Israel und Saudi Arabien als neues Nahost Duo?
Der Konflikt mit dem Iran bringt die beiden einstigen Feinde enger zusammen
Istanbul Im eskalierenden Konflikt mit dem Iran erhält Israel öffentlichen Beistand von ungewohnter Seite: Per Twitter betonte der Außenminister des Golf-Staates Bahrain, Scheich Khalid al-Khalifa, nach dem israelisch-iranischen Schlagabtausch der vergangenen Tage, der jüdische Staat habe das Recht auf Selbstverteidigung. Israel dürfe die „Quelle der Gefahr“bekämpfen, unterstrich der Minister. Da das kleine Bahrain häufig als Sprachrohr des großen Nachbarn Saudi-Arabien fungiert, ist die Unterstützungsbekundung für Israel mehr als nur die Einzelmeinung eines Ministers. Israel und Saudi-Arabien rücken enger zusammen, sehr zur Freude der USA. Doch die Annäherung hat Grenzen.
In den Augen der saudischen Führung hat der Iran Israel in der Rolle des Hauptfeindes in der Region längst abgelöst, auch wenn die Araber offiziell nach wie vor den jüdischen Staat ablehnen. Der saudische Thronfolger Mohammed bin Salman hat Israels Existenzrecht anerkannt und soll dem jüdischen Staat einen Geheimbesuch abgestattet haben. Bei einem Treffen mit Vertretern amerikanischer Juden soll sich der Kronprinz zudem sehr abfällig über die Palästinenser geäußert haben, deren Schicksal in der offiziellen Rhetorik der Araber stets beklagt wird. Die Palästinenser sollten die äußerst pro-israelischen Vorschläge der USA für eine Einigung mit Israel akzeptieren oder „den Mund halten“, sagte der Kronprinz laut Medienberichten.
Vorsichtig und in kleiner Dosierung wird die Annäherung auch konkret umgesetzt. So erteilte Saudi-Arabien im Frühjahr der indischen Fluggesellschaft Air India die Erlaubnis, bei Flügen von und nach Israel den saudischen Luftraum zu durchqueren, was bis dahin streng verboten war. Der israelische Armeechef Gadi Eisenkot deutete Ende vergangenen Jahres eine geheimdienstliche Zusammenarbeit seines Landes mit Saudi-Arabien an. Man habe nach dieser Nachricht im ganzen Nahen Osten die Kinnladen herunterfallen hören, kommentierte die damals. Bisher hat Israel nur mit zwei arabischen Nachbarn offiziell Frieden geschlossen: Jordanien und Ägypten. Die israelisch-saudische Allianz, die sich nun andeutet, wird von der Regierung Donald Trumps vorangetrieben. Trumps Schwiegersohn und Nahost-Beauftragter Jared Kushner, ein frommer Jude, ist ein enger Freund von bin Salman.
Die Trump-Regierung unterstützt Saudi-Arabien auch im Streit mit dem Golf-Emirat Katar, dem von seinen arabischen Nachbarn eine zu freundschaftliche Beziehung zum Iran vorgeworfen wird. Die Blockbildung im Nahen Osten schreitet auch anderswo voran: Nach Trumps Beschluss zur Wiedereinführung amerikanischer Sanktionen gegen Teheran versprach die Türkei dem iranischen Nachbarn ihre Unterstützung. Ankara hat sich im internen Streit der Golf-Araber zudem auf die Seite Katars gestellt. Die neue anti-iranische Front zeigte sich auch darin, dass Trump nach seiner Entscheidung zur Aufkündigung des IranAbkommens am Dienstag den lautesten Applaus aus Israel, SaudiArabien und Bahrain erhielt. Doch unterschiedliche Interessen, die saudische Innenpolitik und die harte israelische Haltung im Umgang mit den Palästinensern bremsen die Partnerschaft. So würde Saudi-Arabien gerne die pro-iranische Hisbollah im Libanon ins Visier nehmen, doch Israel konzentriert sich lieber auf die Gefahr, die von den iranischen Truppen in Syrien ausgeht.
Der Kronprinz hat zudem einige Probleme zu Hause. Nachdem das saudische Königshaus den Widerstand gegen Israel jahrzehntelang zum Grundsatz erhoben hat, ist eine offene Parteinahme für den jüdischen Staat höchst gefährlich. Die saudische Bevölkerung sei für einen jähen Schwenk zugunsten des jüdischen Staates nicht zu haben, sagt Bilal Saab vom Middle East Institute in Washington. „Und die saudische Führung weiß das genau.“Die iranische Regierung tut ihr Bestes, um diese saudische Achillesferse für sich zu nutzen. Revolutionsführer Ali Chamenei nennt Saudi-Arabien einen „Sklaven“Amerikas. Liebend gerne würde Bin Salman deshalb Kompromisse Israels in der Siedlungsfrage oder bei anderen Streitthemen sehen, um eine Vertiefung des Bündnisses mit Israel rechtfertigen zu können. Bisher zeigt die Regierung von Benjamin Netanjahu aber keinerlei Neigung dazu.