Maas hofft auf Moskau als Vermittler
Außenminister besucht Russland
Moskau „Herr Kollege Minister“, sagt Heiko Maas und schaut zuweilen verstohlen zu seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow zu seiner Linken. „Herr Kollege Minister“, entgegnet auch dieser im neogotischen Gästehaus des Russischen Außenministeriums in Moskau. Mit Maas’ Vorgänger Sigmar Gabriel (ebenfalls SPD) war Lawrow schnell per Du, beim neuen deutschen Außenminister bleibt der gewiefte russische Diplomat sachlich-zurückhaltend.
Es ist Maas’ Antrittsreise in Moskau, ein schwieriger Besuch nach seinen pointierten Aussagen, Russland verhalte sich zunehmend feindselig. Sehr einig sind sich beide Länder immerhin beim Erhalt des Atomabkommens mit Iran. Trotz des Ausstiegs der USA halte Russland an der Vereinbarung fest. Berlin setzt auf die Vermittlerrolle der Russen, hofft, dass Moskau auf Teheran derart einwirken könne, dass Iran seinerseits nicht ebenfalls aus dem Abkommen aussteigt.
Daheim in Deutschland steht Maas wegen seiner kritischen Haltung zu Moskau auch bei Parteikollegen unter Druck. Viele seiner Genossen werfen ihm vor, mit einer sozialdemokratischen Tradition zu brechen, die noch auf Willy Brandts Ostpolitik zurückgeht. In Moskau bleibt der Minister bei seiner kühlen Haltung und fordert einen „echten Dialog, bei dem keine Themen ausgelassen werden, auch die schwierigen nicht“.
Am Ende des nüchternen Arbeitstreffens versucht sich dann Lawrow als Eisbrecher: „Es ist ein guter Start, ich habe im heutigen Gespräch keine Feindseligkeit gespürt.“Insbesondere in internationalen Belangen aber bleiben viele Differenzen.