Geschwindigkeitsrausch am „Döbele“
Beim Seifenkistenrennen braucht es nicht viel, um eine Menge Spaß zu haben – vor allem etwas Mut. Aber auch die Wahl des richtigen Gefährts überlassen die Teilnehmer nicht dem Zufall
Tussenhausen Mindestens drei Räder, funktionierende Bremsen und Schutzkleidung. Mehr braucht es nicht um beim Seifenkistenrennen in Tussenhausen teilnehmen zu können. Seit fast 20 Jahren findet das Rennen am „Döbele“statt. Der Berg nahe am Ort bietet die ideale Abfahrt. Steil genug um ausreichend Geschwindigkeit zu bekommen und Kurven um das Können des Fahrers unter Beweis stellen zu können. Das Highlight der Strecke ist eine 90˚ Kurve. Mit rund 55 km/h rauschen die Hobbypiloten hier vorbei.
Lars ist mit seinen 9 Jahren schon ein paar Rennen gefahren. Zusammengebaut wurde das Gefährt von seinem Vater. Man sieht auf den ersten Blick, dass in den Bau der Fahrzeuge viel Zeit investiert wird. Die Liebe zum Detail überzeugt sofort. Neben Aufschriften, Nackenstützen und Hupen finden sich jede Menge liebevolle Accessoires. Familie Bernauer ist mit ihren Fahrzeugen sogar knapp zwei Stunden angereist um teilnehmen zu können. Sohn Jan macht mit seinen 12 Jahren einen sehr souveränen Rennfahrereindruck. Ganz entspannt wartet er auf seinen Start und lässt sich von seiner Mutter Alexandra dann bis vor zur Rampe schieben. Die ist aber nicht nur als Antrieb, sondern auch als Teilnehmerin vor Ort. Allerdings starten die beiden nicht in der selben Klasse. Alexandra fährt nicht in ei- Seifenkiste, sondern wagt sich auf einem getunten Bobby-Car den Berg hinunter. Im ersten Moment fragt man sich zwar, wie eine erwachsene Person wohl da rauf passen soll, aber es funktioniert. Die Familie ist Mitglied im Soifa-Bobby-Club St. Johann in Würtingen. Hier werden ebenfalls regelmäßig Seifenkistenrennen veranstaltet. Dieses Jahr trägt der Verein sogar wieder die „Deutsche Speeddown Meisterschaft“aus. Wer einen Motorradhelm mitbringt, kann dort sogar als Copilot mitfahren.
Im Gespräch mit den Teilneh- und Zuschauern merkt man sofort, dieses Hobby begeistern Jung und Alt. Für die Fahrer gibt es zwei verschiedene Klassen: Seifenkiste und Bobby-Car. Innerhalb wird nochmals unterteilt in Jugend und Erwachsene. Nach drei Durchläufen wird dann die schnellste Zeit des jeweiligen Starters gewertet. Der mit dem besten Ergebnis gewinnt. Sollte doch mal der ein oder andere die Strecke ungeplant verlassen, stehen sofort Sanitäter für die erste Hilfe bereit. Ist der Unfallwagen nicht zu stark beschädigt, geht es in den meisten Fällen gleich wiener der zurück an den Start. Seifenkistenpiloten sind hart im Nehmen. Den Ehrgeiz verliert man durch so einen kleinen Abrutsch von der Fahrbahn schließlich nicht.
Wer nicht fährt, muss sich nicht langweilen. Die Kinder können den Tag in der Hüpfburg, beim Mäuseroullette und beim Kinderschminken verbringen. Wer gerade nicht live an der Rennbahn dabei sein kann bekommt die notwendigen Infos und Updates von Moderatorin Sabrina. Sie ist eine der vielen fleißigen Helfer, die diese Veranstaltung möglich machen. Von den Besumern chern wird das Angebot sehr gerne genutzt. Von der Startrampe bis zum Ziel ist es schon ein gutes Stück. Von unten nach oben werden die Seifenkisten samt Starter mit einem Traktor gezogen. Insgesamt drei Stück sind hier den ganzen Tag im Einsatz. Und wer noch zu klein ist um selbst den Berg runter zu rasen, der setzt sich wenigstens mit auf den Bulldog und fährt mit hoch. Oben warten die Fahrer nacheinander alle mit bester Laune in ihren Kisten auf der Rampe, bis es durchs Funkgerät endlich heißt: „Wir sind startklar, 3-2-1-los!“