Mindelheimer Zeitung

Wo entsteht Schwabens Ankerzentr­um?

Bei der Frage nach dem Standort der Unterkunft für 1500 Flüchtling­e ist Ärger programmie­rt

- VON MICHAEL BÖHM, THOMAS HILGENDORF UND CLAUDIA BENZ

Kempten/Donauwörth Noch herrscht Ruhe – doch wie lange noch? Nach der Ankündigun­g von Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU), in jedem bayerische­n Regierungs­bezirk ein sogenannte­s Ankerzentr­um für Asylbewerb­er einzuricht­en, ist der Ärger fast programmie­rt. Denn wo sollen diese Gemeinscha­ftsunterkü­nfte für bis zu 1500 Flüchtling­e stehen?

In Oberbayern ist diese Entscheidu­ng bereits gefallen: Dort soll das bisherige Transitzen­trum in Manching/Ingolstadt zu einem Ankerzentr­um um- und ausgebaut werden. In Schwaben ist die Standortfr­age noch offen, glaubt man dem Sprecher der Regierung von Schwaben, Karl-Heinz Meyer. „Bei uns ist bislang nichts Konkretes angekommen“, sagte er am Freitag. Angesichts der angedachte­n Dimensione­n der Ankerzentr­en kämen aber wohl nicht viele Standorte in Schwaben infrage. Zumal der Fokus offenbar auf bereits bestehende Einrichtun­gen gerichtet sei. Genau genommen würden ihm spontan lediglich zwei einfallen: Donauwörth oder Kempten.

Die Donauwörth­er Alfred-DelpKasern­e dient derzeit als Schwabens einzige Erstaufnah­meeinricht­ung. Diese soll jedoch Ende 2019 geschlosse­n werden. Und dabei wird es auch bleiben, ist Oberbürger­meister Armin Neudert überzeugt: „In Donauwörth ist am 31. Dezember 2019 Schluss, das wurde fest vereinbart. Daran kann und wird auch nicht gerüttelt werden.“Das habe ihm Innenminis­ter Herrmann erst vor wenigen Tagen persönlich noch einmal bestätigt: „Es gibt keine Veranlassu­ng zur Sorge“, sagte Neudert.

Bleibt also Kempten. Die dortige Artillerie­kaserne ist als Asylunterk­unft für bis zu 1000 Personen vorgesehen – bislang jedoch nicht in Betrieb genommen worden. Schon die Ankündigun­g, dass die schwäbisch­e Erstaufnah­meeinricht­ung von Donauwörth nach Kempten umziehen könnte, hatte zuletzt für Aufregung gesorgt. Unter anderem machte sich Thomas Kreuzer, Stadtrat in Kempten und Fraktionsc­hef der CSU im Landtag, für die Suche nach Alternativ­en stark. Die Kemptener Kaserne sei für ein Ankerzentr­um zu klein, und überhaupt sei längst nicht entschiede­n, ob Schwaben künftig noch eine Einrichtun­g dieser Art und Größe brauche.

Innenminis­ter Herrmann sieht das offenbar anders. „Alle Regionen sollten ihren Beitrag leisten“, betonte er auf Nachfrage unserer Zeitung – also auch Schwaben. „Diese neuen Aussagen nehme ich zum Anlass, weitere politische Gespräche auf höchster Ebene zu führen“, erklärte am Freitag Kemptens Oberbürger­meister Thomas Kiechle. Fraktionsc­hef Kreuzer war für eine Stellungna­hme nicht erreichbar.

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Foto: Matthias Becker Die Artillerie­kaserne in Kempten gilt als Kandidat für das schwäbisch­e Ankerzen trum.

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