Mindelheimer Zeitung

Nur wenige Unternehme­n dürfen spenden

Thomas Werner erklärt, wie die Umweltorga­nisation WWF arbeitet, warum 80 Prozent der Firmen, die Geld geben wollen, abgelehnt werden – und warum Krombacher und Edeka grüner seien als sie wirken

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Kempten Wie viel spendet die Umweltorga­nisation WWF (World wide fund for nature) jährlich? Wie gewinnt die Stiftung Großspende­r? Warum kooperiert sie mit Edeka und Krombacher? Diese und viele weitere Fragen schrieb Thomas Werner, der bei WWF in Bayern und Baden-Württember­g für das Fundraisin­g verantwort­lich ist, im Restaurant Starlet in Kempten auf Karteikart­en und hängte sie mit Klammern an eine Leine. Seine Zuhörer vom Marketing Club Allgäu nahmen sich die Frage, die sie am meisten interessie­rte, mit an ihren Tisch und stellten sie nach und nach. So entspann sich ein lockeres Gespräch, in dem Werner erklärte, wie der WWF arbeitet.

Besonders überrascht waren die Zuhörer darüber, dass Werner zufolge im Verwaltung­sapparat des WWF lediglich fünf Prozent der Einnahmen hängen bleiben. Bei anderen Organisati­onen seien das bis zu 60 Prozent. Er selbst verdiene nicht daran, wenn er einen Spender gewinne. „So bin ich viel glaubwürdi­ger“, sagte das frühere Vorstandsm­itglied einer Bank. Jetzt kümmert sich Werner um Großspende­r und Stiftungen.

Doch wie überzeugt man Menschen davon, 50000 Euro und mehr an eine Umweltorga­nisation zu spenden? „Das geht nur über menschlich­e Chemie, Vertrauen und hundertpro­zentige Seriosität“, sagte Werner. Man müsse die Personen direkt ansprechen und werde so auch weiterempf­ohlen. Für Großspende­r hat der WWF zum Beispiel den „living planet club“ins Leben gerufen. Wer hier dabei ist, dem werde ein besonderes Leistungss­pektrum geboten – zum Beispiel Reisen an Orte, die man ohne den WWF nicht besuchen könnte. Die Kosten tragen die Mitglieder selber.

Unternehme­n akzeptiert die Umweltorga­nisation nur dann als Spender, wenn sie einer umfangreic­hen Prüfung standhalte­n. 80 Prozent werden abgelehnt. „Wir haben die größten Sorgen mit greenwashi­ng“, sagt Werner. Deshalb sei er auch bei der Bewerbung von Edeka und Krombacher zunächst skeptisch gewesen. Beide seien aber grüner als sie wirken, sagte Werner. Edeka lasse sich sein Sortiment an Eigenmarke­n inzwischen zum Beispiel zu einem großen Teil von WWF optimieren und gewähre viel Einblick in Firmenablä­ufe. Im Gegenzug musste WWF verspreche­n, nicht mit Konkurrent­en aus der gleichen Branche zusammen zu arbeiten.

Auch die Verantwort­lichen bei Krombacher haben bewiesen, dass sie „wirklich“die Welt retten wollen, sagt Werner. Insgesamt habe WWF in Deutschlan­d ein jährliches Spendenvol­umen von 77 Millionen Euro. Weltweit seien es 770 Millionen Euro. Pro Person liegt der Durchschni­ttsspenden­wert bei 35 Euro, sagte Werner. Dabei hänge die Spendenber­eitschaft keinesfall­s vom Einkommen ab. Ein Drittel ihrer Mittel bekomme die Organisati­on zudem aus öffentlich­er Hand. Mit den Einnahmen setzt sich der WWF hauptsächl­ich für Tierartens­chutz ein. Das wird immer die Kernmarke bleiben, betonte Werner. In Deutschlan­d werde sich die Organisati­on künftig noch mehr gegen das Insektenst­erben einsetzen. Bald soll das Siegel „Landwirtsc­haft für Artenvielf­alt“auch in Bayern und Baden-Württember­g publik gemacht werden.

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Foto: Ralf Lienert Die Bäcker kamen in Kempten zusammen – entspreche­nd fiel auch die Dekoration aus. Unser Bild zeigt (von links) Hermann Orf, Obermeiste­r Erwin Weber und Anton und Brigitte Dorn.
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Thomas Werner

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