Mindelheimer Zeitung

Der Krimi um Josefa Schmid

Die Leiterin der Bremer Bamf-Außenstell­e, die auch Bürgermeis­terin in Niederbaye­rn ist, wird in den Freistaat versetzt. Kurz zuvor hatte sie auf einen möglichen Asyl-Skandal hingewiese­n

- Spiegel-Informatio­nen Neuen Presse Passauer

Bremen/Kollnburg Sie hat in einem internen Bericht Vorwürfe gegen das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (Bamf) erhoben – nun muss die Leiterin der Außenstell­e in Bremen gehen. Josefa Schmid (FDP), die gleichzeit­ig auch ehrenamtli­che Bürgermeis­terin in Kollnburg im niederbaye­rischen Landkreis Regen ist, wurde von der Zentrale des Bamf zurück in ihre bisherige Dienststel­le in Deggendorf beordert. Dies sei keine Strafverse­tzung, betonte ein Bamf-Sprecher am Mittwoch. „Diese Maßnahme war in der aktuellen Situation geboten, um die Beamtin, die Gegenstand öffentlich­er Berichters­tattung ist, zu schützen.“Wovor genau Schmid geschützt werden soll, erläuterte die Behörde in der Stellungna­hme nicht. Schmid wehrt sich gegen die Versetzung mit einem Eilantrag vor dem Bremer Verwaltung­sgericht. Sie leitete die in eine mutmaßlich­e Asyl-Affäre verstrickt­e Außenstell­e seit Anfang des Jahres.

Am Dienstag hatte Schmid mit einem internen Bericht für Aufsehen gesorgt. Darin erhob sie schwere Vorwürfe gegen die Bamf-Zentrale. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt gegen Schmids Vorgängeri­n, weil diese mindestens 1200 Menschen zu Unrecht Asyl gewährt haben soll. Nach schrieb ein leitender Beamter der Außenstell­e damals in einer Mail von Vorgängen von „extremer Brisanz“. Die langjährig­e Leiterin der Bremer Außenstell­e betreibe seit langem „Kungeleien“mit einem Rechtsanwa­lt und habe dessen Mandanten „massenhaft“zum Flüchtling­sstatus verholfen, berichtete das Nachrichte­nmagazin am Donnerstag unter Berufung auf die Mail. Die Behörde müsse dringend handeln, forderte der Beamte demnach darin. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt gegen sie und fünf weitere Beschuldig­te wegen Bestechlic­hkeit und „bandenmäßi­ger Verleitung zur missbräuch­lichen Asylantrag­stellung“

Dem internen Bericht zufolge, in dem Schmid ihre Vorwürfe erhebt, soll die Zahl der fragwürdig­en Asylbesche­ide noch höher liegen und die Zentrale auch schon früh Hinweise darauf gehabt haben. Es bestehe der Verdacht, dass das Bamf die Affäre nicht aufklären wolle und selbst in diese verstrickt sei, schrieb Schmid. Das Bundesinne­nministeri­um sieht für diese Behauptung aber keine Grundlage. Der Bericht „reicht nicht aus, um die Vorwürfe zu belegen“, sagte eine Sprecherin in Berlin.

Schmids Eilantrag war am Mittwochmo­rgen beim Bremer Verwaltung­sgericht eingegange­n. Die Kammer forderte daraufhin eine Stellungna­hme vom Bamf. Am Abend lehnte das Gericht den Eilantrag dann ab. Die „Umsetzung“sei zwar formell rechtswidr­ig erfolgt, da der Personalra­t nicht beteiligt worden sei, Schmid habe aber nicht glaubhaft dargelegt, dass ihr durch die „Umsetzung“schwere und unzumutbar­e Nachteile drohten, hieß es zur Begründung. Das Bamf erklärte, dass es die Vorfälle unter Hochdruck aufklären wolle – auch unter Einbeziehu­ng von Schmid.

Gab es „Kungeleien“mit einem Rechtsanwa­lt?

Nach einem Bericht der

darf Schmid ihr Büro nicht mehr betreten. Damit habe sie teilweise auch keinen Zugang mehr zu Unterlagen, die sie bei einer Aussage vor der Staatsanwa­ltschaft Bremen habe verwenden wollen.

Bremens Innensenat­or Ulrich Mäurer (SPD) forderte nun einen umfassende­n Bericht von seinem Bundeskoll­egen Horst Seehofer (CSU). „Das Chaos in der Bamf-Außenstell­e schadet nicht nur dem Ruf Bremens, sondern hat auch Auswirkung­en auf unsere Ausländerb­ehörden und ihre Arbeit. Wir brauchen dringend verlässlic­he Informatio­nen“, sagte Mäurer. Er will den Skandal auch auf der nächsten Innenminis­terkonfere­nz im Juni thematisie­ren.

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Foto: dpa Josefa Schmid hat schwere Vorwürfe ge gen das Bamf erhoben.

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