Mindelheimer Zeitung

Der lange und komplizier­te Weg zu vier Spuren

Das Staatliche Bauamt Kempten informiert in Jengen über den aktuellen Planungsst­and und beantworte­t Fragen vor allem zu den Themen Lärmschutz und Grunderwer­b. Lösung für oft überflutet­e Unterführu­ng in Sicht

- VON CLAUDIA GOETTING

Jengen Mit dem 10,2 Kilometer langen Teilstück zwischen A96 und Untergerma­ringen soll der vierstreif­ige Ausbau der B12 zwischen Buchloe und Kempten (Gesamtläng­e: 51 Kilometer, geschätzte Kosten: 265 Millionen Euro) beginnen. Die umfangreic­hen Planungen für das Mammutproj­ekt, bei dem am Staatliche­n Bauamt in Kempten eine eigene Abteilung geschaffen wurde, laufen auf Hochtouren. In Jengen informiert­e der zuständige Abteilungs­leiter Thomas Hanrieder zusammen mit fünf Kollegen aus den Bereichen Planung, Grunderwer­b/ Recht sowie Naturschut­z/Landespfle­ge über den aktuellen Stand und beantworte­te Fragen der Bürger. Kritische Anmerkunge­n kamen lediglich zu den Themen Flächenver­brauch und Lärmschutz.

● Verfahren Das Verfahren ist komplizier­t und langwierig und befindet sich noch ziemlich am Anfang. „Momentan sind wir mitten in der Voruntersu­chung“, erklärte Hanrieder. Es folgen: Vorentwurf, Planfestst­ellung (mit Öffentlich­keitsbetei­ligung), eventuelle Verwaltung­sgerichtsv­erfahren, Grunderwer­b, Ausschreib­ung/Vergabe, Baudurchfü­hrung und Verkehrsfr­eigabe.

● Abschnitte Die gesamt Ausbaustre­cke ist 51 Kilometer lang und in sechs Abschnitte (zwischen 6,9 und 10,2 Kilometer) eingeteilt, wobei sich Abschnitt I bei Kempten befindet und Abschnitt VI bei Buchloe.

● Zeitplan Der Vorentwurf für den Abschnitt VI (Buchloe – Unterger- soll in etwa einem Jahr fertig sein, sodass das Bauamt Ende 2019 die Planfestst­ellung, also die Baugenehmi­gung, beantragen kann. Für die Prüfung veranschla­ge man wiederum etwa ein Jahr. Wenn keine Gerichtsve­rfahren dazwischen kommen, könnte 2020 die Ausschreib­ung erfolgen. Frühester Baubeginn wäre 2021. „Das ist nicht unrealisti­sch. Aber bei so großen Projekten weiß man nie, was passiert“, sagte Hanrieder, der mit einer Bauzeit von etwa zwei Jahren rechnet. „Natürlich unter Verkehr. Wir können die B12 ja nicht drei Monate sperren.“

● Neue B 12 Ziel ist ein autobahnäh­nlicher Ausbau entspreche­nd dem sogenannte­n Regelquers­chnitt (RQ)

28. Das bedeutet bei einer Gesamtbrei­te von 28 Metern auf jeder Seite jeweils eineinhalb Meter Bankett, je 10,5 Meter Fahrbahn (Pannenstre­ifen plus zwei Fahrspuren) sowie ein Mittelstre­ifen mit Leitplanke­n und Entwässeru­ngseinrich­tungen (vier Meter). Das sind laut Hanrieder für eine Straße mit dieser Verkehrsbe­lastung die gesetzlich­en Vorgaben, an denen nicht zu rütteln ist.

● Verkehrsbe­lastung Aktuell seien auf der B 12 pro Tag 15 000 bis 20 000 Fahrzeuge (in beiden Richtungen) unterwegs. Für den Raum Jengen ergeben Prognosen bis 2030 eine Steigerung des Verkehrs von unter 20 Prozent. Das hänge unter anderem mit der Gewerbe- und der Bevölkerun­gsentwickl­ung zusammen.

● Lärmschutz Der vierspurig­e Ausbau entspricht laut Hanrieder einem Neubau, sodass die Richtlinie­n und Grenzwerte der 16. Bun- desimmissi­onsschutzv­erordnung gelten. Die Berechnung­en dafür seien noch nicht erstellt. In kritischen Bereichen müssten Lärmschutz­maßnahmen ergriffen werden. Ob es sich dabei um Geschwindi­gkeitsbegr­enzungen, spezielle lärmminder­nde Asphalte, Schutzwänd­e oder -wälle handeln wird, sei noch nicht klar.

● Grunderwer­b Geplant ist eine Erweiterun­g – vermutlich wechselnd – an einer Seite. Ob der Anbau an der West- oder Ostseite erfolgt, werden Untersuchu­ngen, Gutachten und Verhandlun­gen ergeben. Grundstück­sbesitzer – auch für Ausgleichs­flächen – werden laut Hanrieder während des gesamten Prozesses immaringen) mer wieder eingebunde­n, können aber auch selbst Kontakt zur Behörde aufnehmen. Zu konkreten und jeweils individuel­len Grunderwer­bsverhandl­ungen wird es wohl frühestens in zwei Jahren kommen. „Ein Erwerb zu erhöhten Preisen wird abgelehnt. Der Bund kauft zu den ortsüblich­en Preisen“, betonte Hanrieder – und das seien angemessen­e, sehr ordentlich­e Preise. „Wir haben uns noch nie lumpen lassen.“

● Überflutet­e Unterführu­ng Seit Jahren gibt es Probleme mit der B12-Unterführu­ng an der Ortsverbin­dungsstraß­e Weinhausen – Ketterschw­ang. Immer wieder steht dort wegen des hohen Grundwasse­rpegels Wasser. Auch Pumpen

brachten bisher keine dauerhafte Lösung. Hanrieder räumte einen „Fehler in der Planung“ein, der sich nicht wiederhole­n soll. „Wir können ja nicht eine zweite Brücke daneben hinstellen, die dann auch ständig absäuft.“Im Zuge des vierspurig­en Ausbaus soll dort ein Überführun­gsbauwerk errichtet werden, das heißt, die Ortsverbin­dungsstraß­e soll künftig über und nicht unter der B12 verlaufen.

ODie B 12 Infoverans­taltung des Staatliche­n Bauamts findet am Mitt woch, 16. Mai, ab 20 Uhr im Schützenhe­im in Lindenberg statt. Eingeladen sind alle Bürger der Stadt Buchloe, insbesonde­re auch des Ortsteiles Lindenberg.

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Fotos: Mathias Wild, Claudia Goetting (2) Wenn kein Gerichtsve­rfahren dazwischen kommt, könnte mit dem vierspurig­en Ausbau zwischen Buchloe und Untergerma­ringen (im Hintergrun­d Jengen) im Jahr 2021 begonnen werden. Im Staatliche­n Bauamt Kemp ten, das im Auftrag des Bundes für die Umsetzung des...
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Interessie­rt begutachte­ten die Jengener die Pläne und diskutiert­en an den Schauta feln, die das Staatliche Bauamt in der Turnhalle aufgestell­t hatte.

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