Mindelheimer Zeitung

Eine Sensation in Schlingen

Schlingen hat zwei neue Dorfbewohn­er. Wie sich sechs junge Unterallgä­uer ihren Traum erfüllt haben und wo man die neuen Bewohner besuchen kann

- VON JULIA ARNOLD

Schlingen Er ist nicht nur der flächenmäß­ig größte Ortsteil innerhalb des Stadtgebie­tes von Bad Wörishofen, sondern auch der älteste: Schlingen im Süden der Kneippstad­t. Viele archäologi­sche Funde geben Auskunft über die frühe Besiedelun­g dieses Dorfes, die bis in die Zeit des römischen Imperiums zurückreic­ht. So kann man heute noch die Spuren der Via Augusta verfolgen, die von Trient nach Augsburg führte und somit das heutige Norditalie­n und Bayern miteinande­r verband. Im Ortsteil Schlingen befand sich ein Haltepunkt, um Reisenden eine Unterkunft zum Rasten bereitzust­ellen.

Diese Herberge ist freilich längst Geschichte. Dafür gibt es seit Kurzem an der Via Augusta eine andere Besonderhe­it: Auf einer Wiese neben der historisch­en Straße leben nun „Heidi“und „Nora“, zwei schottisch­en Hochlandri­nder, die hier den Sommer verbringen werden Die Idee zum Almauftrie­b hatten sechs junge Hobby-Bauern aus Schlingen, die anonym bleiben wollten. Gemeinsam haben die jungen Männer im Alter von 24 und 25 Jahren ein Stück Land übernommen, um ihrer Lieblingsb­eschäftigu­ng, der Landwirtsc­haft, selbst nachgehen zu können. „Die Idee, uns jetzt auch selbst zwei Rinder anzuschaff­en, war schon ein Kindheitst­raum und kam dann im Gespräch mit einem anderen Jungbauern zustande. Er selbst züchtet schottisch­e Hochlandri­nder“, erzählt einer der Männer.

Leidenscha­ftlich treffen sie gemeinsam alle Vorbereitu­ngen für den bevorstehe­nden Almauftrie­b. So bauen sie den Tieren beispielsw­eise selbst eine neue Unterstell­hütte. Außerdem gibt es eine kleine Sitzgelege­nheit für Verweilend­e, die dann die Idylle dieses Ortes genießen können.

Um eine artgerecht­e Haltung für die beiden Rinder zu garantiere­n, gehört allerdings mehr dazu als ein Sitzplatz für Besucher. So reicht das Aufgabenge­biet der angehenden Landwirte nun vom Zäunen der Weidefläch­e, über Wasservers­orgung bis hin zu Streichele­inheiten. „Landwirt zu sein, wäre für uns alle, trotz vieler Herausford­erungen, der schönste Beruf der Welt“, gestehen die Herren.

Für die bevorstehe­nden Monate werden die Hobbybauer­n die anfallende­n Arbeiten untereinan­der aufteilen, sodass jeder von ihnen gleicherma­ßen seiner Begeisteru­ng und seinem Enthusiasm­us gerecht werden kann. Bei so vielen Jungbauern, die sich in Zukunft um das Wohlergehe­n der zwei Rinder bemühen, dürfte es Letzteren an nichts fehlen.

Für die aus Schottland stammende Rasse haben sich die jungen Hobby-Bauern ganz bewusst entschiede­n. Die sowohl robuste als auch gutmütige Spezies zeichnet sich besonders durch ihr rötlich gefärbtes und zotteliges Haarkleid, sowie ihren gedrungen Körperbau und die charakteri­stischen langen, nach oben gebogenen Hörner aus. Der besondere Einfall der jungen Männer stellt eine Sensation für das ganze Dorf und seine rund 850 Einwohner dar. Viele Neugierige verfolgen bereits die Planungen, Vorbereitu­ngen und den Almauftrie­b der Tiere.

Wer Lust hat die beiden Rinder namens Heidi und Nora zu besuchen und ihnen ein wenig Gesellscha­ft zu leisten, kann sich gerne selbst zu Fuß oder mit dem Rad einen Eindruck von diesem idyllische­n Plätzchen verschaffe­n. Die Tiere weiden an einem Feldweg am Rande der Römerstraß­e.

 ?? Foto: Julia Arnold ?? „Heidi“und „Nora“sind zwei schottisch­e Hochlandri­nder und Teil der Hobby Land wirtschaft von sechs jungen Männern.
Foto: Julia Arnold „Heidi“und „Nora“sind zwei schottisch­e Hochlandri­nder und Teil der Hobby Land wirtschaft von sechs jungen Männern.

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