Weniger Raubvögel über Tastaturen
Vier Wochen lang lernten Schüler am Maristenkolleg mit einer neuen Methode das Tippen mit zehn Fingern. Überraschend viele übernahmen es in ihrem Alltag
Mindelheim „Stundenlang kreisen, Buchstaben finden, gezielt herunterstoßen.“So beschreibt Schulleiter Gottfried Wesseli vom Maristenkolleg in Mindelheim eine zwar beliebte, aber nicht unbedingte produktive Art des Tippens: das „Raubvogelprinzip“, wie er sie leicht ironisch nennt.
Um die Anzahl der Raubvögel an und über den Tastaturen schon möglichst früh zu Gunsten des Tippens mit zehn Fingern zu verringern, haben die Deutschlehrerinnen Maria Wölfle und Helga LükenMair einen neuen Lernansatz entwickelt – gedacht durchaus als Gegenentwurf zum herkömmlichen. Denn die neue Methode ersetze, so Helga Lüken-Mair, die sonst übliche Langweile des stumpfen Auswendiglernens durch zwei Geschichten: eine für die linke Hand, eine für die rechte.
Dabei handelt es sich im Grunde um zunehmend komplexe Eselsbrücken. Etwa liegen beim Zehnfingerschreiben die vier Finger der rechten Hand zu Beginn auf den Buchstaben und Folgerichtig handelt eine der beiden Geschichten von einer Prinzessin aus dem
deren Vater ist und eine trägt. Mit jedem zusätzlichen Buchstaben, der erlernt wird, muss die Geschichte weiter ausgeschmückt werden.
Vier Wochen lang haben sich die Gymnasiasten der fünften Klasse in zwei Stunden pro Woche auf diese Weise die Tastatur erschlossen. Außerdem sollten sie zu Hause allein weiterüben. Dann gab es einen kleinen Wettbewerb: Wer in zehn Minuten möglichst viele Zeichen tippte und dabei möglichst wenige Fehler machte, gewann. Jetzt wurden die Sieger mit ihren Preisen geehrt. Als Gottfried Wesseli nachfragt, wer denn nun – einige Wochen nach dem Projekt – an der Tastatur tatsächlich beide Hände benutze, meldet sich mindestens die Hälfte der anwesenden Fünftklässler.
Deren Beurteilung des Projekts fällt sehr positiv aus. Anna findet es gut, dass das Thema Computer überhaupt in den Unterricht aufgenommen wurde. Und Finja lobt, die erworbenen Fähigkeiten seien „nützlich für den Alltag“. Am Projekt würde sie, rückblickend betrachtet, nur einen Punkt ändern: Sie selbst würde mehr üben.