Gleiches Recht für alle
In Tussenhausen wird ein heiß diskutiertes Thema abgeschlossen. Was sonst noch für Gesprächsstoff sorgte
Tussenhausen Schafe, die unter einer Freiflächenphotovoltaikanlage weiden – das wird man in Tussenhausen so schnell nicht zu Gesicht bekommen. Nach der im Marktgemeinderat viel diskutierten Anfrage eines ortsansässigen Schäfers, eine Freiflächenphotovoltaikanlage auf der Weidefläche seiner Tiere zu errichten (wir berichteten), hat der Antragssteller seine Bauvoranfrage selbst zurückgezogen. Die Pläne des Schäfers hatten vor allem deshalb für Diskussionsstoff gesorgt, da solche Anträge, die in der Vergangenheit von anderen Bürgern gestellt wurden, bereits von vornherein abgelehnt wurden.
Nach drei Gemeinderatssitzungen ist nun klar: In Tussenhausen gilt gleiches Recht für alle, niemand darf eine Freiflächenphotovoltaikanlagen bauen. Das traditionelle Ortsbild soll erhalten werden. Einem neuen Bauantrag des Schäfers, der nun auf einem anderen Grundstück unter anderem einen Schafstall mit Photovoltaik auf dem Dach errichten möchte, hat der Gemeinderat Tussenhausen in der letzten Sitzung geschlossen zugestimmt.
Für weitere Diskussionen sorgte ein Thema aus einem ganz anderen Bereich: Die Gebühren für den Musikunterricht am Jugendmusikwerk werden erhöht. Als Grund nennt Bürgermeister Johannes Ruf den schlechten Verdienst der Musiklehrer, für die man durch bessere Bezahlung „beste Bedingungen“schaffen sollte. Da es seit längerer Zeit keine Erhöhung der Gebühren gab, plane man, diese jetzt anzuheben und dann wieder eine Weile unverändert zu lassen.
Neben der Reaktion der Eltern auf die erhöhten Gebühren beschäftigte den Marktgemeinderat noch eine weitere Frage: „Kommt für die Vereine etwas dabei rum?“Der Einwand vom Marktgemeinderat Karl Riegg folgte, nachdem Martina Erhard, Geschäftsleiterin der Gemeindeverwaltung, aufzeigte, welche Instrumente die Schüler am Jugendmusikwerk lernen: Unter anderem Klavier und Gitarre seien momentan beliebt, Letztere vor allem aufgrund des Lehrers Thomas Franz: „Dem rennen sie die Bude ein“, betonte Ruf. Momentan lernen 85 Kinder und Jugendliche ein Instrument am Jugendmusikwerk.
Für die aktuell zwei Flötenschüler allerdings gebe es derzeit keine Lehrkraft. Ein Umstand, der laut Johannes Ruf auch den Musikkapellen der Ortsteile auffällt: „Die Vorstände und Dirigenten machen sich Sorgen.“Um Nachwuchs für die Blaskapellen zu finden, habe man nun eine „Topkraft“angestellt: Marina Beer, die Dirigentin der Musikkapelle Oberrieden, wird in Zukunft am Jugendmusikwerk Unterricht in Blechblasinstrumenten geben.„Von der Frau Beer versprechen wir uns viel“, betonte Johannes Ruf. Die Musikvereine hatten die junge Dirigentin als Lehrkraft angefragt.
Gute Lehrer seien für den Erhalt des Jugendmusikwerks unersetzlich, so die Ansicht des Gemeinderates Alois Baur: „Sonst kann man die Schule dichtmachen.“Er sprach sich außerdem dafür aus, das Jugendmusikwerk und die Musikkapellen wieder enger zusammenzubringen, damit „am Ende für die Vereine mehr herausspringt“.
Der Erhöhung der Gebühren stimmte der Gemeinderat einstimmig zu. Die Gebührenordnung wird zum 1. September in Kraft treten. Trotzdem gilt weiterhin: Durch die finanzielle Unterstützung vonseiten der Gemeinde erhalten Familien, bei denen mehrere Kinder am Jugendmusikwerk lernen, Rabatt auf die Unterrichtsgebühren.