Neue Züge, neue Probleme?
Die Kneipp-Lechfeld-Bahn ist Qualitätsaufsteiger des Jahres. Doch beim Fahrgastverband Pro Bahn sieht man mit Sorge auf die Pläne für 2018
Bad Wörishofen Die Kneipp-Lechfeld-Bahn ist der Aufsteiger des Jahres im Qualitätsranking (wir berichteten). Dafür ernten die Verantwortlichen auch Wohlwollen des Fahrgastverbandes Pro Bahn. „Mit dem, was hierzu von der Kneipp-Lechfeld-Bahn geboten wird, kann man recht zufrieden sein“, stellt der Regionalbeauftragte Michael Scharpf aus Bad Wörishofen fest. Allerdings stehen heuer Änderungen an, die seiner Meinung nach zu einer Verschlechterung für die Bahnkunden führen werden. „Das Qualitätsranking bezieht sich auf Pünktlichkeit und Sauberkeit, was im direkten Verantwortungsbereich der jeweils beauftragten Bahngesellschaft liegt“, sagt Scharpf. Seine Bedenken richten sich aber an den „Besteller des Angebots“, und das ist die Bayerische Eisenbahngesellschaft, kurz BEG. Wie unsere Zeitung bereits berichtete, werden zum Fahrplanwechsel im Dezember Dieseltriebzüge vom Typ 612 auf der Strecke nach Bad Wörishofen eingesetzt. Sie ersetzen die bisherigen Modelle vom Typ 642. „Das sehe ich mit Blick auf die speziellen Bedürfnisse unseres Kurortes eher kritisch“, sagt Scharpf. Die bisher eingesetzten Triebwagen verfügen zwischen den vorderen und hinteren Einstiegen über einen niederflurigen Wagenteil. „Es musste also an den veralteten, zu niedrigen Bahnsteigen in Türkheim und Bad Wörishofen nur ein Höhenunterschied zwischen Bahnsteig und Wagen überwunden werden“, sagt Scharpf. „Mit einem Schritt machbar, aber für alte Menschen oder Personen mit Mobilitätseinschränkung unter Umständen schon ein Problem.“Der Türkheimer Bahnsteig immerhin werde im Zuge des Ausbaus nun ja angehoben.
Was Scharpf zudem berichtet: „Der Typ 612 hat darüber hinaus aber auch innen im Einstiegsbereich noch zwei weitere Stufen, was mit Gepäck, einem Rollator oder bei Fahrradmitnahme eine zusätzliche Herausforderung darstellt. Auch sind die Einstiege weniger breit als jetzt.“
Außerdem wirke „der 612er innen aufgrund der niedrigeren Raumhöhe und der deutlich kleineren Fenster im Vergleich zum 642 beengter“, sagt Scharpf. „Als Fahrgast bevorzuge ich persönlich ganz klar den 642, da er zudem weniger laut ist.“Der „jaulende, sehr nervtötenden Motorlärm“des Triebwagens 612 sei nicht mehr zeitgemäß. „Vor allem außen ist der Typ 612 sehr laut“, sagt Scharpf. „Insbesondere am Abend, wenn während der Wendezeiten im Bahnhof der Motor im Leerlauf vor sich hin dieselt, werden die Anlieger wenig Freude haben“, glaubt der Regionalbeauftragte. „Der Einsatz dieses Fahrzeugs ist in meinen Augen ein eindeutiger Rückschritt für Bad Wörishofen.“Hier sieht Scharpf auch Bürgermeister Paul Gruschka (FW) in der Pflicht. „Von der Stadtspitze hätte ich mir hierzu eine klare und nachdrückliche Intervention bei der BEG mit Hinweis auf die besonderen Belange unseres Kurortes erwartet.“Ob es was geholfen hätte, sei „natürlich eine andere Frage, da die Triebwagen in Umläufe eingebunden sind. Aber wer es nicht versucht, erreicht von vorneherein nichts“, findet Scharpf.
Mit dem Fahrplan ist der Regionalbeauftragte dagegen recht zufrieden. Ihm seien da keine großen Probleme bekannt. „In der Regel findet ein sauberer Stundentakt zwischen Augsburg oder München und Bad Wörishofen statt“, berichtet Scharpf.
„Lediglich eine Taktlücke am Abend von München kommend ist bedauerlich: von Montag bis Donnerstag zwischen 21.19 Uhr und 23.19 Uhr fehlt die an den übrigen Tagen angebotene Verbindung um 22.20 Uhr“. Dabei wäre gerade diese Verbindung „für Theater- oder Kinobesuche meist recht passend“, findet Scharpf.
Was auf die Anlieger zukommt