Mindelheimer Zeitung

Schon wieder ein falscher Polizeibea­mter

Beinahe hätte er einen Senior um 40000 Euro betrogen. Solche Fälle nehmen massiv zu. Polizeiprä­sident Werner Strößner ist „entsetzt“

- VON MICHAEL MUNKLER

Kempten/Kaufbeuren Auf frischer Tat hat die Polizei einen 25 Jahre alten Mann und seinen fünf Jahre älteren Komplizen festgenomm­en, die einen 87-jährigen Senior in Kaufbeuren um 40 000 Euro betrügen wollten. Die beiden jungen Männer hatten sich als Kriminalbe­amte ausgegeben und den Senior bereits dazu gebracht, 40000 Euro von seiner Bank abzuheben. Es gehe um eine Forderung der Staatsanwa­ltschaft. Laut Polizei hatten die Männer von einem Callcenter in der Türkei angerufen. Polizeibea­mte nahmen den 30-Jährigen fest, kurz bevor dieser das Geld bei dem Senior abholen wollte. Die Kripo Kaufbeuren schließt nicht aus, dass die Männer auch andere Senioren betrügen wollten und bittet um Hinweise.

Die Zunahme der angezeigte­n Fälle mit Gaunern, die sich am Telefon fälschlich­erweise als Polizeibea­mte ausgeben, gebe Anlass zur Sorge, sagt Polizeiprä­sident Werner Strößner. In den ersten vier Monaten dieses Jahres wurden bereits 322 Fälle zur Anzeige gebracht, 200 Prozent mehr als 2017. Darunter sind auch Fälle, in denen sich Betrüger als Staatsanwä­lte oder als andere Beamte ausgaben.

Allein heuer entstand den Opfern im Bereich des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West bisher schon ein Schaden in Höhe von 494 000 Euro. „Besorgnise­rregend“sei auch das durch solche Taten entstehend­e Misstrauen in „unsere eigenen Beamten“, erklärt Strößner. Der Kemptener Kriminaldi­rektor Albert Müller hat die verschiede­nen Betrugsmas­chen analysiert und kategorisi­ert.

Demnach gibt es beispielsw­eise die Masche mit dem angeblich drohenden Einbruch. Die Opfer, in der Regel Senioren, werden am Telefon dazu gebracht, Vermögensw­erte an angebliche Polizisten zu übergeben.

Oder die Täter teilen als angebliche Beamte einem Senioren am Telefon mit, in einem anderen Land sei ein Strafverfa­hren gegen ihn anhängig. Er könne eine Auslieferu­ng nur bei Zahlung einer Geldstrafe verhindern. Eine weitere Masche: Ein älterer Mensch wird telefonisc­h gebeten, bei der Überführun­g eines betrügeris­chen Bankangest­ellten zu helfen. Dafür soll das Opfer das gesamte Ersparte abheben. Dabei handle es sich möglicherw­eise zum Teil um Falschgeld und deshalb müsse von der Polizei der gesamte Geldbetrag zur Überprüfun­g eingezogen werden.

Die Täter gingen ausgesproc­hen skrupellos vor, schildert Müller. In erster Linie hätten sie es natürlich auf wohlhabend­e Senioren abgesehen. Sie würden aber auch einer alten Frau, die eine vergleichs­weise geringe Summe angespart hat, alles nehmen. Zumeist werde aus Callcenter­n in der Türkei angerufen. Dabei gingen die Täter geschickt vor: Sie versuchten einerseits das Vertrauen der Senioren zu erschleich­en, würden anderersei­ts aber auch knallhart drohen und fordern.

„Besonders erschrecke­nd und zutiefst verwerflic­h ist, wie vor allem ältere Menschen über Monate in Angst und Schrecken versetzt werden“, sagt Polizeiche­f Strößner. Für die Senioren breche oft eine Welt zusammen.

Der entstanden­e Schaden liegt schon bei fast 500 000 Euro

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