Die Polizei zeigt sich wehrhaft
Was wäre, wenn das Frundsbergfest Ziel eines Anschlags wäre? Polizeichef Zielbauer berichtet dem Stadtrat von den Plänen, möglichst viele Risiken auszuschließen
Mindelheim Die Welt ist unsicherer geworden. Spätestens im Jahr 2015 ist deutlich geworden: Die Gefahr von Anschlägen hierzulande ist auch in kleineren Orten wie Mindelheim nicht mehr auszuschließen. Wenige Wochen vor dem Frundsbergfest hat Mindelheims Polizeichef Gerhard Zielbauer den Stadtrat darüber informiert, was die Sicherheitskräfte alles im Vorfeld unternommen haben, um das Risiko möglichst gering zu halten.
Sicherheit hat natürlich schon immer eine Rolle beim Frundsbergfest gespielt. Aber da ging es vor allem um „freizeitspezifische“Gefahren, wie es Zielbauer formulierte. Pferde könnten durchgehen, der eine oder andere über den Durst trinken. Einen Brand in der Altstadt hat es während des Festes auch schon gegeben, den die Feuerwehr rasch unter Kontrolle gebracht hatte. Die Schießerei von München vor zwei Jahren, bei der zehn Menschen starben, der Anschlag eines Islamisten mit einem Lkw auf den Berliner Weihnachtsmarkt mit elf Toten oder auch die Anschläge in Würz- burg und Ansbach haben gezeigt, dass es jederzeit und überall zu „lebensbedrohlichen Einsatzlagen“kommen kann. Dabei bemüht sich die Polizei sprachlich, die Worte Terror und Amok zu umschiffen.
Heute sei nicht mehr die Frage, ob etwas passiert, sondern nur noch wo und wann. „Es ist kein Szenario mehr auszuschließen“, sagt Zielbauer. Sprengstoffe, Schusswaffen, Messer, historische Waffen und Kfz könnten als Tatwaffen eingesetzt werden.
In einem Ernstfall würde die Polizei sofort die Zufahrt zur A96 dichtmachen, die Bad Wörishofer Straße sperren und eine Achse zur Innenstadt für Rettungs- und Einsatzkräfte offen lassen. Die Mindelheimer Altstadt ist in acht Sektoren eingeteilt worden. Würde es in Zone 2A zu einer Explosion kommen, wäre sofort klar: in dieses Gebiet darf keiner mehr hinein.
Die bayerische Polizei hat sich eine neue Leitlinie gegeben. Nicht mehr die Opferrettung steht bei einem solchen Extremereignis an erster Stelle, sondern das Vermeiden weiterer Opfer. Als Beispiel nannte Zielbauer den Einsatz der französischen Polizei voriges Wochenende in Paris. Dort hatte ein Einzeltäter wahllos auf Menschen eingestochen. Polizeibeamte erschossen den Täter und konnten so weit Schlimmeres verhindern.
Für das Frundsbergfest kündigte Zielbauer an, die Polizei werde sehr schnell präsent sein. Ziel sei die rasche Handlungsunfähigkeit eines Täters. Einsatzzentrale für das Frundsbergfest wird übrigens das neue Feuerwehrgebäude.
Der Polizeihauptkommissar gab auch Tipps, wie sich Besucher im Ernstfall verhalten sollten. Wer sich im grünen Bereich aufhält, also weit genug vom Ort des Geschehens entfernt ist, sollte flüchten oder anderen helfen. Wer in der Nähe der Gefahrenzone ist (gelber Sektor) sollte sich verstecken. Wer mitten im Geschehen ist, der sollte vor allem die Rettungskräfte über die Notrufnummern 110 oder 112 alarmieren.
Zielbauer nutzte die Gelegenheit auch dazu, für das umstrittene Polizeiaufgabengesetz PAG zu werben. „Wenn einer etwas vorhat, können wir nichts machen, weil uns die gesetzliche Grundlage fehlt.“Bürgermeister Stephan Winter betonte, es soll mit dem Vortrag nicht Angst und Schrecken verbreitet werden. Die Einsatzkräfte wollten aber bestmöglich vorbereitet sein, damit Mindelheim zehn unbeschwerte Tage erleben kann. „Wir hoffen alle, dass wir das nicht brauchen.“