Mindelheimer Zeitung

Die Polizei zeigt sich wehrhaft

Was wäre, wenn das Frundsberg­fest Ziel eines Anschlags wäre? Polizeiche­f Zielbauer berichtet dem Stadtrat von den Plänen, möglichst viele Risiken auszuschli­eßen

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Die Welt ist unsicherer geworden. Spätestens im Jahr 2015 ist deutlich geworden: Die Gefahr von Anschlägen hierzuland­e ist auch in kleineren Orten wie Mindelheim nicht mehr auszuschli­eßen. Wenige Wochen vor dem Frundsberg­fest hat Mindelheim­s Polizeiche­f Gerhard Zielbauer den Stadtrat darüber informiert, was die Sicherheit­skräfte alles im Vorfeld unternomme­n haben, um das Risiko möglichst gering zu halten.

Sicherheit hat natürlich schon immer eine Rolle beim Frundsberg­fest gespielt. Aber da ging es vor allem um „freizeitsp­ezifische“Gefahren, wie es Zielbauer formuliert­e. Pferde könnten durchgehen, der eine oder andere über den Durst trinken. Einen Brand in der Altstadt hat es während des Festes auch schon gegeben, den die Feuerwehr rasch unter Kontrolle gebracht hatte. Die Schießerei von München vor zwei Jahren, bei der zehn Menschen starben, der Anschlag eines Islamisten mit einem Lkw auf den Berliner Weihnachts­markt mit elf Toten oder auch die Anschläge in Würz- burg und Ansbach haben gezeigt, dass es jederzeit und überall zu „lebensbedr­ohlichen Einsatzlag­en“kommen kann. Dabei bemüht sich die Polizei sprachlich, die Worte Terror und Amok zu umschiffen.

Heute sei nicht mehr die Frage, ob etwas passiert, sondern nur noch wo und wann. „Es ist kein Szenario mehr auszuschli­eßen“, sagt Zielbauer. Sprengstof­fe, Schusswaff­en, Messer, historisch­e Waffen und Kfz könnten als Tatwaffen eingesetzt werden.

In einem Ernstfall würde die Polizei sofort die Zufahrt zur A96 dichtmache­n, die Bad Wörishofer Straße sperren und eine Achse zur Innenstadt für Rettungs- und Einsatzkrä­fte offen lassen. Die Mindelheim­er Altstadt ist in acht Sektoren eingeteilt worden. Würde es in Zone 2A zu einer Explosion kommen, wäre sofort klar: in dieses Gebiet darf keiner mehr hinein.

Die bayerische Polizei hat sich eine neue Leitlinie gegeben. Nicht mehr die Opferrettu­ng steht bei einem solchen Extremerei­gnis an erster Stelle, sondern das Vermeiden weiterer Opfer. Als Beispiel nannte Zielbauer den Einsatz der französisc­hen Polizei voriges Wochenende in Paris. Dort hatte ein Einzeltäte­r wahllos auf Menschen eingestoch­en. Polizeibea­mte erschossen den Täter und konnten so weit Schlimmere­s verhindern.

Für das Frundsberg­fest kündigte Zielbauer an, die Polizei werde sehr schnell präsent sein. Ziel sei die rasche Handlungsu­nfähigkeit eines Täters. Einsatzzen­trale für das Frundsberg­fest wird übrigens das neue Feuerwehrg­ebäude.

Der Polizeihau­ptkommissa­r gab auch Tipps, wie sich Besucher im Ernstfall verhalten sollten. Wer sich im grünen Bereich aufhält, also weit genug vom Ort des Geschehens entfernt ist, sollte flüchten oder anderen helfen. Wer in der Nähe der Gefahrenzo­ne ist (gelber Sektor) sollte sich verstecken. Wer mitten im Geschehen ist, der sollte vor allem die Rettungskr­äfte über die Notrufnumm­ern 110 oder 112 alarmieren.

Zielbauer nutzte die Gelegenhei­t auch dazu, für das umstritten­e Polizeiauf­gabengeset­z PAG zu werben. „Wenn einer etwas vorhat, können wir nichts machen, weil uns die gesetzlich­e Grundlage fehlt.“Bürgermeis­ter Stephan Winter betonte, es soll mit dem Vortrag nicht Angst und Schrecken verbreitet werden. Die Einsatzkrä­fte wollten aber bestmöglic­h vorbereite­t sein, damit Mindelheim zehn unbeschwer­te Tage erleben kann. „Wir hoffen alle, dass wir das nicht brauchen.“

 ?? Archivfoto: Klofat ?? Der Igel der Landsknech­te ist ein beliebtes Fotomotiv des Mindelheim­er Frundsberg­festes. Damit das Fest in wenigen Wochen wieder so unbeschwer­t stattfinde­n kann, hat die Polizei in Zusammenar­beit mit anderen Ret tungsorgan­isationen und der Stadt ein...
Archivfoto: Klofat Der Igel der Landsknech­te ist ein beliebtes Fotomotiv des Mindelheim­er Frundsberg­festes. Damit das Fest in wenigen Wochen wieder so unbeschwer­t stattfinde­n kann, hat die Polizei in Zusammenar­beit mit anderen Ret tungsorgan­isationen und der Stadt ein...
 ?? Grafik: Polizei ?? Mit diesem Schaubild erklärte Mindelheim­s Polizeiche­f Gerhard Zielbauer, wie sich jeder am besten verhalten sollten, sollte es zu einem Amoklauf oder Anschlag kommen.
Grafik: Polizei Mit diesem Schaubild erklärte Mindelheim­s Polizeiche­f Gerhard Zielbauer, wie sich jeder am besten verhalten sollten, sollte es zu einem Amoklauf oder Anschlag kommen.
 ??  ?? Gerhard Zielbauer
Gerhard Zielbauer

Newspapers in German

Newspapers from Germany