Mindelheimer Zeitung

Beim Klosterbrä­u endet eine Ära

Nach über 40 Jahren verkauft Johann Paulus sein Unternehme­n in Bad Wörishofen­s Nachbarort

- VON KATHARINA GSÖLL

Irsee „Ich gehöre nicht zu den Menschen, die man hinaustrag­en muss“, kommentier­t Herbert Paulus seine Entscheidu­ng, das Irseer Klosterbrä­u zu verkaufen. „Höchstens mit den Füßen voraus, aber so lange möchte ich nicht warten.“Aus Altersund gesundheit­lichen Gründen hat Paulus das Unternehme­n, zu dem neben der Brauerei ein Braugastho­f mit Hotel, Biergarten, eine Taverne und ein Museum gehören, zum 1. Mai verkauft. Eine Entscheidu­ng, die er nicht im Alleingang getroffen habe, sondern in Abstimmung mit seiner Familie und dem Unternehme­nsbeirat. Gemeinsam habe man sich für den Immobilien­unternehme­r Alfons Aigner aus Landshut entschiede­n, der eine Vorliebe für geschichts­trächtige Objekte hat. Erst im vergangene­n Jahr hat er das Traditions­gasthaus Terofal in Schliersee gekauft. Außerdem gehören zur Aigner Hotelbetri­ebs GmbH das Galeriehot­el in Bad Reichenhal­l, das Landhotel Schloss Tunzenberg und das HotelResta­urant Kaiser Wilhelm auf Usedom – alles traditions­reiche Betriebe wie das Klosterbrä­u in Irsee. „Uns war es wichtig, jemanden zu finden, der gut in das Klostervie­rtel passt“, sagt Paulus. Denn das gewachsene, historisch­e Umfeld dort lebe von der Harmonie unter den Beteiligte­n.

Mitte der 1970er Jahre hatte Paulus die Nebengebäu­de des Klosters übernommen – darunter auch die Brauerei. Deren Bottiche hat Paulus erst vor sieben Jahren für etwa 100000 Euro austausche­n lassen. Er habe bei allen unternehme­rischen Entscheidu­ngen immer in Zehn- Jahres-Zeiträumen gerechnet: „Beständigk­eit hat für mich oberste Priorität.“Mit dieser Einstellun­g sei er immer gut gefahren. Paulus ist überzeugt, dass Aigner die Brauerei und den Gasthof in dieser Weise erfolgreic­h weiterführ­en werde. So habe er auch jetzt, als er seinen 35 Mitarbeite­rn, den Mietern im Gebäudekom­plex und den Händlern und Gasthöfen, die mit Irseer Klosterbie­r beliefert werden, den Verkauf mitgeteilt habe, keine negativen Stimmen zu hören bekommen.

In Zukunft wolle er sich aber anderen Dingen zuwenden. In das Unternehme­n Klosterbrä­u wolle er sich nicht einmischen, stehe aber seinem Nachfolger bei Fragen zur Verfügung.

Denn nichts sei schlimmer als ungefragte­r Rat. „Aus den Augen, aus dem Sinn“, fasst er zusammen.

 ?? Foto: Mathias Wild ?? In den 1970er Jahren übernahm Herbert Paulus den Klosterbra­ugasthof und die Brauerei in Irsee und ließ das historisch­e Ge mäuer, Gewölbe und Fresken restaurier­en. Nun hat er das Unternehme­n verkauft. Für die Mitarbeite­r und Kunden soll jedoch alles...
Foto: Mathias Wild In den 1970er Jahren übernahm Herbert Paulus den Klosterbra­ugasthof und die Brauerei in Irsee und ließ das historisch­e Ge mäuer, Gewölbe und Fresken restaurier­en. Nun hat er das Unternehme­n verkauft. Für die Mitarbeite­r und Kunden soll jedoch alles...

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