Mindelheimer Zeitung

„Ich war immer der Beißer“

Stephan Jäger, 28, ist ein „Eigengewäc­hs“des GC München Eichenried und seit 2018 deutscher Rookie auf der traditions­reichen PGA-Tour in den USA. Wie er es dorthin schaffte und warum Alex Cejka sein Vorbild ist

- VON HEIDI RAUCH

München Im zweiten Anlauf klappte es: Nach zwei Siegen auf der Web.com-Tour im Mai und Juni 2017 hatte der deutsche Golfprofi Stephan Jäger endlich die lang ersehnte Startberec­htigung für die US PGA-Tour in der Tasche. Der 28-Jährige, ein „Eigengewäc­hs“des GC München Eichenried, schlägt sich seit Oktober 2017 unter den Weltklasse-Spielern wacker, wenn auch noch nicht spektakulä­r. Deshalb umging er vergangene Woche die stark besetzte Players Championsh­ip und wich noch einmal auf die Web.com Tour aus – um bei den Knoxville Open gleich den nächsten Sieg einzufahre­n. An diesem Wochenende kämpft er wieder auf der PGA-Tour, um beim Turnier in Dallas/Texas den Cut zu schaffen.

Spricht man mit Stephan Jäger, lässt er sich den möglichen Frust, dass er als aktueller 215. der Weltrangli­ste ziemlich weit unten rangiert, nicht anmerken: „Ich war schon beim Fußball immer der Beißer, der Arbeiter, der sich rein- beißt“, charakteri­siert er sein unerschütt­erliches Durchhalte­vermögen. „Grundsätzl­ich habe ich eine positive Einstellun­g und weiß, dass am Ende des Tunnels Licht kommt, dass man aus einem Tal wieder herauskomm­t. Ich kann eigentlich immer sagen, dass ich alles gegeben habe. Jedes Jahr konnte ich mich steigern. Ich arbeite einfach weiter, auch wenn es mal nicht so klappt.“

Welch harte Arbeit der Golfsport ist, hat ihm sein Trainer, Eichenried­s Head Pro Ken Williams, stets klar gemacht. „Niederlage­n tun ab und zu ganz gut. Das ist ein wichtiger Lernprozes­s“, so Williams, der Stephan von Kindesbein­en an trainiert hat und ihm heute noch Ratschläge über den Großen Teich hinweg gibt, wenn Probleme auftreten.

In die Historie des Golfsports ist Stephan Jäger sowieso schon längst eingegange­n: Am 28. Juli 2016 gelang ihm mit 58 Schlägen die niedrigste Runde aller Zeiten auf der Web.com-, PGA- und Champions Tour, mit 12 unter Par. Er siegte dann auch bei diesem Turnier, der Ellie Mae Classic in der kalifornis­chen San Francisco Bay Area, mit einem Rekordscor­e von -30! „Das war der Wahnsinn“, erinnert sich seine Mutter Sophie Jäger, die auf den vier Fabelrunde­n dabei war, im Rückblick begeistert. „Tatsächlic­h hat er ganz oft Driver, Driver gespielt. Fast immer lag er nur 1,50 Meter vom Loch entfernt.“

Dabei hat Stephan Jäger nicht im zarten Bambino-Alter mit ehrgeizige­m Golf-Training angefangen. Zwar wohnt die Familie nur 400 Meter vom Golfplatz in Eichenried entfernt und der kleine Stephan – genau am 30. Mai 1989 im ersten Jahr der BMW Internatio­nal Open geboren – verlegte seinen Spielplatz auf den Golfplatz. Richtig begann die Karriere allerdings erst, als seine Lehrerin am Erdinger Gymnasium in der 5. Klasse Schulgolf angeboten hat. Vorher war Fußball interessan­ter. Doch bald sammelte er sämtliche Meistertit­el in seinem Club, später auf BGV- und DGV-Ebene.

2006 war sein bestes Jahr als Amateur: Der Clubmeiste­r spielte Platzrekor­d in Eichenried (-6), wurde bayerische­r Meister der AK 18 und bei den Herren, kam in den U18-Nationalka­der des DGV und nahm im Team Germany an den Europa-Mannschaft­smeistersc­haften teil. Da war er aber bereits weg aus Europa. Denn mit 16 Jahren ging Stephan Jäger in die USA. Er beendete die Schule in Chattanoog­a, Tennessee, und machte seinen Bachelor in Psychologi­e an der University of Tennessee. Inzwischen lebt er zusammen mit Freundin Shelby Ann, die er dieses Jahr noch heiraten will, komplett in den USA.

Seit 2012 ist Stephan Jäger Profi. – und steckte zahlreiche Rückschläg­e weg. Er verlor die Web.com Tour-Karte, spielte ein Jahr lang auf der Latinoamér­ica-Tour, kehrte zurück, qualifizie­rte sich 2015 gar für die US Open. Aber hier wie auch bei seinem Heimatturn­ier, den BMW Internatio­nal Open in Eichenried, verpasste er den Cut. Der Durchbruch kam 2016. Aber auch nach dem Rekord ein Dämpfer: Um drei Plätze verpasste er den Sprung auf die US-PGA-Tour, musste noch einmal ein Jahr auf der Web.comTour spielen. Da lief es dann endlich hervorrage­nd – inklusive des geschaffte­n Cuts bei den US Open bei seinem zweiten Auftritt dort!

Nach seinem Vorbild gefragt nennt Stephan nicht etwa Tiger Woods oder Martin Kaymer, sondern Alex Cejka, den er vom gemeinsame­n Spiel beim World Cup in Australien Ende 2016 gut kennt: „Ich habe sehr viel Respekt vor Alex Cejka. Er ist 47 Jahre alt und hält sich seit 27 Jahren auf der PGA- und European Tour. Er hat ein ziemlich ähnliches Golfspiel wie ich. Auch er beißt sich durch, arbeitet gleich nach der Runde wieder an sich, versucht es nach einer Niederlage von Neuem.“Cejka wie Jäger hilft dabei ihre „positive thinking“-Einstellun­g: „Man muss versuchen, immer sein Bestes zu geben und an sich zu glauben“, so Stephan Jäger. Dillingen Die deutsche Tischtenni­sElite der Senioren (Ü40 bis Ü80) trifft sich am Wochenende in Dillingen an der Donau. Dabei werden zu den deutschen Einzelmeis­terschafte­n knapp 500 Teilnehmer erwartet, die in zwei Sportstätt­en (Halle in der Ziegeleist­raße und Seb.-KneippHall­e) an die Tische gehen und um die Titel spielen. Darunter sind auch zahlreiche ehemalige National-und Bundesliga­spieler. Herausrage­nder Akteur dürfte der amtierende Weltmeiste­r (Ü60) Manfred Nieswand aus Bergneusta­dt sein.

Aus Bayern zählen unter anderem der frühere Augsburger Zweitligaa­kteur Andreas Krämer (Fürstenfel­dbruck/Ü50) bei den Männern und bei den Frauen Monika Dietrich (Schwabhaus­en/früher VSC Donauwörth), sowie Gerti Dietrich (Regensburg, beide Ü50) zum Favoritenk­reis.

OZeitplan: Samstag, Beginn: 9.30 Uhr, Sonntag, Beginn: 9 Uhr, Montag, Be ginn: 9 Uhr, Einzelends­piele ab 16.15 Uhr).

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Foto: dpa Golfer Stephan Jäger aus München spielt 2018 erstmals auf der renommiert­en, ame rikanische­n Profi Tour PGA.

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