Er träumt von der besten Liga der Welt
Markus Eisenschmid ist als 18-Jähriger nach Nordamerika gewechselt. Der Kaufbeurer spricht im Interview über die Weltmeisterschaft und die Profiklasse NHL
Kaufbeuren Mit 17 Jahren ging er schon für seinen Heimatverein, den ESV Kaufbeuren, in der zweiten Eishockey-Liga aufs Eis. Im Sommer 2013, ein Jahr später, wagte Markus Eisenschmid den Wechsel nach Nordamerika. Und von diesem Moment an ging es für ihn stetig bergauf. Der inzwischen 23-Jährige Allgäuer zählte bei der EishockeyWM in Dänemark zu jenen Talenten, die für den Verjüngungsprozess in der deutschen Nationalmannschaft stehen. Nach dem großen Turnier suchte er erst einmal Ruhe und Erholung zu Hause bei der Familie in Kaufbeuren.
Deutschland hat bei der WM in Dänemark zum ersten Mal seit 25 Jahren gegen Finnland gewonnen – und sie haben den entscheidenden Treffer zum 3:2 erzielt. Ein geniales Gefühl, oder? Markus Eisenschmid: Es war super. Das ganze Spiel lief für uns schon gut. Dann dieses Tor zu schießen, war eine Riesenereleichterung und es hat sich auch super angefühlt.
Gab es danach, neben Gratulationen, vielleicht auch gleich Anfragen von andere Klubs?
Eisenschmid: Nein, beim Eishockey gehört schon etwas mehr dazu, als ein Tor zu schießen. Ich habe aber viele Nachrichten von Freunden bekommen, aus dem ganzen Land.
Wann hat das bei Ihnen mit der Begeisterung fürs Eishockey begonnen? Eisenschmid: Ich war drei Jahre, als ich das erste Mal auf dem Eis stand. Ich bin mehr oder weniger im Eisstadion aufgewachsen. Ich bin auch Fußballfan, spiele gerne selbst und treibe allgemein viel Sport, aber Eishockey war schon immer die Nummer eins.
Dann stand also auch Ihr Berufswunsch schon früh fest? Eisenschmid: Eigentlich schon. Soweit ich mich zurückerinnern kann, war das der Traumberuf, an dem ich wirklich länger festgehalten habe. Natürlich wollte ich zwischendurch auch mal Pilot werden Aber im Endeffekt hatte ich schon sehr früh den Wunsch, das Eishockeyspielen zum Beruf zu machen.
Und was haben Ihre Eltern dazu gesagt? Wurden Sie bei der Verwirklichung des Traums unterstützt? Eisenschmid: Ja, ohne meine Eltern wäre es überhaupt nicht gegangen. Mama und Papa wollten immer, dass ich Abitur mache, um die Möglichkeit zu haben, später zu studieren, falls es mit der sportlichen Karriere nicht klappt. Am Anfang hatte ich mir auch überlegt, neben dem Eishockeyspielen zu studieren, aber wäre zeitlich kaum möglich gewesen. In Kanada habe ich zwei Jahre bei den Junioren gespielt, bevor es mit dem Profi-Eishockey losging.
Sie waren 18, als Sie nach Kanada gewechselt sind. War das ein schwerer Schritt?
Eisenschmid: Ja, am Anfang schon. Ich habe auch überlegt, ob es das Richtige ist. Aber ich war mit der Schule fertig und viele meiner Freunde sind in andere Städte zum Studieren gegangen. Ich wollte aber noch nicht studieren, ich wollte Eishockey spielen und etwas Neues ausprobieren. Ich hätte ja jederzeit wieder zurück nach Hause kommen können. Als ich dann drüben in Kanada war, hat es vielleicht ein, zwei Wochen gedauert, bis ich mich eingelebt hatte. Zu meiner Gastfamilie habe ich immer noch engen Kontakt. Ich habe den Schritt noch nie bereut.
Sie sind viel auf Reisen. Es ist bestimmt schwer, Freundschaften und Beziehungen zu pflegen? Eisenschmid: Ja, das ist es. Meine engsten Freunde sind mir am wichtigsten, aber die stehen sowieso immer hinter mir. Mit ihnen habe ich auch noch viel Kontakt, mit einigen schreibe ich fast täglich. Man lernt im Laufe der Zeit so viele Leute kennen, aber mit allen ständig in Kontakt zu bleiben, das geht nicht. Wenn ich alte Mannschaftskollegen treffe, machen wir einfach da weiter, wo wir aufgehört haben, auch wenn wir zwei Jahre nicht mehr miteinander gesprochen haben. Wir erzählen uns, was in all der Zeit so passiert ist. Selbst wenn ich mal wieder in Madison Head zurück bin, wo ich damals angefangen habe, findet sich meistens jemand von früher, mit dem ich mich treffen kann. Übers Internet ist das relativ einfach.
Ihr Vertrag bei den Laval Rocket ist ausgelaufen. Wie sehen Ihre Pläne aus? Geht’s zurück nach Kanada oder gar in die Deutsche Eishockey-Liga? Eisenschmid: Es steht noch nichts fest, die Verhandlungen laufen. Im Moment ist noch alles möglich.
Wann fällt denn eine Entscheidung? Eisenschmid: Schwer zu sagen. Es kann sich auch kurzfristig etwas auftun. Es könnte morgen sein, aber auch erst nächste Woche.
Sie haben Ihre Fühler also in alle Richtungen ausgestreckt ... Eisenschmid: Ja, man muss da auch ein bisschen Geduld haben. Im Eisdas hockeygeschäft ist das so. Man hat nach der Saison keinen Vertrag und setzt sich zuhause hin, genießt die Pause so gut es eben geht und wartet auf die Vertragsverhandlung.
Die neue Saison beginnt erst im September ...
Eisenschmid: Ja, aber die Vorbereitungen gehen im August los. Bis dahin kann alles passieren.
Wäre ein Leben ohne Sport für Sie überhaupt vorstellbar? Eisenschmid: Ich glaube nicht. Wenn ich faul auf der Couch liege, halte ich das höchstens einen Tag aus. Dann, wenn ich wirklich erschöpft bin. Aber ohne Bewegung geht es überhaupt nicht.
Das heißt, Sie trainieren selbst in der Sommerpause?
Eisenschmid: In den vergangenen zwei Wochen war ich im Urlaub, da habe ich gar nichts gemacht. Aber normalerweise bin ich im Sommer im Fitnessstudio, mache vormittags Krafttraining. Am Abend gehe ich dann Radfahren. Wenn die Saison näher kommt, versuche ich, auch noch aufs Eis zu gehen. Hier geht das nicht. Aber in den vergangenen Jahren bin ich meistens Ende Juli nach Amerika geflogen, um auf dem Eis an ein paar Sachen zu arbeiten. Ich habe schon jeden Tag gut zu tun.
Wie viele Stunden Training pro Tag kommen denn zusammen? Eisenschmid: In der Früh bin ich bis zu drei Stunden im Fitnessstudio, nachmittags folgen eineinhalb Stunden Ausdauertraining und dann wird noch an Schuss- und Schlägertechnik gefeilt. Alles in allem kommen so etwa fünf, sechs Stunden zusammen. Ich trainiere manchmal aber auch einfach, weil ich Lust darauf habe. Wenn ich zuhause bin, nehme ich den Schläger und einen Puck und schieße gegen das Garagentor. Meine Eltern hängen dann zum Schutz immer einen Teppich drüber. Aber es ist trotzdem schon das zweite Garagentor
Eishockey scheint bei Ihnen ja eine Familientradition zu sein. Ihre Schwestern Tanja und Nicola spielen auch ... Eisenschmid: Ja, Tanja spielt in North Dakota, sie hat auch schon in Minneapolis gespielt. Nicola ist Sportsoldatin und spielt beim ECDC Memmingen. Beide sind auch Nationalspielerinnen.
Lassen Sie uns zum Schluss noch nach vorne blicken: Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Eisenschmid: Immer noch im Profieishockey. Ich glaube, dass ich dann wieder in Amerika bin. Mein Traum ist es, in der NHL zu spielen. Und werde das auch schaffen.