Aus dem Trio wird ein Quartett
Babenhausen ging vor 25 Jahren eine Partnerschaft mit zwei französischen Gemeinden ein. Nun kommt ein weiterer Ort hinzu
Babenhausen Als vor rund 25 Jahren die Bürgermeister Michel Descottes (Argentré), Claude Landelle (Louvigné) und Theo Lehner (Babenhausen) ihre Unterschriften unter einen Partnerschaftsvertrag setzten, herrschte durchaus noch Skepsis auf allen Seiten. Doch diese sollte bald einer herzlichen Freundschaft weichen. Zum 25. Geburtstag wurde diese Jumelage nun erweitert: durch die Aufnahme von Soulgé-sur-Ouette in diese Partnerschaft. Aus einem Freundschafts-Trio ist so ein Jumelage-Quartett geworden.
Beim Festabend im Fuggermarkt begrüßte Bürgermeister Otto Göppel rund 300 Besucher in der Veranstaltungshalle des Schulzentrums. Darunter auch die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen). Im Mittelpunkt standen aber vor allem die rund 110 französischen Gäste, die eine über 1000 Kilometer lange Anreise aus der Mayenne auf sich genommen hatten. Laut Göppel erfüllen vor allem derartige Partnerschaften den Gedanken eines vereinten Europas mit Leben. Nur so könne man gemeinsame europäische Probleme lösen. „Ein Rückzug in nationale Grenzen oder gar Egoismen ist keine Alternative“, sagte er. Vielmehr beruhe eine „dauerhafte Freundschaft auf einer gegenseitigen Verständigung und Wertschätzung“, erklärte Göppel.
Sein Amtskollege aus Argentré, Christian Lefort, zitierte die maßgebenden Politiker der Nachkriegszeit, die sich mit kleinen Schritten einem geeinten Europa näherten. Dazu zähle aber auch die Partnerschaft zwischen den Mayenneorten und Babenhausen. Deren Entstehung und Entwicklung veranschaulichte er mit Beispielen aus dem vergangenen Vierteljahrhundert. Nach seinen Worten wurden die anfänglichen „Zögerlichkeiten überwunden“.
Christine Dubois, Bürgermeisterin von Louvigné, sprach von einer „damals richtigen Entscheidung, einer Begegnung zwischen unterschiedlichen Kulturen und Lebensweisen, einem gegenseitigen Kennenlernen“. Der Frieden ist laut Dubois wertvoll und schützenswert, wobei es vor allem auf die Jugend zu setzen gelte. Sylviane Gouillou aus Soulgé-sur-Ouette stellte die zukünftig vierte Partnergemeinde vor. Es handle sich um einen Ort, in dem es sich sehr gut leben lasse. Ihr Wunsch ist es, dass sich die Jumelage weiter entwickelt und eine dauerhafte, generationenübergreifende Freundschaft bestehen bleibt.
Ein flammendes Plädoyer für Europa hielt Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth, die in Babenhausen aufgewachsen ist. Sie stufte den Abend als „großartiges Jubiläum mit großer politischer und gesellschaftlicher Bedeutung“ein. So wurden nach dem Zweiten Weltkrieg aus „ehemaligen Feinden erst Nachbarn und inzwischen längst Freunde“, sagte die Grünen-Politikerin. Grenzen überschreitende Annäherung wachse stets von unten, lasse sich nicht aufzwingen, nicht überstreifen oder gar behördlich beschließen. Bezüglich der Jumelage betonte sie, dass „hier keimt, an was es in Europa leider mangelt: Zusammenhalt“.
Die französischen Gäste präsentierten zudem die Europahymne in ihrer Landessprache, ehe die Vertreter der vier Gemeinden die Urkunden für die um Soulgé-sur-Ouette erweiterte Partnerschaft feierlich unterzeichneten.