Der lange und komplizierte Weg zu vier Spuren
Das Staatliche Bauamt Kempten informiert in Jengen über den aktuellen Planungsstand und beantwortet Fragen vor allem zu den Themen Lärmschutz und Grunderwerb. Lösung für oft überflutete Unterführung in Sicht
Jengen Mit dem 10,2 Kilometer langen Teilstück zwischen A96 und Untergermaringen soll der vierstreifige Ausbau der B12 zwischen Buchloe und Kempten (Gesamtlänge: 51 Kilometer, geschätzte Kosten: 265 Millionen Euro) beginnen. Die umfangreichen Planungen für das Mammutprojekt, bei dem am Staatlichen Bauamt in Kempten eine eigene Abteilung geschaffen wurde, laufen auf Hochtouren. In Jengen informierte der zuständige Abteilungsleiter Thomas Hanrieder zusammen mit fünf Kollegen aus den Bereichen Planung, Grunderwerb/ Recht sowie Naturschutz/Landespflege über den aktuellen Stand und beantwortete Fragen der Bürger. Kritische Anmerkungen kamen lediglich zu den Themen Flächenverbrauch und Lärmschutz.
● Verfahren Das Verfahren ist kompliziert und langwierig und befindet sich noch ziemlich am Anfang. „Momentan sind wir mitten in der Voruntersuchung“, erklärte Hanrieder. Es folgen: Vorentwurf, Planfeststellung (mit Öffentlichkeitsbeteiligung), eventuelle Verwaltungsgerichtsverfahren, Grunderwerb, Ausschreibung/Vergabe, Baudurchführung und Verkehrsfreigabe.
● Abschnitte Die gesamt Ausbaustrecke ist 51 Kilometer lang und in sechs Abschnitte (zwischen 6,9 und 10,2 Kilometer) eingeteilt, wobei sich Abschnitt I bei Kempten befindet und Abschnitt VI bei Buchloe.
● Zeitplan Der Vorentwurf für den Abschnitt VI (Buchloe – Unterger- soll in etwa einem Jahr fertig sein, sodass das Bauamt Ende 2019 die Planfeststellung, also die Baugenehmigung, beantragen kann. Für die Prüfung veranschlage man wiederum etwa ein Jahr. Wenn keine Gerichtsverfahren dazwischen kommen, könnte 2020 die Ausschreibung erfolgen. Frühester Baubeginn wäre 2021. „Das ist nicht unrealistisch. Aber bei so großen Projekten weiß man nie, was passiert“, sagte Hanrieder, der mit einer Bauzeit von etwa zwei Jahren rechnet. „Natürlich unter Verkehr. Wir können die B12 ja nicht drei Monate sperren.“
● Neue B 12 Ziel ist ein autobahnähnlicher Ausbau entsprechend dem sogenannten Regelquerschnitt (RQ)
28. Das bedeutet bei einer Gesamtbreite von 28 Metern auf jeder Seite jeweils eineinhalb Meter Bankett, je 10,5 Meter Fahrbahn (Pannenstreifen plus zwei Fahrspuren) sowie ein Mittelstreifen mit Leitplanken und Entwässerungseinrichtungen (vier Meter). Das sind laut Hanrieder für eine Straße mit dieser Verkehrsbelastung die gesetzlichen Vorgaben, an denen nicht zu rütteln ist.
● Verkehrsbelastung Aktuell seien auf der B 12 pro Tag 15 000 bis 20 000 Fahrzeuge (in beiden Richtungen) unterwegs. Für den Raum Jengen ergeben Prognosen bis 2030 eine Steigerung des Verkehrs von unter 20 Prozent. Das hänge unter anderem mit der Gewerbe- und der Bevölkerungsentwicklung zusammen.
● Lärmschutz Der vierspurige Ausbau entspricht laut Hanrieder einem Neubau, sodass die Richtlinien und Grenzwerte der 16. Bun- desimmissionsschutzverordnung gelten. Die Berechnungen dafür seien noch nicht erstellt. In kritischen Bereichen müssten Lärmschutzmaßnahmen ergriffen werden. Ob es sich dabei um Geschwindigkeitsbegrenzungen, spezielle lärmmindernde Asphalte, Schutzwände oder -wälle handeln wird, sei noch nicht klar.
● Grunderwerb Geplant ist eine Erweiterung – vermutlich wechselnd – an einer Seite. Ob der Anbau an der West- oder Ostseite erfolgt, werden Untersuchungen, Gutachten und Verhandlungen ergeben. Grundstücksbesitzer – auch für Ausgleichsflächen – werden laut Hanrieder während des gesamten Prozesses immaringen) mer wieder eingebunden, können aber auch selbst Kontakt zur Behörde aufnehmen. Zu konkreten und jeweils individuellen Grunderwerbsverhandlungen wird es wohl frühestens in zwei Jahren kommen. „Ein Erwerb zu erhöhten Preisen wird abgelehnt. Der Bund kauft zu den ortsüblichen Preisen“, betonte Hanrieder – und das seien angemessene, sehr ordentliche Preise. „Wir haben uns noch nie lumpen lassen.“
● Überflutete Unterführung Seit Jahren gibt es Probleme mit der B12-Unterführung an der Ortsverbindungsstraße Weinhausen – Ketterschwang. Immer wieder steht dort wegen des hohen Grundwasserpegels Wasser. Auch Pumpen
brachten bisher keine dauerhafte Lösung. Hanrieder räumte einen „Fehler in der Planung“ein, der sich nicht wiederholen soll. „Wir können ja nicht eine zweite Brücke daneben hinstellen, die dann auch ständig absäuft.“Im Zuge des vierspurigen Ausbaus soll dort ein Überführungsbauwerk errichtet werden, das heißt, die Ortsverbindungsstraße soll künftig über und nicht unter der B12 verlaufen.
ODie B 12 Infoveranstaltung des Staatlichen Bauamts findet am Mitt woch, 16. Mai, ab 20 Uhr im Schützenheim in Lindenberg statt. Eingeladen sind alle Bürger der Stadt Buchloe, insbesondere auch des Ortsteiles Lindenberg.