Mindelheimer Zeitung

Memmingen steigt auf die Bremse

Vor einer möglichen Fusion mit den Unterallgä­uer Häusern sollen noch wichtige Fragen geklärt werden

- VON HELMUT KUSTERMANN UND JOHANN STOLL

Landkreis Memmingens Oberbürger­meister zeigt sich optimistis­ch: „Ich spüre den Willen zur Zusammenar­beit“, sagt Manfred Schilder (CSU) über eine mögliche Fusion zwischen dem Klinikum Memmingen und den Unterallgä­uer Kreisklini­ken. Die andere Seite sieht es genauso: Ein Zusammensc­hluss „scheint greifbar nahe“, hieß es in einem Mitarbeite­rbrief der Unterallgä­uer Kreisklini­ken (wir berichtete­n). Doch vor einer Fusion gibt es offensicht­lich noch viel Gesprächsb­edarf. „Wir dürfen unser Haus nicht verschenke­n oder verschleud­ern“, fordert Wolfgang Courage, Fraktionsc­hef des Christlich­en Rathausblo­cks (CRB) im Stadtrat. „Da steckt große Brisanz drin.“

Landrat Hans-Joachim Weirather (Freie Wähler) wirbt seit Jahren für eine engere Zusammenar­beit der Kliniken. „Bedauern ausgelöst“hat bei ihm und bei Kreisräten allerdings, dass eine Klausurtag­ung von Memminger Seite zunächst verschoben und nun ganz abgesagt wurde. Im April hätten beide Seiten bei diesem Treffen alle strittigen Punkte aus der Welt schaffen wollen. Der Termin war dann auf Wunsch Memmingens auf den Juni verschoben worden. Jetzt wurde er ganz gestrichen.

Weirather betonte gegenüber un-

serer Zeitung, dass die Türe weiter offen sei. Nach der jüngsten Verwaltung­sratssitzu­ng vor Pfingsten ist „ein umfangreic­hes Schreiben“des Landkreise­s Unterallgä­u an die Stadt Memmingen geschickt worden. Darin wurden Vorschläge für

medizinisc­hes Konzept und die weitere Vorgehensw­eise gemacht. Näheres mochte Weirather derzeit nicht öffentlich preisgeben.

Bei der Krankenhau­s-Frage „spielen Gefühl und Befindlich­keiten eine Rolle, das wird nicht nach rein wirtschaft­lichen Kriterien entschiede­n“, lautet die Einschätzu­ng von Memmingens SPD-Fraktionsc­hef Matthias Ressler. Bei einer nichtöffen­tlichen Klausurtag­ung hatte sich der Memminger Stadtrat nach Informatio­nen unserer Zeitung darauf verständig­t, eine Fusion weiter anzustrebe­n. Offene Fragen zum medizinisc­hen Konzept sollen demnach mit einer externen Firma nochmals diskutiert werden. Dies gilt auch für den viel diskutiert­en Punkt, wie bei einem Zusammensc­hluss das Beteiligun­gsverhältn­is zwischen Stadt und Kreis aussehen wird. Bis Mitte September sollen diese Fragen geklärt sein.

Ob tatsächlic­h eine externe Firma eingeschal­tet wird, wolle die Stadt noch mit dem Kreis diskutiere­n, sagt Schilder. Beim medizinisc­hen Konzept seien „Streitpunk­te noch nicht ausgeräumt“, berichtet Ressler. Courage wird deutlicher: „Ich sehe nicht ein, warum der orthopädis­che Bereich, der Geld bringt, nach Ottobeuren soll und von drüben bekommen wir nichts.“Helmut Börner, Fraktionsc­hef der Freien Wähler, sieht beim medizinisc­hen Konzept „Uneinigkei­t in sechs bis sieben Punkten. Es ist schwierig“.

Er stimme einer Fusion nur dann zu, wenn ihm die Chefärzte bestätigen, „dass der Status des Memminger Klinikums nicht angetastet wird. Sie haben einen besseren Einblick als ich“, sagt Grünen-Fraktiein onschef Bernhard Thrul. Das Memminger Haus dürfe am Ende „nicht schlechter dastehen“. Wichtig sei auch, dass die Entscheidu­ngen „im Einvernehm­en mit den Mitarbeite­rn“getroffen werden, fordert ÖDP-Fraktionsc­hef Professor Dieter Buchberger. Ein Kliniken-Verbund müsse attraktiv werden, um eine interessan­te Adresse für medizinisc­hen Nachwuchs zu sein.

Noch ungeklärt ist auch, wie die Gewichte nach einer Fusion verteilt sein sollen. Der Kreis tritt dafür ein, dass das Unterallgä­u und Memmingen jeweils 50 Prozent der Anteile halten. Oberbürger­meister Schilder legt sich noch nicht fest: „Es ist ein nachvollzi­ehbarer Wunsch, sich auf Augenhöhe zu begegnen. Es mag aber auch sein, dass mancher Stadtrat damit argumentie­rt, dass das Klinikum größer ist als die Kreisklini­ken. Darüber müssen wir nochmals reden.“Courage hat sich bereits eine Meinung gebildet: „Ein 50:50-Verhältnis wird es nicht geben. Der Stadtrat kann hier nicht zustimmen.“

Der CSU-Landtagsab­geordnete und Stadtrat Klaus Holetschek will dagegen, dass es nach jahrelange­n Diskussion­en jetzt konkrete Ergebnisse gibt. Auch CSU-Fraktionsc­hef Stefan Gutermann ist ein Befürworte­r einer Fusion: „Das wäre unheimlich wichtig für die medizinisc­he Versorgung im gesamten Raum Memmingen/Unterallgä­u.“

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Foto: dpa Wie sieht die Zukunft der heimischen Krankenhäu­ser aus? Noch immer ist nicht ent schieden, ob das Memminger Klinikum mit den Kreisklini­ken in Mindelheim und Ottobeuren fusioniere­n wird.

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