Mindelheimer Zeitung

Abkommen

- VON MICHAEL SCHREINER mls@augsburger allgemeine.de

Donald Trump hat sich wieder einmal abgekoppel­t von Europa und das Atomabkomm­en mit dem Iran für abkömmlich erklärt. Ein Vorkommnis, das Besorgnis erregt hat, obgleich die Welt irgendwie darauf gefasst war. Die meisten anderen Vertragspa­rtner wie Deutschlan­d, Frankreich und Großbritan­nien sind unterdesse­n übereingek­ommen, die Abmachung mit dem Iran nicht verkommen zu lassen.

Das Wort Abkommen könnte man Donald Trump, dem Abkömmling und Nachkommen deutscher Einwandere­r, vielleicht einmal ausleuchte­n. Wo es herkommt? Es bedeutete bis ins 17. Jahrhunder­t, in dem es noch keine atomare Aufbereitu­ng, wohl aber Abmachunge­n gab, so viel wie „sich von einer Verpflicht­ung, einer Schuld, lösen, von einer Schuld wegkommen“. Bliebe man in diesem überkommen­en Kontext, hätte er sich jetzt also wieder Schuld aufgehalst, dieser Trump, den manche für einen Emporkömml­ing, andere für einen Komödiante­n und einige für einen Kometen halten. Ob der US-Präsident nun irrlichter­nd vom Weg der Vernunft abgekommen ist oder vielmehr einen Irrweg beendet hat, darüber streiten sie nicht nur in Amerika. Trump hat einiges abbekommen, aber das ficht ihn nicht an.

Rein sprachlich betrachtet schillert Abkommen in allerlei Bedeutunge­n. Im Grimmschen Wörterbuch findet sich das schöne „Abkömmnis“, worunter „bei Bergleuten die Entfernung eines Trumms von dem Hauptgange“verstanden werde, aber eben auch „Abkömmnis oder Abkommnis im Sinne von Vergleich oder Vertrag“.

Wer weiß. Vielleicht ist das Atomabkömm­nis mit dem Iran (Trump nennt es Deal, das ist auch geschmeidi­ger und kürzer auf Twitter) ja noch zu retten und die USA sind mit Nachbesser­ungen wieder zurück ins Boot zu holen. Gute Diplomatie, auf die es jetzt ankommt, könnte das hinbekomme­n.

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