Hinaus auf die Felder
Ab 1550 verlagern Bauern ihre Höfe. Das Aussiedeln verändert die Allgäuer Landschaft
Das landschaftliche Gesicht des Allgäus ist nicht unwesentlich von der „Vereinödung“bestimmt worden. Obwohl es schon vorher Höfe in Einzellagen gab, begannen Bauern Mitte des 16. Jahrhunderts auszusiedeln. Sie brachen ihre Höfe im Dorf ab und errichteten sie draußen auf den Feldern neu – entweder als Einzelgehöfte oder in einem Weiler.
Was zunächst der Vereinfachung der landwirtschaftlichen Tätigkeiten diente, bekam bald auch eine rechtliche Funktion, wie Dr. Peter Nowotny feststellt, der 1984 ein wegweisendes Buch über die Vereinödung im Allgäu schrieb. Verbunden mit Vereinödung war die Aufhebung des Flurzwangs (also wie die Felder innerhalb einer dörflichen Gemeinschaft zu bewirtschaften waren) sowie der gemeindlichen Weidedienstbarkeiten. Oft waren Streitigkeiten zwischen den Bauern vorausgegangen.
Ein Einödbauer löste sich also aus dem Geflecht des Gemeindeeigentums, konnte seine (eigenen) Felder frei bewirtschaften und war keinen Beschränkungen und Dienstbarkeiten mehr unterworfen. Als die Vereinödungs-Bewegung um das Jahr 1550 startete, vor allem im heutigen Oberallgäu, ging es noch nicht um die Arrondierung von Feldern (Flurbereinigung). Dieser (wirtschaftliche) Zweck geriet erst bei den Vereinödungen im 17. und 18. Jahrhundert in den Vordergrund. Dann erkannten die Bauern, dass eine Entflechtung der gegenseitigen Belastungen am besten wirkte, wenn man gleichzeitig die Felder zusammenlegte.
Die Vereinödung war eine Bewegung von unten. Sie ging laut Nowotny von den Bauern aus – nicht wie früher oft behauptet von der Obrigkeit. Erst 1791 habe der damalige Kemptener Fürstabt erstmals eingegriffen und per Verordnung die Vereinödung zu regulieren versucht.