Musik und Bilder beim Jahreskonzert
Das Blasorchester Kirchheim bot im Zedernsaal einige klingende Überraschungen
Kirchheim Es regnete im Zedernsaal. Ein Phänomen? Auf jeden Fall eine perfekte Illusion. Der vom Blasorchester Kirchheim großartig intonierte „Wolkenbruch“von Eric Whitacre mit dem Illusionisten Michael Werner am Pult machte es möglich. Das Publikum setzte die Bitte um, bis zum Ende des Stückes mit den Fingern zu schnippen. Das Jahreskonzert bot einige unvergessliche Momente. Es war geprägt von meist düsteren, musikalisch erzählten Sagen, Mythen, Märchen und Abenteuern. Moderatorin, Querund Piccolo-Flötistin Marion Schroll machte auf diese Besonderheiten in ihren Beschreibungen aufmerksam. Michael Werner betitelte es als „Phänomene“, die die 51 Musikerinnen und Musiker in hervorragender Weise umsetzten.
Da gab es die verzauberte Heimatstadt, von Samuel R. Hazo, als „Enchanted Spaces“in musikalische Szenen umgesetzt. Tatsächlich verträumt und magisch erklang das irische Märchen vom „Traum des Oenghus“von Rolf Rudin, lautmalerisch beschrieben und das mit Happy End. Das Ende vom letzten Einhorn beschrieb die Musik „Cry of the last Unicorn“von Rossano Galante. Ebenfalls sehr traurig und düster ist die Musik von James Curnow. Der Titel des Werkes ist „Nulli Secundus“und basiert auf dem armenischen Volkslied „Cilicia“, eine Erinnerung an den Völkermord in Armenien.
In geheimnisvolle, abenteuerliche Weiten des Universums entführte das Werk „Enter the Galaxies“von Paul Lovatt Cooper mit den musikalischen Bildern und Erzählungen der Weltraumforschung.
Doch damit nicht genug. Auf Einladung von Michael Werner kam der 24-jährige spanische Pianist Pablo Díez. Er ist erst seit September vergangenen Jahres in Deutschland, hat den Bachelor bereits geschafft und wird am Luitpold-Mozart-Zentrum in Augsburg seinen Master machen. Im Zedernsaal zeigte er am Flügel sein beachtliches Können. Er intonierte den zweiten Satz „Adagio assai“aus dem „Piano Concerto in G-Major“von Maurice Ravel. Michael Werner hatte diesen Satz für das Blasorchester arrangiert. Welch ein Kontrast - die „Ode an den Gelben Fluss“. Diese wunderschöne, melodiöse Komposition, eine Mischung aus klassischer europäischer Kunstmusik (Erinnerung an „Die Moldau“von Friedrich Smetana) und der traditionellen chinesischen Volksmelodik, schrieb Xiang Xinghai 1939 angeblich in einer Höhle. Er rief damit das chinesische Volk zum Widerstand gegen die japanische Besatzung auf.
Das Blasorchester Kirchheim und der Pianist Pablo Díez bildeten auch hier eine großartige Einheit.
Die Phänomene wurden noch unterstrichen mit der Fotoausstellung in der Säulenhalle mit Bildern aus der näheren Umgebung von Kirchheim, in Michael Werner festgehalten hatte (wir berichteten). Dass die Musikerinnen und Musiker auch ohne Instrumente, jedoch mehrstimmig als Chor auftreten können, bewiesen sie bei einer Zugabe, also alles in allem ein „phänomenaler Konzertabend“.