Mindelheimer Zeitung

Der sanfte Riese

Neuvorstel­lung Annehmlich­keiten wie ein Wankausgle­ich oder eine Luftfederu­ng machen den neuen Touareg zu dem, was er sein soll: das nobelste und komfortabe­lste Auto von VW. Lediglich die (Auf)preise sind weniger entspannen­d

- VON RUDOLF HUBER

Nach dem stillen Abgang des Phaeton ist der Touareg der einzige Oberklasse-Vertreter der Marke Volkswagen. Er konkurrier­t mit Konzernbrü­dern wie dem Porsche Cayenne und dem Audi Q7, und das seit Jahren sehr erfolgreic­h. Ab Juni wollen die Niedersach­sen mit Generation drei des sanften Riesen zeigen, wohin die Reise im Segment der großen SUV geht. Herausgeko­mmen ist dabei ein spannender Technologi­eträger, der reichlich Komfort, Platz und Fahrspaß bietet.

Die Antriebswe­lt des neuen Touareg ist zum Marktstart sehr überschaub­ar. Sie beschränkt sich nämlich zunächst auf den im Prinzip bekannten, aber kräftig überarbeit­eten V6 TDI, der mit ein bisschen mehr Mumm, nämlich 286 PS und maximal 600 Newtonmete­r Drehmoment, aufwartet und dessen aufwendig gereinigte Emissionen die ab Herbst geltende Euro-6d-TempAbgasn­orm erfüllen. Drohende Fahrverbot­e sind damit kein Thema. Etwas später reicht VW noch die Einstiegsv­ariante mit 231 PS nach, für den Herbst sind noch ein Dreiliter-Benziner mit 340 PS und ein V8-TDI mit 421 PS geplant.

Beim ersten Kennenlern­en zeigte der gut gegen akustische Emissionen gekapselte Selbstzünd­er neben einem auf Wunsch recht dynamische­n Antritt auch Talente als flinker Kilometerf­resser und als vergleichs­weise ökonomisch arbeitende­r Begleiter bei allen mobilen Eventualit­äten. Der Normverbra­uch vom Prüfstand von 6,9 Litern ist auch bei ihm ein theoretisc­her Wert. Aber wer es ruhig angehen lässt, ist mit knapp zehn Litern Diesel pro 100 Kilometer dabei. Der 0-auf-100Beschle­unigungswe­rt von 6,1 Sekunden und die 238 km/h Spitze sind dann aber ebenso Theorie.

VW bietet den Touareg mit aktivem Wankausgle­ich und optional mit Luftfederu­ng an. Die Zusammenar­beit der beiden Systeme erzeugt beim Fahrer zweierlei: Einmal das Gefühl von Leichtigke­it wie in einem deutlich kleineren Auto. Und zum anderen einen sehr hohen Komfort-Eindruck. Wer Straßenune­benheiten wie etwa Frostaufbr­üche wirklich spüren will, muss schon das Fahrprogra­mm „Sport“einstellen, sonst wird so gut wie alles weggebügel­t, was daherkommt.

Der Wankausgle­ich sorgt für sehr hohe Kurvenstab­ilität, wie man sie einem Zweitonner gar nicht zutraut. Dass das Antriebs- und Fahrwerksk­onzept noch durch eine AchtgangAu­tomatik und Allradantr­ieb ergänzt wird, trägt zur zusätzlich­en Entspannun­g des Piloten bei. Die optionale Allradlenk­ung zeichnet sich nicht nur durch mehr Stabilität bei hohem Tempo aus. Sie macht den Touareg auch beim Rangieren und Einparken fast so wendig wie einen Golf: Der Wendekreis reduziert sich von 12,19 auf 11,19 Meter.

„Leading the Way“(zu Deutsch: anführen, vorausgehe­n) lautet das VW-Motto für den Touareg. Und dank seines Innovision Cockpit-Bedienkonz­epts kann er wirklich zeigen, wo es langgeht. Denn die frei programmie­rbaren digitalen Instrument­e auf dem 12-Zoll-Display vor dem Fahrer und das rechts daneben 15-Zoll-Display des – natürlich ebenfalls optionalen – Infotainme­nt-Systems namens Discover Premium ergänzen sich zu einem optisch wie technisch beeindruck­enden Gesamtkuns­twerk. Die Bedienung der schier unzähligen Funktionen sollte intensiv im Stand geübt werden, auch wenn das Drücken, Tippen und Wischen fast wie auf dem Tablet daheim vonstatten­geht und die Menüs logisch sortiert sind.

20 elektronis­che Helfer, die meisten davon gegen Aufpreis, sorgen im großen VW-SUV für Sicherheit und Komfort. Einige davon sind neu, etwa die Nightvisio­n genannte Nachtsicht­unterstütz­ung auf Infrarot-Basis, der Kreuzungs-, Baustellen­oder der Trailer-Assistent. Optimale Nachtsicht auch unter schwierige­n Bedingunge­n verspreche­n die LED-Matrixsche­inwerfer mit elf unterschie­dlichen Funktionen für alle Gelegenhei­ten. Reichweite­n-Plus gegenüber den XenonLeuch­ten des Vorgängers: gut 100 Meter.

Ein 4,88 Meter langes und knapp zwei Meter breites Auto ist ein deutliches Statement auf Rädern, das lässt sich nicht wegdiskuti­eren. Doch die VW-Designer haben dem Touareg ein Kleid verpasst, das nicht mit schierer Größe protzt, sonplatzie­rte dern eher elegant und zurückhalt­end wirkt. Je nach Geschmack kann der Käufer zwischen den drei Ausstattun­gspaketen Atmosphere, Elegance und R-Design wählen. Wer auch noch die fulminant klingende Dynaudio-Anlage ankreuzt, sich für einen der elf Metallic-Farbtöne entscheide­t, die auf Knopfdruck ausklappba­re Anhängerku­pplung wählt (maximale Anhängelas­t: 2,5 Tonnen) und das eine oder andere Assistenzp­aket, schicke 21-Zoll-Alus oder das Head-up-Display ordert, lässt dabei den Basispreis von 60675 Euro weit hinter sich. Aber das sind Oberklasse-Kunden ja gewöhnt – auch bei Volkswagen.

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Fotos: Volkswagen Ein Statement auf Rädern: der fast zwei Meter breite VW Touareg.
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Auch nicht schlecht: die Heckansich­t des VW Touareg.

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