Mindelheimer Zeitung

Süße Hochsaison

Manfred Schmid dementiert Gerüchte vom baldigen Ende seiner Plantage. Die Hitze führt dieses Jahr zu besonders schmackhaf­ten Früchten, hat aber auch einen Nachteil

- VON JONAS BAYER

Der sommerlich­e Frühling sorgt heuer dafür, dass die Erdbeeren viel früher reif sind als üblich. Auf den Feldern für Selbstpflü­cker ist schon Hochsaison

Mindelheim Der April 2018 war deutschlan­dweit der wärmste jemals gemessene. Auch der Mai schafft es immerhin auf Platz zwei; nur 1889 lag die Durchschni­ttstempera­tur noch höher. Der Juni scheint daran bisher nahtlos anzuknüpfe­n. Welche Folgen hat das für den Erdbeeranb­au in der Region?

Manfred Schmid ist 49 Jahre alt und wohnt in Mindelheim. Am Stadtrand betreibt er eine Erdbeerpla­ntage, auf der derzeit reger Betrieb herrscht. Die Probleme mit Trockenhei­t dieses Jahr, sagt er, seien „gravierend“– zu bewältigen nur durch intensive Bewässerun­g. Insofern folge er derzeit demselben Motto wie alle anderen Obstbauern auch: „Dann müssen wir eben fleißig gießen.“Das geschieht über Wasserleit­ungen, die über das gesamte Erdbeerfel­d verteilt sind.

Andrerseit­s führe der viele Sonnensche­in bei den Erdbeeren zu ei- nem „sehr guten Aroma“. Zugleich würden aber auch besonders viele Erdbeeren in einer besonders kurzen Zeit reif. Welchen Einfluss das auf den Verkauf hat, muss sich erst noch zeigen. Schmid ist optimistis­ch: Wir müssten nun eben, sagt er, „alle Erdbeeren auf einmal essen“.

Svetlana Lauer aus Rammingen geht mit gutem Beispiel voran. Noch ist der große, weiße Kübel an ihrem Arm leer. Aber das wird sich zügig ändern. Sie will an diesem sonnigen Vormittag so viele Erdbeeren pflücken, dass sie einen Teil einfrieren und auch noch im Winter verbrauche­n kann – etwa für einen Milchshake. Frisch isst Svetlana Lauer ihre Erdbeeren besonders gerne mit Sahne.

Tanja und Michael Deseive aus Schöneberg bei Pfaffenhau­sen haben bereits eine ansehnlich­e Menge Erdbeeren erworben, die sie in den Kofferraum ihres schwarzen Autos laden. Aus dem Großteil möchte Tanja Deseive Erdbeermar­melade kochen. Der Rest der Früchte wird zu Erdbeerlim­es verarbeite­t, einem süßlich-fruchtigen Alkoholget­ränk.

Entgegen anderslaut­ender Gerüchte werden Kunden am aktuellen Standort in Mindelheim auch künftig Erdbeeren kaufen können. „Es gibt uns weiterhin“, stellt Manfred Schmid klar. Erst in mehreren Jahren werde das Gebiet wahrschein­lich in ein Baugebiet umgewandel­t. Schmid kritisiert, dass er diesbezügl­ich im Unklaren gelassen werde: „Da kann auch keiner Auskunft geben, da hält sich die Stadt sehr bedeckt.“Er hänge ein wenig in der Luft, beschreibt er seine längerfris­tige Lage. Auch ein Alternativ­grundstück sei ihm bisher nicht in Aussicht gestellt worden. Den Erdbeerfre­unden dürfte das – zumindest in diesem Jahr – keine Sorgen bereiten: Sie müssen sich nur Gedanken darüber machen, wie sie die vielen Früchte verarbeite­n.

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Fotos: Jonas Bayer Erdbeerpfl­anzen soweit das Auge reicht: Zahlreiche Felder in der Region haben derzeit für Selberpflü­cker geöffnet – wie auch diese hier in Mindelheim.
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Manfred Schmid hat derzeit viel zu tun. Auf seiner Erdbeerpla­ntage am Mindelheim­er Stadtrand ist Hochsaison.

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