Wenn’s um Geld geht ...
Was erhalten Vorstände bei der Sparkasse, was der Verwaltungsrat? Antworten auf diese und weitere Fragen
Unterallgäu Im Oberallgäu hat es jüngst Diskussionen um sinkende Mitarbeiterzahlen und steigende Vorstandsgehälter bei der Sparkasse Allgäu gegeben. Ein Kemptener Stadtrat wollte öffentlich über die Vorstandsbezüge bei der Sparkasse reden, die in den vergangenen vier Jahren um 21 Prozent gestiegen waren, ebenso über die in seinen Augen hohen Zahlungen an ausgeschiedene Vorstände (1,3 Millionen ¤) und amtierende Verwaltungsräte (je 12000 ¤) – was Thomas Kiechle, Kemptens Oberbürgermeister und zugleich Sparkassen-Aufsichtsratvorsitzender, ablehnte und auf seine Verschwiegenheitspflicht verwies. Auch über eine Gewinnausschüttung an die Kommunen, die Träger der Sparkasse sind, wollte man im Kemptener Rat nicht diskutieren. Wie sieht es in diesen Angelegenheiten bei der Sparkasse Memmingen-LindauMindelheim aus? Wir haben nachgefragt. Wie hoch sind die Bezüge für die Vorstände der Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim und wie stark sind diese in den vergangenen Jahren gestiegen?
„Alle Vorstände besitzen einen Dienstvertrag gemäß den Richtlinien des Sparkassenverbandes Bayern“, antwortet Andreas Radmüller, Leiter des Vorstandssekretariats und Pressesprecher bei der Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim auf diese Frage. „Für das Geschäftsjahr 2017 betrugen die Bezüge 1,11Millionen Euro“, so Radmüller weiter. Das Geld teilt sich auf die drei Vorstandsmitglieder Thomas Munding, Bernd Fischer und Harald Post auf. Im Vorjahr lag die Zahl laut Radmüller bei 1,08 Millionen Euro. Die jährliche Veränderung orientiere sich unter anderem an den Entwicklungen des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst, so der Pressesprecher der Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim. Immer wieder wird zum Vergleich das Gehalt der Kanzlerin herangezogen: Angela Merkel verdient weniger als ein durchschnittlicher Sparkassenvorstand. Wie hoch sind die Pensionszahlungen für ausgeschiedene Vorstände? Ehemalige Vorstände haben nach den Richtlinien des Sparkassenverbandes Bayern einen Pensionsanspruch. Wie Andreas Radmüller erklärt, betrugen die Gesamtbezüge für das Geschäftsjahr 2017 sowie für das Vorjahr 1,05 Millionen Euro.
Wie viel Geld erhält der Verwaltungsrat der Sparkasse und wie oft kommt das Gremium zusammen? Auch bei der Aufwandsentschädigung für Verwaltungsräte verweist Radmüller auf die Richtlinien des Sparkassenverbandes. Für das Geschäftsjahr 2017 betrugen die Bezüge für das 14-köpfige Gremium 174000 Euro (Vorjahr: 184000 ¤). „Sie lagen damit unterhalb der maximal möglichen Entschädigung“, erläutert der Pressesprecher.
Der Verwaltungsrat kommt zu fünf turnusmäßigen Sitzungen pro Jahr zusammen. Daneben fänden regelmäßig Klausursitzungen zu aktuellen Herausforderungen der Geschäftspolitik statt, erklärt Radmüller. Ebenso müssten die Verwaltungsräte regelmäßig an Seminaren teilnehmen, um ihr Fachwissen zu aktualisieren; die Verwaltungsratsvorsitzenden – bei der hiesigen Sparkasse ist dies Lindaus Oberbürgermeister Gerhard Ecker – nähmen darüber hinaus besondere Aufgaben und Pflichten wahr. Eckers Stellvertreter sind die Landräte Elmar Stegmann (Lindau) und Hans-Joachim Weirather (Unterallgäu) sowie die (Ober-)Bürgermeister von Memmingen, Manfred Schilder, und Mindelheim, Stephan Winter. Hinzu kommen neun weitere Verwaltungsratsmitglieder, darunter aus der Region Memmingen/Unterallgäu: Reinhold Bäßler (Maschinenring Mindelheim), Werner Birkle (Bürgermeister Buxheim), Herbert Müller (ehemaliger Landtagsabgeordneter, Memmingen), Klaus Holetschek (Landtagsabgeordneter, Memmingen), Albert Kurz (KurzMühlen, Memmingen) und Thomas Thater (Ziegelwerk Klosterbeuren).
Schüttet die Sparkasse Gewinne aus?
Theoretisch können Sparkassen Gewinne an ihre Träger – Kommunen und Kreise – ausschütten, praktisch tun sie das nur in wenigen Fällen. Die Entscheidung darüber fällt im Verwaltungsrat. Dieses Gremium hat sich im Fall der hiesigen Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim in der Vergangenheit „im Interesse unserer Kunden regelmäßig für eine Stärkung der Reserven und gegen eine Gewinnausschüttung entschieden“, wie Andreas Radmüller erklärt. Diese geschäftspolitische Grundhaltung solle fortgeführt werden. Die Sparkasse sei ein öffentlich-rechtliches Institut. „Dies bedeutet vor allem, langfristig zu denken und umsichtig im Interesse der Menschen und der Unternehmen vor Ort zu handeln“, erklärt Pressesprecher Radmüller. Niedrige Zinsen und steigende regulatorische Anforderungen stellten alle Banken vor große Herausforderungen. Unter diesen Rahmenbedingungen sei eine Stärkung der Substanz wichtig, so Radmüller, „um dauerhaft die Leistungsfähigkeit einer Sparkasse sicherzustellen“.