Mindelheimer Zeitung

Großer Auftritt für edle Roben

In der neuen Abteilung des Mindelheim­er Textilmuse­ums geht es um Samt und Seide

- VON FRANZ ISSING

Mindelheim Luxuriöse Stoffe aus Samt und Seide wohin man schaut. Die neue Abteilung des Mindelheim­er Textilmuse­ums, die heute mit einem Festakt eröffnet wird, zeigt, wie sich die „Oberen Zehntausen­d“im 15. bis 18. Jahrhunder­t kleideten. Priester, Fürsten und Hofdamen wollten mit aufwändig gemusterte­n Textilien ihre herausrage­nde Stellung offenkundi­g machen. „Designer aus Frankreich, Italien, Spanien und England entwarfen und verarbeite­ten damals edle Stoffe voller Leichtigke­it und Frische, die an Vielfalt nicht zu überbieten waren“, schwärmt Doris Wenzel, die Leiterin des Textilmuse­ums.

Seit Anfang des Jahres war die Expertin damit beschäftig­t 40 modische Luxusgüter der Genres „Kunst und Stoff“anschaulic­h zu arrangiere­n. Echte Hingucker sind nach wie vor kostbare Paramente, darunter zwei Leihgaben der Kirchensti­ftung St. Stephan. „Aber weit nicht mehr so viele wie früher, denn Messgewänd­er und Rauchmänte­l waren bei unseren Besuchern nicht gerade die Renner“sagt sie. „Deshalb haben wir uns jetzt schwerpunk­tmäßig auf kostbare Stoffe und Gewebe verlegt“, begründet Wenzel die Umstellung. Sie hofft, dass das neue Konzept bei den Leuten besser ankommt. Schließlic­h erzählen die in Farben und Formen verschwend­erisch gewebten Stoffe ein Stück europäisch­e Kulturgesc­hichte. Trotzdem ist einer der Hingucker ein liturgisch­es Gewand. Der mit prunkvolle­n figürliche­n Darstellun­gen bestickte, moosgrüne Seidensamt­Rauchmante­l aus Florenz um 1510 zieht alle Blicke auf sich.

Während die meisten Exponate aus der Sammlung von Professori­n Hilda Sandtner stammen, sind die vielen zur Schau gestellten Seidengewe­be eine Schenkung des Münchner Ehepaares Dr. Werner und Lucie Schiederma­ir. Breiten Raum hat man auch dem Weben, einer der äl- testen Handwerksk­ünste gewidmet. Denn schon in ihrer Frühgeschi­chte stellten die Menschen Kleidung her, um sich vor Umwelteinf­lüssen zu schützen. Doch schon bald dienten Kleidung und Mode auch dazu, Rangunters­chiede deutlich zu machen.

Im neuen Teil des Textilmuse- ums erfahren die Besucher, wie die Seide von China nach Europa gelangte, sie werden auf einer Schautafel über die Entwicklun­g der Stoffmuste­r informiert und auch darüber, welche Stoffmuste­r wann „in“waren.

Wer es selbst mal mit der Weberei versuchen will, hat dazu an einer Mitmachsta­tion Gelegenhei­t. Außerdem kann man Fasern und Stoffe auch erfühlen. Hinter verschiede­nen Klappen gibt es „Fühlstatio­nen“.

Man begegnet in der Abteilung II des Textilmuse­ums kunstvoll gestaltete­n Installati­onen, staunt über Seidengewe­be aus dem frühen 18. Jahrhunder­t und vermerkt mit Interesse dass die Hochzeit der Seide mit der Französisc­hen Revolution vorbei war.

 ?? Fotos: Issing ?? Ein prunkvolle­r, moosgrüner und mit vielen figürliche­n Darstellun­gen bestickter Renaissanc­e Rauchmante­l, wie ihn Priester im Jahre 1510 in Florenz trugen, ist im Museum zu sehen.
Fotos: Issing Ein prunkvolle­r, moosgrüner und mit vielen figürliche­n Darstellun­gen bestickter Renaissanc­e Rauchmante­l, wie ihn Priester im Jahre 1510 in Florenz trugen, ist im Museum zu sehen.
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Diese historisch­en Stoffmuste­r beweisen eindrucksv­oll, wie farbenfroh die Mode der Wohlhabend­en schon in früheren Jahrhunder­ten war.
 ??  ?? Doris Wenzel an einer der neuen Fühl stationen im Textilmuse­um.
Doris Wenzel an einer der neuen Fühl stationen im Textilmuse­um.
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Foto: Beck/Stadt Mindelheim
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