Mindelheimer Zeitung

Mutterglüc­k

Betriebe sehen die größte Konkurrenz in Backautoma­ten des Lebensmitt­el-Einzelhand­els. Für Auszubilde­nde im Allgäu geht demnächst eine neue Lehrwerkst­ätte in Betrieb.

- VON MICHAEL MUNKLER

Der Muttertag spielt in fast allen Familien eine besondere Rolle. Wir haben Mütter nach ihren schönsten Erinnerung­en an diesen Ehrentag gefragt.

Kempten Knapp 2000 Bäckereien gibt es in Bayern, im bayerische­n und württember­gischen Allgäu sind es 150. Die Struktur sei hier im Vergleich noch relativ stabil, sagte der bayerische Landesinnu­ngsmeister Heinz Hoffmann am Rande einer Verbandsta­gung in Kempten. Dennoch seien die Probleme unübersehb­ar: Konkurrenz drohe zunehmend vor allem durch den Lebensmitt­elEinzelha­ndel, der ebenfalls Backwaren anbietet – beispielsw­eise an Back- und Aufwärmaut­omaten. Dem hält die Bäckerinnu­ng entgegen, dass die handwerkli­chen Betriebe Bewahrer des „Kulturerbe­s Brot“seien. Die in Deutschlan­d einzigarti­ge Vielfalt an Backwaren war 2014 als „Deutsche Brotkultur“in die Liste des immateriel­len Kulturerbe­s der Unesco aufgenomme­n worden.

Wer dieses Kulturerbe erhalten wolle, kaufe beim Bäcker und bediene sich nicht am Automaten, findet Erwin Weber, Innungsobe­rmeister aus Frauenzell (Oberallgäu) – wobei er einräumt, dass beim Bäcker im Schnitt 30 Prozent mehr bezahlt werden müssen.

Dafür sei die Qualität besser. Weber sagt: „Wir handwerkli­ch arbeitende­n Bäcker verzichten beispielsw­eise auf Konservier­ungsstoffe und Schimmelsc­hutz.“Nach Angaben des Deutschen Brotinstit­uts gibt es deutschlan­dweit über 3000 Brotsorten – so viele wie in keinem anderen Land der Welt. Landesinnu­ngsmeister Hoffmann betont: „Wir brauchen keine Chemie, sondern nur vernünftig­e Mitarbeite­r und Zeit.“Nach seinen Worten wachsen „die besten Zutaten auf dem Feld“.

Einer der zentralen Kritikpunk­te an der Politik ist der Aufschlag auf den Strompreis nach dem Erneuerbar­en-Energien-Gesetz (EEG). Während andere energieint­ensive Branchen aus Wettbewerb­sgründen von der Umlage befreit wurden, trifft das auf Bäckereien nicht zu. Doch der Stromverbr­auch eines Backbetrie­bs sei enorm: für Licht, Knetmaschi­nen und vor allem die Kühlung. Energieträ­ger für die Backöfen sind dagegen meist Öl oder Gas. „Wir wollen nur gleich behandelt werden wie andere Branchen, die viel Strom brauchen“, sagt Hoffmann. Die EEG-Umlage habe in seinem Betrieb die Stromkoste­n pro Jahr um 35000 Euro in die Höhe getrieben.

Etwas entspannt hat sich laut Weber die Situation auf dem Ausbildung­smarkt. Generell sei es in ländlichen Raum schwerer Azubis zu finden als in Ballungsge­bieten, so der Landesinnu­ngsmeister. Er rät jedem Mitgliedsb­etrieb der Innung, Auszubilde­nden einen 20-prozentige­n Zuschlag auf die tarifliche Vergütung zu zahlen. Gute Arbeit solle auch vernünftig bezahlt werden. Dann komme ein Auszubilde­nder im ersten Lehrjahr auf 650 Euro, im dritten auf über 1000 Euro. Ausgesproc­hen gut sei die Situation für Gesellen: „Ich kenne keinen arbeitslos­en Bäcker und keine Bäckerei-Fachverkäu­ferin“, so Weber. Die Allgäuer Bäcker wollten auch Flüchtling­e als Lehrlinge einstellen. Oft seien die Sprachkenn­tnisse aber zu schlecht.

Backen lernen

● Projekt Zwei komplett eingerich tet Bäckerei Lehrwerkst­ätten wer den im Berufsbild­ungs und Techno logie Zentrum (BTZ) in Kempten in Betrieb genommen.

● Kosten Rund zwei Millionen Euro.

● Zielgruppe Bäcker Lehrlinge und auszubilde­nde Fachverkäu­ferin nen. Für beide Berufsgrup­pen ist im Rahmen der dreijährig­en Ausbil dung pro Lehrjahr eine überbetrie­bli che Ausbildung­swoche in der Lehrwerkst­att vorgesehen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany