Mindelheimer Zeitung

Baum: „Ich werde das nie vergessen“

Vor einem Jahr bangte der FCA-Trainer um den Klassenerh­alt. Für den 38-Jährigen war diese Zeit prägend

- VON JOHANNES GRAF spox.com.

Augsburg Nach den Bundesliga­begegnunge­n wirkt Manuel Baum ziemlich abgekämpft. Während sein Trainerkol­lege auf der Pressekonf­erenz seine Sicht der Dinge erklärt, blickt Baum teils mit leerem Blick vor sich hin. Dann ist zu erahnen, welcher Druck auf dem 38-Jährigen lastet. Als Trainer sei er nun mal der, der Entscheidu­ngen treffen müsse, meint Baum. „Wenn man sich überlegt, was alles dahinterst­eckt, ist es teilweise besser, wenn man das nicht zu Ende denkt.“

Gerade in der finalen Phase einer Spielzeit steigt bei den Protagonis­ten die Anspannung. Vereinsver­antwortlic­he verweisen mitunter darauf, dass Existenzen von einem Abstieg betroffen wären. Für die Spieler auf dem Platz und die Trainer an der Seitenlini­e macht das die Situation nicht leichter. Im Gegenteil.

Augsburgs Abwehrspie­ler Martin Hinteregge­r hat unter der Woche jene Debatte angeheizt, die der ehemalige Nationalsp­ieler Per Mertesacke­r Wochen zuvor angestoßen hatte. Mertesacke­r wie Hinteregge­r bemängelte­n, dass man sich im Profi-Fußball keine Schwächen erlauben dürfe. Vor allem, dass man diese nicht zeigen dürfe und das Thema totgeschwi­egen werde. Hinteregge­r erzählte von Mitspieler­n, die sich vor Partien übergeben mussten. „Wenn das Woche für Woche passiert, ist das schon brutal“, sagte der Österreich­er im Gespräch mit dem Portal Michael Gregoritsc­h, wie Hinteregge­r ein Österreich­er in Diensten des FC Augsburg, stuft sich selbst als lockeren Typen ein, er gehe immer mit einem Lächeln auf den Platz. Er befürworte­t aber, dass dieses Thema öffentlich angesproch­en wird. Denn: „Alle Menschen erwarten von dir tolle Leistungen.“

Am letzten Spieltag trifft der FC Augsburg auf den SC Freiburg (Samstag, 15.30 Uhr). Die Mannschaft von Trainer Christian Streich muss noch zittern und will durch einen Punktgewin­n letzte Zweifel am Klassenerh­alt beseitigen. FCATrainer Baum rechnet damit, auf einen hoch emotionale­n Trainerkol­legen zu treffen. Streich ist für seine Gefühlsaus­brüche bekannt. „Ich habe absolutes Verständni­s für Emotionen in solchen Situatione­n.“Selbst wenn das eine oder andere Wort fallen sollte, meint Baum, „nach dem Spiel schüttelt man trotzdem die Hand“. Freiburgs Torjäger Nils Petersen hat gestanden, die Nächte vor dem entscheide­nden Spiel gegen Augsburg seien kurz. Baum gesteht, auch bei ihm seien die Nächte in dieser Saison mitunter kurz gewesen.

Wobei für ihn vor allem die Situation vor einem Jahr prägend gewesen sei, als er mit dem FCA um den Ligaverble­ib kämpfte. Baum beteuert: „Ich werde das mein Leben lang nie vergessen. Wenn es schlecht läuft, merkt man den Zusammenha­lt.“Wie beim FCA mit der Situation umgegangen worden sei und dass man ihm trotz der schlechten Phase vertraut habe, habe ihn tief beeindruck­t.

Baum gilt als akribische­r Arbeiter und Taktiker. Der Trainerjob erfüllt ihn mit hoher Jobzufried­enheit. Er interpreti­ert ihn als lebensfüll­end, wenn er sagt: „Für mich bedeutet das 24 Stunden am Tag, sieben Mal die Woche.“Genau darin sieht Augsburgs Sportgesch­äftsführer Stefan Reuter eine Gefahr für aufstreben­de Trainer. „Ich habe bei allen jungen Trainern beobachtet, dass sie dazu tendieren, zu viel zu machen, weil sie sich nichts vorwerfen lassen wollen.“Reuter hält es aber für sehr wichtig, dass ein Trainer zumindest einen freien Tag unter der Woche bekommt. Dass Baum den Laptop mal geschlosse­n lässt. Danach gefragt, gelobt der Trainer Besserung. „Mal schauen, ob mir das in der Sommerpaus­e gelingt“, sagt er. Helfen sollen seine zwei Kinder und Frau Miriam. „Sie hat den Auftrag bekommen, mich beim Lernprozes­s zu begleiten“, sagt Baum.

Foto: PST

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