Feuerwehr hautnah erleben
Massen von Besuchern wollen das erweiterte Feuerwehrhaus sehen. Es war noch viel mehr geboten
Die Mindelheimer Feuerwehr öffnete ihre Türen – und Hunderte Besucher kamen. Bei den Vorführungen war Zuschauen ausdrücklich erlaubt.
Mindelheim Was tun, wenn eine Spraydose mit lautem Knall explodiert oder sich ein Fettbrand auf dem Küchenherd auszubreiten droht? Beim Kreisfeuerwehrtag gab es auf solch brennende Fragen kompetente Antworten. Der für die Grundausbildung der Wehren im Unterallgäu zuständige Kreisbrandmeister (KBM) Giovanni Aichele simulierte vor vielen hundert Schaulustigen brandgefährliche Situationen und wies auf die vielen im Haushalt lauernden Gefahren hin. Er demonstrierte die wirksame Bekämpfung der etwa zwei Meter hoch lodernden Flammen. Ein paar besonders mutige Zaungäste durften ihm dabei helfen. Dabei zeigte ihnen der Experte, wie man richtig mit einem Feuerlöscher umgeht.
Doch damit nicht genug der Aktionen auf dem Gelände rund um das Feuerwehrhaus: Die großen und kleinen Besucher wurden Zeuge, wie man dem Feuer mit einem „Schaumtrainer“umweltschonend zu Leibe rückt und sie erfuhren zudem, dass diese Methode zur Grundausbildung von Feuerwehrleuten gehört. Unter einer 23 Meter hohen Drehleiter explodierten nicht nur Spraydosen, sondern auch zahlreiche bunte Luftballons.
Und während der kleine Drache „Grisu“, das grüne Plüschmaskottchen der Wehr, um Spenden für die Aktion „Helfen für die Helfer“warb und mit den Vorübergehenden Bekanntschaft schloss, demonstrierte Richard Rutz aus Erkeim vor großem Publikum, wie eine Tragkraftspritze mit faltbarem Wasserbecken funktioniert.
Auch die Feuerwehren setzen inzwischen zunehmend auf den Einsatz von Drohnen, können sie doch so aus der Luft exakt die Lage beurteilen. Die mit dem Fluggerät verbundene Wärmebildkamera hilft, vermisste Personen in unwegsamem Gelände aufzuspüren. Männer des Technischen Hilfswerks Memmingen ließen eine Drohne über dem Gelände der Mindelheimer Wehr kreisen, was vor allem dem Nachwuchs gefiel.
Überhaupt, die kleinen Besucher: Sie fanden das eigens für sie inszenierte Programm „ganz groß“. Einmal am Lenkrad eines Feuerwehrautos sitzen, ein knallrotes Miniauto durch einen Slalomparcours steuern oder Brandgeruch an einem brennenden Haus zu riechen, das fanden die Kleinen einfach toll. Sie tummelten sich auf einer Hüpfburg, oder spritzten im „Löschi“mit dem Schlauch zielgenau auf ein in Flammen stehendes Wohnhaus. Da war viel „Wasser marsch“angesagt. Unzählige Besucher strömten am Wochenende durch die offenen Türen des neuen Kreisausbildungszentrums und des erweiterten Feuerwehrhauses. Auf einem Parkplatz unweit davon lieferten sich 47 Jugendfeuerwehren einen Wettbewerb in fünf Disziplinen. Da galt es, Schläuche zu „kegeln“, wasserfüh- rende Armaturen zu erklären, Knoten zu binden, einen Notruf abzusetzen und Tennisbälle zielorientiert zu werfen. Alle Teilnehmer wurden mit dem Leistungsabzeichen „Jugendflamme“belohnt.
Am Samstagnachmittag heulten dann Sirenen und ertönten Martinshörner: Feuerwehrautos und Rettungswagen sausten heran. Wehrleute und Sanitäter des Roten Kreuzes sahen sich mit einem schweren Unfall in der Kaufbeurer Straße konfrontiert. Aus einem völlig demolierten Auto musste eine eingeklemmte Person – zum Glück nur ein Dummy – geborgen werden. Bei dieser Aktion entschieden sich die Mindelheimer Wehrmänner für das sogenannte „Oslo-Prinzip“, will heißen: Die völlig verbogene Karosserie des Autos wurde mit Ketten auseinandergezogen, die Türen wurden aufgeschnitten und die Scheiben eingeschlagen und ausgesägt. Dies alles geschah blitzschnell und klappte wie am Schnürchen. Schließlich hatten die Retter nur 20 Minuten, um den Fahrer aus dem Wrack zu befreien und ihn mit Sauerstoff und Infusion zu versorgen.
„Die Oslo-Methode“, erklärte Kommandant Stephan Jäckle den vielen zahlreichen Zuschauern, wird nur angewandt, wenn es schnell gehen muss und der Notarzt ihr zustimmt. Ansonsten werden Unfallopfer wie bisher mithilfe von Spreizer und Rettungsschere aus ihrer misslichen Lage befreit. Alles in allem war das beim Kreisfeuerwehrtag offerierte Programm eine gute Mischung aus Unterhaltung und Information. Beim Blick hinter die Kulissen erfuhren die Besucher auch viel über die Ausbildungsprogramme der ehrenamtlichen Helfer und ihre Probleme, die sie mit Gaffern haben. Kein Gast musste hungrig oder gar durstig den Heimweg antreten. Die Bewirtung ließ, wie man es von der Mindelheimer Wehr gewohnt ist, keine Wünsche offen.
47 Jugendfeuerwehren traten in fünf Disziplinen an
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