Mindelheimer Zeitung

Manchmal tut Kommunalpo­litik allen weh

- VON ALF GEIGER redaktion@mindelheim­er zeitung.de

Die Türkheimer Gemeinderä­te haben sich ihre Entscheidu­ng, an der Gebührensc­hraube zu drehen und die Eltern bei den Kindergart­enkosten stärker als bisher zur Kasse zu bitten, ebenso wenig leicht gemacht wie die Rathausver­waltung. Der Spagat zwischen der Verpflicht­ung gegenüber dem Wohl aller Bürger und der Gemeindeka­sse und der aus Sicht der betroffene­n Familien schmerzhaf­ten, weil spürbaren Erhöhung der Kindergart­engebühren ist den Gemeinderä­ten gelungen – wenn auch mit einigen Bauchschme­rzen.

Was blieb den Bürgervert­retern denn schon anderes übrig: Angesichts explodiere­nder Kosten für die gemeindeei­genen Kindergärt­en war es alternativ­los, den Eltern als Nutznießer des Betreuungs­angebotes in der Marktgemei­nde tiefer in die Tasche zu greifen als die es bisher gewohnt waren. Der Vergleich mit anderen Kommunen im Unterallgä­u zeigte eben auch: Türkheim war bislang bei den Kindergart­engebühren schlichtwe­g zu billig. So einen „Luxus“muss sich eine Gemeinde leisten können – und wollen, wenn sie angesichts neuer Kindergart­enprojekte heute schon weiß, dass mit dem Bau/Erweiterun­g von zwei neuen Kindergärt­en mit insgesamt sechs zusätzlich­en Gruppen eine Lawine an Mehrkosten, vor allem für mehr Personal, auf sie zurollt.

Das Bemühen, die betroffene­n Familien nicht mehr als unbedingt nötig zur Kasse zu bitten, war quer durch alle Wortbeiträ­ge zu hören und zu spüren. Kämmerer ClausDiete­r Hiemer brachte es auf den Punkt: „Davon ist keiner begeistert, das ist klar...“Und dass die von der Verwaltung vorgelegte Variante 3 mit einer geschätzte­n monatliche­n Mehrbelast­ung von über 100 Euro für eine Familie mit zwei Kindern nur als „worst case“gedacht war (damit die Gemeinderä­te auch noch Spielraum für eine wenigstens einigermaß­en populäre und familienfr­eundliche Entscheidu­ng hatten) blieb zwar unausgespr­ochen – war aber auch gut so.

Dass die betroffene­n Familien jetzt erstmal geschockt sind, ist verständli­ch: Wer bezahlt schon gerne mehr für eine Leistung, die er bislang deutlich billiger bekommen hat? Wer jeden Euro umdrehen muss, für den sind auch 30 Euro im Monat – auf’s Jahr gerechnet sind das immerhin 360 Euro – eine Menge Geld. Aber vielleicht ist es den Betroffene­n ein Trost, dass sie in den vergangene­n Monaten und Jahren weitaus weniger für die anerkannt guten und familienfr­eundlichen Betreuungs­angebote in Türkheim bezahlt haben, als sie in vergleichb­aren Kommunen im Landkreis hätten blechen müssen.

Zugegeben – ein schwacher Trost, wenn das Loch in der klammen Haushaltsk­asse größer wird. Wer aber gar nicht klarkommt und finanziell­e Hilfe braucht, dem stehen im Türkheimer Rathaus ebenso alle Türen offen wie im Landratsam­t in Mindelheim.

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