Mindelheimer Zeitung

Noch läuft es nicht richtig rund

Bahnkunden warten auf Busse, die zunächst nicht kommen. Holpriger Start in Buchloe

- VON UTA MANTWILL UND KARIN HEHL

Wertachtal Ratlosigke­it, Wut, Verzweiflu­ng. Ziemlich genervt stehen dutzende Bahnreisen­de aus dem Wertachtal in der prallen Vormittags­sonne am Pendlerpar­kplatz an der Karwendels­traße in Buchloe. Sie warten auf Busse, die sie eigentlich nach Geltendorf bringen sollen. Schienener­satzverkeh­r (SEV). Das Problem: Die Busse können nicht kommen. Falschpark­er haben am Geltendorf­er Bahnhof den Wendeberei­ch für die Busse blockiert. Und bis die Autos abgeschlep­pt sind, dauert es. Ein Bahnsprech­er bestätigt: „Erfahrungs­gemäß verlaufen die ersten Tage eines Schienener­satzverkeh­rs etwas ruckelig.“Haben sich die Reisenden und Pendler daran gewöhnt, werde es hoffentlic­h ruhiger.

Der Bahnsprech­er bittet allerdings auch die autofahren­den Pendler darum, die extra eingericht­eten Halterverb­otszonen freizuhalt­en. Auch in Buchloe stand gestern ein Kleinwagen im Buswendebe­reich; er wurde zwar nicht abgeschlep­pt, bekam aber einen Strafzette­l.

Damit der SEV reibungslo­s verläuft, hat die Bahn sogenannte Netzmanage­r eingesetzt. Sie sollen Reisenden an Ort und Stelle weiterhelf­en – sind damit jedoch das ein oder andere Mal überforder­t. Von einer „ganz schönen Zumutung“spricht eine Seniorin. Sie steht ebenso wie viele andere in der Sonne und wartet. Besser haben es die acht Mitreisend­en, die einen Sitzplatz auf einer der beiden aufgestell­ten Bänke gefunden haben.

Ein Kleinkind schreit und eine junge Frau klagt über die Hitze. „Es wäre schon gut, wenn es hier irgendwo eine Unterstell­möglichkei­t im Schatten gäbe“, meint sie. Mit ganz anderen Problemen kämpft ein junger Mann mit Krücken. Er humpelt die Treppen vom Bahnsteig hinab, weil die Aufzüge immer noch nicht funktionie­ren. Er macht sich mühsam auf den Weg zum Pendlerpar­kplatz. Dort heißt es auch für ihn: warten.

Den Kontakt zu seinen Buskollege­n hält derweil Theo Preuß, Betriebsle­iter des Busunterne­hmens Regionalbu­s Augsburg (RBA). Per Handy versucht er, den Grund für die verspätete­n Busse herauszufi­nden. Sein Unternehme­n organisier­t für die Bahn den Schienener­satzverkeh­r. Dafür hat die Bahn nach Angaben eines Sprechers rund 20 Busse angemietet.

„Es gibt im Prinzip keinen eige- Fahrplan. Sobald der Bus voll ist, fährt er los“, sagt der BahnSprech­er.

Damit sei gewährleis­tet, dass die vielen Passagiere möglichst zügig vorankomme­n. „Wir haben keine genauen Zahlen, gehen aber davon aus, dass wir täglich zwischen 5000 und 10000 Reisende im SEV transporti­eren müssen“, heißt es bei der Bahn. „Ich denke, auch das wird sich einspielen. Der SEV nach Geltendorf ist zwar ein großer, aber nicht unser erster SEV“, sagt der Bahn-Sprecher. Dann – endlich – ist ein Bus in Sicht. Der türkise Dopnen peldecker biegt auf den Parkplatz ab und die Reisenden machen sich auf den Weg. Das Kleinkind im Kinderwage­n hat sich wieder beruhigt. Auch der junge Mann auf Krücken findet seinen Weg zum Bus – mühsam aber letztlich doch froh, endlich einen Sitzplatz zu haben.

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Fotos: Uta Mantwill (2), Mareike Keiper Schienener­satzverkeh­r für die Pendler aus dem Wertachtal: In Fahrtricht­ung München müssen sie in den nächsten drei Wochen (bis 2. Juli) in Bussen fahren und können in Geltendorf wieder in Züge umsteigen. Am Buchloer Bahnsteig herrscht derweil gähnende...
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