Manchmal tut Kommunalpolitik allen weh
Die Türkheimer Gemeinderäte haben sich ihre Entscheidung, an der Gebührenschraube zu drehen und die Eltern bei den Kindergartenkosten stärker als bisher zur Kasse zu bitten, ebenso wenig leicht gemacht wie die Rathausverwaltung. Der Spagat zwischen der Verpflichtung gegenüber dem Wohl aller Bürger und der Gemeindekasse und der aus Sicht der betroffenen Familien schmerzhaften, weil spürbaren Erhöhung der Kindergartengebühren ist den Gemeinderäten gelungen – wenn auch mit einigen Bauchschmerzen.
Was blieb den Bürgervertretern denn schon anderes übrig: Angesichts explodierender Kosten für die gemeindeeigenen Kindergärten war es alternativlos, den Eltern als Nutznießer des Betreuungsangebotes in der Marktgemeinde tiefer in die Tasche zu greifen als die es bisher gewohnt waren. Der Vergleich mit anderen Kommunen im Unterallgäu zeigte eben auch: Türkheim war bislang bei den Kindergartengebühren schlichtweg zu billig. So einen „Luxus“muss sich eine Gemeinde leisten können – und wollen, wenn sie angesichts neuer Kindergartenprojekte heute schon weiß, dass mit dem Bau/Erweiterung von zwei neuen Kindergärten mit insgesamt sechs zusätzlichen Gruppen eine Lawine an Mehrkosten, vor allem für mehr Personal, auf sie zurollt.
Das Bemühen, die betroffenen Familien nicht mehr als unbedingt nötig zur Kasse zu bitten, war quer durch alle Wortbeiträge zu hören und zu spüren. Kämmerer ClausDieter Hiemer brachte es auf den Punkt: „Davon ist keiner begeistert, das ist klar...“Und dass die von der Verwaltung vorgelegte Variante 3 mit einer geschätzten monatlichen Mehrbelastung von über 100 Euro für eine Familie mit zwei Kindern nur als „worst case“gedacht war (damit die Gemeinderäte auch noch Spielraum für eine wenigstens einigermaßen populäre und familienfreundliche Entscheidung hatten) blieb zwar unausgesprochen – war aber auch gut so.
Dass die betroffenen Familien jetzt erstmal geschockt sind, ist verständlich: Wer bezahlt schon gerne mehr für eine Leistung, die er bislang deutlich billiger bekommen hat? Wer jeden Euro umdrehen muss, für den sind auch 30 Euro im Monat – auf’s Jahr gerechnet sind das immerhin 360 Euro – eine Menge Geld. Aber vielleicht ist es den Betroffenen ein Trost, dass sie in den vergangenen Monaten und Jahren weitaus weniger für die anerkannt guten und familienfreundlichen Betreuungsangebote in Türkheim bezahlt haben, als sie in vergleichbaren Kommunen im Landkreis hätten blechen müssen.
Zugegeben – ein schwacher Trost, wenn das Loch in der klammen Haushaltskasse größer wird. Wer aber gar nicht klarkommt und finanzielle Hilfe braucht, dem stehen im Türkheimer Rathaus ebenso alle Türen offen wie im Landratsamt in Mindelheim.