Mindelheimer Zeitung

Feuerwehr hautnah erleben

Massen von Besuchern wollen das erweiterte Feuerwehrh­aus sehen. Es war noch viel mehr geboten

- VON FRANZ ISSING

Die Mindelheim­er Feuerwehr öffnete ihre Türen – und Hunderte Besucher kamen. Bei den Vorführung­en war Zuschauen ausdrückli­ch erlaubt.

Mindelheim Was tun, wenn eine Spraydose mit lautem Knall explodiert oder sich ein Fettbrand auf dem Küchenherd auszubreit­en droht? Beim Kreisfeuer­wehrtag gab es auf solch brennende Fragen kompetente Antworten. Der für die Grundausbi­ldung der Wehren im Unterallgä­u zuständige Kreisbrand­meister (KBM) Giovanni Aichele simulierte vor vielen hundert Schaulusti­gen brandgefäh­rliche Situatione­n und wies auf die vielen im Haushalt lauernden Gefahren hin. Er demonstrie­rte die wirksame Bekämpfung der etwa zwei Meter hoch lodernden Flammen. Ein paar besonders mutige Zaungäste durften ihm dabei helfen. Dabei zeigte ihnen der Experte, wie man richtig mit einem Feuerlösch­er umgeht.

Doch damit nicht genug der Aktionen auf dem Gelände rund um das Feuerwehrh­aus: Die großen und kleinen Besucher wurden Zeuge, wie man dem Feuer mit einem „Schaumtrai­ner“umweltscho­nend zu Leibe rückt und sie erfuhren zudem, dass diese Methode zur Grundausbi­ldung von Feuerwehrl­euten gehört. Unter einer 23 Meter hohen Drehleiter explodiert­en nicht nur Spraydosen, sondern auch zahlreiche bunte Luftballon­s.

Und während der kleine Drache „Grisu“, das grüne Plüschmask­ottchen der Wehr, um Spenden für die Aktion „Helfen für die Helfer“warb und mit den Vorübergeh­enden Bekanntsch­aft schloss, demonstrie­rte Richard Rutz aus Erkeim vor großem Publikum, wie eine Tragkrafts­pritze mit faltbarem Wasserbeck­en funktionie­rt.

Auch die Feuerwehre­n setzen inzwischen zunehmend auf den Einsatz von Drohnen, können sie doch so aus der Luft exakt die Lage beurteilen. Die mit dem Fluggerät verbundene Wärmebildk­amera hilft, vermisste Personen in unwegsamem Gelände aufzuspüre­n. Männer des Technische­n Hilfswerks Memmingen ließen eine Drohne über dem Gelände der Mindelheim­er Wehr kreisen, was vor allem dem Nachwuchs gefiel.

Überhaupt, die kleinen Besucher: Sie fanden das eigens für sie inszeniert­e Programm „ganz groß“. Einmal am Lenkrad eines Feuerwehra­utos sitzen, ein knallrotes Miniauto durch einen Slalomparc­ours steuern oder Brandgeruc­h an einem brennenden Haus zu riechen, das fanden die Kleinen einfach toll. Sie tummelten sich auf einer Hüpfburg, oder spritzten im „Löschi“mit dem Schlauch zielgenau auf ein in Flammen stehendes Wohnhaus. Da war viel „Wasser marsch“angesagt. Unzählige Besucher strömten am Wochenende durch die offenen Türen des neuen Kreisausbi­ldungszent­rums und des erweiterte­n Feuerwehrh­auses. Auf einem Parkplatz unweit davon lieferten sich 47 Jugendfeue­rwehren einen Wettbewerb in fünf Diszipline­n. Da galt es, Schläuche zu „kegeln“, wasserfüh- rende Armaturen zu erklären, Knoten zu binden, einen Notruf abzusetzen und Tennisbäll­e zielorient­iert zu werfen. Alle Teilnehmer wurden mit dem Leistungsa­bzeichen „Jugendflam­me“belohnt.

Am Samstagnac­hmittag heulten dann Sirenen und ertönten Martinshör­ner: Feuerwehra­utos und Rettungswa­gen sausten heran. Wehrleute und Sanitäter des Roten Kreuzes sahen sich mit einem schweren Unfall in der Kaufbeurer Straße konfrontie­rt. Aus einem völlig demolierte­n Auto musste eine eingeklemm­te Person – zum Glück nur ein Dummy – geborgen werden. Bei dieser Aktion entschiede­n sich die Mindelheim­er Wehrmänner für das sogenannte „Oslo-Prinzip“, will heißen: Die völlig verbogene Karosserie des Autos wurde mit Ketten auseinande­rgezogen, die Türen wurden aufgeschni­tten und die Scheiben eingeschla­gen und ausgesägt. Dies alles geschah blitzschne­ll und klappte wie am Schnürchen. Schließlic­h hatten die Retter nur 20 Minuten, um den Fahrer aus dem Wrack zu befreien und ihn mit Sauerstoff und Infusion zu versorgen.

„Die Oslo-Methode“, erklärte Kommandant Stephan Jäckle den vielen zahlreiche­n Zuschauern, wird nur angewandt, wenn es schnell gehen muss und der Notarzt ihr zustimmt. Ansonsten werden Unfallopfe­r wie bisher mithilfe von Spreizer und Rettungssc­here aus ihrer misslichen Lage befreit. Alles in allem war das beim Kreisfeuer­wehrtag offerierte Programm eine gute Mischung aus Unterhaltu­ng und Informatio­n. Beim Blick hinter die Kulissen erfuhren die Besucher auch viel über die Ausbildung­sprogramme der ehrenamtli­chen Helfer und ihre Probleme, die sie mit Gaffern haben. Kein Gast musste hungrig oder gar durstig den Heimweg antreten. Die Bewirtung ließ, wie man es von der Mindelheim­er Wehr gewohnt ist, keine Wünsche offen.

47 Jugendfeue­rwehren traten in fünf Diszipline­n an

» Eine Bildergale­rie finden Sie online unter mindelheim­er zeitung.de/bilder

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Fotos: Issing Zuschauen ist ausnahmswe­ise erwünscht: Hier setzt die Feuerwehr die „Oslo Methode“ein, bei der ein Unfallauto mit Ketten auseinande­rgezogen wird.
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Echte Flammen gab es bei den Schau übungen zu sehen.
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Ob im Feuerwehra­uto oder auf dem Poli zeimotorra­d sitzen: Der Tag der offenen Tür schaffte besondere Erinnerung­en.

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