Memmingerin sagt Mukoviszidose den Kampf an
Elena Schneider-Futschik forscht in Australien an Arznei gegen Lungenkrankheit. Gast bei Nobelpreisträger-Treffen
Melbourne/Memmingen Erst 29 Jahre ist die Memmingerin Dr. Elena Schneider-Futschik alt – und eine der weltweit besten jungen Forscherinnen auf ihrem Gebiet. Sie lebt in Australien und forscht an einem Medikament gegen die Lungenkrankheit Mukoviszidose. Inzwischen leitet sie an der Universität Melbourne eigene klinische Studien.
Etwa 70000 Menschen weltweit leiden an Mukoviszidose. Sie plagen sich mit Atemproblemen und Verdauungsstörungen, ihre Organe werden von zähem Schleim befallen. Die angeborene Stoffwechselkrankheit ist nicht heilbar, die Lebenserwartung erheblich verkürzt. SchneiderFutschik will das ändern. Sie forscht am Lungenfachzentrum der Uni Melbourne am 2012 zugelassenen Medikament Ivacaftor. Dass sie ihr Weg einmal so weit führen würde, war der jungen Frau nicht klar, als sie 2008 nach ihrem Einser-Abi am Strigel-Gymnasium ein Pharmazie-Studium an der Uni Innsbruck begann. „Medikamente und Medizin haben mich immer interessiert. Allerdings dachte ich erst, dass man damit nur in eine Apotheke gehen kann, und das wollte ich auf keinen Fall.“
Schon während des Studiums wurde klar, dass sie zu den Talentiertesten auf ihrem Gebiet gehört. Als ihre Diplomarbeit anstand, organisierte sie sich selbst eine Stelle in einem Forschungslabor an der Monash University in Melbourne: „Ich wusste, dass die Monash nach Harvard als zweitbeste Pharmazie-Uni gilt.“Doch es gab noch einen Grund, warum es sie dorthin zog. Bei einem Schüleraustausch vor elf Jahren hatte sie den Australier Derrick kennengelernt. Der junge Aussie mit deutschen Wurzeln lebte in der Nähe von Melbourne. „Nach einer Party hat er über Freunde von Freunden von Freunden meine Handynummer herausbekommen.“
Vor vier Jahren heirateten die beiden, zunächst in Derricks Heimat, später kirchlich in Illerbeuren. „Für uns war klar, dass wir es so organisieren, dass er mit seinem Job nach Europa kommen kann oder ich eben nach Australien.“Schon während ih- Diplomarbeit bekam die junge Frau dann ein Leistungsstipendium für ihre Promotion in „Down Under“angeboten. Ihre Doktorarbeit über Ivacaftor hat sie mit dem bestmöglichen Ergebnis abgeschlossen.
Danach wechselte sie ans Lungenfachzentrum der Uni Melbourne, wo sie Studien leitet, zu Atemwegserkrankungen forscht und an der Entwicklung neuer Antibiotika beteiligt ist. Auch privat hat die 29-Jährige in Australien ihr Glück gefunden. „Es ist eine wahnsinnig junge, weltoffene Stadt“, sagt sie über Melbourne: „Es leben so viele junge Menschen aus allen Kulturen dort, aus den USA, Asien oder Europa.“Das Allgäu ver- misst sie dennoch. „Schwarzbrot und Brezen fehlen mir wirklich“, nennt sie ein Beispiel. Auf Emmentaler muss sie aber auch „Down Under“nicht verzichten. „Ich habe einen Feinkostladen gefunden, bei dem es Allgäuer Käse gibt. Der ist zwar sauteuer, aber den gibt’s halt immer dann, wenn mich das Heimweh besonders überkommt.“
Zum Glück gibt es Vortragsreisen und Fach-Konferenzen, die sie hin und wieder der Heimat näher bringen. Drei- bis viermal jährlich reist die Memmingerin zu Tagungen um die Welt. „Wenn ich in Madrid oder London bin, reicht es immer für einen Abstecher nach Memmingen.“Demnächst wird sie zu einem besonderen Anlass hier sein. Ende Juni findet in Lindau die jährliche Nobelpreisträger-Tagung statt. 41 Preisträger aus Medizin und Physiologie treffen auf knapp 600 der besten junrer gen Forscher weltweit. Für Schneider-Futschik ist die Teilnahme eine riesige Ehre: „Das Auswahlverfahren ist hart. Man musste sich zunächst an der Uni bewerben, danach hat die australische Akademie für Naturwissenschaften nur zehn Leute für den ganzen Kontinent nominiert. Das Komitee in Lindau reduzierte die Zahl nochmals auf sechs bis acht junge Wissenschaftler pro Land.“
Die 29-Jährige wird auf die renommiertesten Forscher der Welt treffen – und auf Vertreter der Pharma-Industrie, die neue Karrieremöglichkeiten bieten. Vielleicht in Europa? „Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, irgendwann nach Deutschland zurückzukommen. Derrick lernt schon fleißig Deutsch. Wenn’s für beide vom Job her passt, kommen wir nach Europa.“
Auch privat hat sie am anderen Ende der Welt ihr Glück gefunden