Sterbenden auf dem letzten Weg beistehen
Der Sankt Elisabeth Hospizverein bildet wieder Begleiter aus. Ehrenamtliche sprechen über eine ebenso wertvolle wie beanspruchende Aufgabe
Memmingen Eine kleine honigfarbene Kerze, eine Glasvase mit gelb blühenden Zweigen und mehrere Tücher in Lindgrün, kräftigem Rosa und Orange bilden die Raummitte: Rundherum haben sich ehrenamtliche Hospizbegleiter des Sankt Elisabeth Hospizvereins versammelt. Einmal im Monat treffen sie sich im Raum des Vereins zum Erfahrungsaustausch, denn Freud und Leid liegen bei dieser Arbeit oft sehr nah beieinander, wissen die beiden Koordinatorinnen Daniela Hart und Christine Peschke.
„Die Arbeit der ehrenamtlichen Hospizhelfer ist sehr wertvoll“, betonen die Koordinatorinnen. Im Mai startet darum nun wieder ein Kurs, bei dem sich Freiwillige zu Hospizbegleitern schulen lassen können. Anmeldungen sind noch möglich. Die Ausbildung umfasst nicht nur das große Feld der Hospizbewegung, sondern beschäftigt sich auch mit dem individuellen Lebensweg jedes Einzelnen.
Die Hospizbegleiter stellen sich einer anspruchsvollen Aufgabe – auch in emotionaler Hinsicht. Darum seien die regelmäßigen Treffen so wichtig, sagen die Koordinatorinnen.
„Manchmal sind
Trauern und Feiern einfach das Gleiche, obwohl wir viel und gerne lachen“, erzählt Daniela Hart. Diesen Zusammenhalt und den Austausch mit anderen finden auch Alfons Bauer und Johanna Steiner sehr wichtig. Beide absolvierten die kostenfreie achtmonatige Ausbildung und wurden vor vier Jahren als Hospizhelfer ausgesandt. Seitdem gehören sie zu den insgesamt 74 aktiven Begleitern, die in Memmingen und im Landkreis Unterallgäu tätig sind.
Ihre Aufgabe besteht darin, schwerstkranke und sterbende Menschen und ihre Angehörigen zu Hause, im Krankenhaus oder im Pflegeheim zu besuchen. Sie schenken ihnen Zeit, hören zu oder sind einfach nur da, auch um die Angehörigen unheilbar kranker Menschen zu entlasten. „Es ist keine pflegerische oder ärztliche Betreuung, sondern eine emotionale Zuwendung auf dem letzten Lebensweg“, erklärt Bauer, der seit der Vereinsgründung im Jahr 1995 Mitglied ist. Nach der Pensionierung ließ sich der ehemalige Mittelschullehrer zum Hospizbegleiter ausbilden. „Für diese berührende Aufgabe muss man psychisch stabil sein. Alter, Beruf oder Vorkenntnisse spielen keine Rolle. Bei dem Ehrenamt bekommt man unwahrscheinlich viel Positives zurück“, sagt der 68-Jährige.
Für Johanna Steiner war der Tod nie ein Tabuthema. „Ich bin in einem Dorf aufgewachsen, wo man die Verstorbenen noch aufgebahrt hat“, sagt die ehemalige Krankenschwester. Oft muss die 63-Jährige ihr Ehrenamt erklären. Viele hätten ein falsches Bild von der Sterbebegleitung. „Es ist eine individuelle Lebensbegleitung für Menschen in der letzten Lebensphase und deren Angehörige, die vor Ort passiert.“
Begründet wurde diese Form des Engagements laut den Koordinatorinnen ursprünglich aus dem christlichen Aspekt der Nächstenliebe heraus – doch sie steht allen offen, unabhängig von Religion und Weltanschauung.
„Unser Anspruch ist es, die bestmögliche Lebensqualität in der verbleibenden Lebenszeit zu bieten“, erläutert Christine Peschke.
Der Sankt Elisabeth Hospizverein informiert zudem beispielsweise über Patientenverfügungen, Versorgungsvollmachten und hilft den Menschen auch beim Aufbau eines ambulanten Betreuungsnetzes.