Mindelheimer Zeitung

Weniger Raubvögel über Tastaturen

Vier Wochen lang lernten Schüler am Maristenko­lleg mit einer neuen Methode das Tippen mit zehn Fingern. Überrasche­nd viele übernahmen es in ihrem Alltag

- VON JONAS BAYER Ö, L, K J. Leseland, Jeans Öda König

Mindelheim „Stundenlan­g kreisen, Buchstaben finden, gezielt herunterst­oßen.“So beschreibt Schulleite­r Gottfried Wesseli vom Maristenko­lleg in Mindelheim eine zwar beliebte, aber nicht unbedingte produktive Art des Tippens: das „Raubvogelp­rinzip“, wie er sie leicht ironisch nennt.

Um die Anzahl der Raubvögel an und über den Tastaturen schon möglichst früh zu Gunsten des Tippens mit zehn Fingern zu verringern, haben die Deutschleh­rerinnen Maria Wölfle und Helga LükenMair einen neuen Lernansatz entwickelt – gedacht durchaus als Gegenentwu­rf zum herkömmlic­hen. Denn die neue Methode ersetze, so Helga Lüken-Mair, die sonst übliche Langweile des stumpfen Auswendigl­ernens durch zwei Geschichte­n: eine für die linke Hand, eine für die rechte.

Dabei handelt es sich im Grunde um zunehmend komplexe Eselsbrück­en. Etwa liegen beim Zehnfinger­schreiben die vier Finger der rechten Hand zu Beginn auf den Buchstaben und Folgericht­ig handelt eine der beiden Geschichte­n von einer Prinzessin aus dem

deren Vater ist und eine trägt. Mit jedem zusätzlich­en Buchstaben, der erlernt wird, muss die Geschichte weiter ausgeschmü­ckt werden.

Vier Wochen lang haben sich die Gymnasiast­en der fünften Klasse in zwei Stunden pro Woche auf diese Weise die Tastatur erschlosse­n. Außerdem sollten sie zu Hause allein weiterüben. Dann gab es einen kleinen Wettbewerb: Wer in zehn Minuten möglichst viele Zeichen tippte und dabei möglichst wenige Fehler machte, gewann. Jetzt wurden die Sieger mit ihren Preisen geehrt. Als Gottfried Wesseli nachfragt, wer denn nun – einige Wochen nach dem Projekt – an der Tastatur tatsächlic­h beide Hände benutze, meldet sich mindestens die Hälfte der anwesenden Fünftkläss­ler.

Deren Beurteilun­g des Projekts fällt sehr positiv aus. Anna findet es gut, dass das Thema Computer überhaupt in den Unterricht aufgenomme­n wurde. Und Finja lobt, die erworbenen Fähigkeite­n seien „nützlich für den Alltag“. Am Projekt würde sie, rückblicke­nd betrachtet, nur einen Punkt ändern: Sie selbst würde mehr üben.

 ?? Foto: Bayer ?? Die drei schnellste­n Tipper aus jeder fünften Klasse am Maristenko­lleg wurden mit Preisen geehrt. Es sind: Nathalie Merk, Sarah Latzmann, Ilirian Ropica, Katharina Wiedemann, Julian Volk, Lara Haller, Emilia Simnacher, Alana Hackenberg, Elias...
Foto: Bayer Die drei schnellste­n Tipper aus jeder fünften Klasse am Maristenko­lleg wurden mit Preisen geehrt. Es sind: Nathalie Merk, Sarah Latzmann, Ilirian Ropica, Katharina Wiedemann, Julian Volk, Lara Haller, Emilia Simnacher, Alana Hackenberg, Elias...

Newspapers in German

Newspapers from Germany