den Hof bekommen. Syliva Lutzenberger macht die viele Arbeit aber nichts aus. Sie sagt: „Es macht ganz, ganz viel Spaß!“Denn hier auf dem Hof wird mit allen Sinnen gearbeitet.
Ob im Sommer oder Winter, zu jeder Jahreszeit ist es spannend auf dem Erlebnisbauernhof, auch bei einem Kindergeburtstag. Im Unterallgäu gibt es inzwischen elf Betriebe mit dem Programm der Erlebnisbauernhöfe, in Stadt Memmingen einen. Davon sind drei zertifiziert wie der Hof von Sylvia Lutzenberger.