Da strahlt nicht nur die kleine Lisa
Züchter haben Grund zum Feiern: Der Verband für „Original Braunvieh“besteht seit 30 Jahren
Illerbeuren Mit einer großen Viehschau im Rahmen eines Aktionstages ist im Schwäbischen Bauernhofmuseum Illerbeuren jetzt das Datum „30 Jahre Erhaltung und Züchtung von Original Braunvieh (OBV) im Allgäu“gefeiert worden.
Nicht nur eine möglichst hohe Milchleistung, sondern vor allem Gesundheit, Langlebigkeit, die sogenannte Bemuskelung und die wirtschaftliche Verwertung des Allgäuer Grases stehen bei dieser Rasse im Vordergrund. Bei der Viehschau durften die zahlreichen Zuschauer über die Schausieger abstimmen: Sie entschieden sich ausschließlich für Tiere mit Hörnern.
Der ehemalige bayerische Landwirtschaftsminister Josef Miller vertrat die amtierende bayerische Landwirtschaftsministerin und Schirmherrin Michaela Kaniber. Miller erinnerte daran, dass vor 30 Jahren „verantwortungsvolle, weit- sichtige und überzeugte Landwirte, Zuchtleiter, Tierärzte und Wissenschaftler“in Amendingen den Anstoß zur Gründung der „Arbeitsgemeinschaft zur Erhaltung und Züchtung des Original Braunviehs im Allgäu“gegeben hätten.
Drei Entwicklungen führten in den Sechzigerjahren dazu, dass das Original Braunvieh fast zur aussterbenden Rasse wurde:
● Die Luftfahrt ermöglichte Allgäuer Bauern, neue Rassen in den USA ausfindig zu machen.
● Durch die Einführung der künstlichen Besamung wurde von einem Vatertier aus eine immense Verbreitung generiert.
● Schließlich wurden die Bauern durch die Europäische Union einem erhöhten wirtschaftlichen Wettbewerbsdruck ausgesetzt.
In Zeiten des Klimawandels, sagte Miller, brauche man ein möglichst breites Rassespektrum, um beispielsweise auf nicht bekannte Krankheiten reagieren zu können. Johann Kölbl, stellvertretender Fachreferent bei der Regierung von Schwaben, berichtete: Die Anzahl der Förderanträge für die klassische Zweinutzungsrasse steige jedes Jahr weiter an.
Museumsleiter Wolfgang Ott freute sich, dass das Museum nach der Erschließung des Hochplateaus dort noch mehr alte Haustierrassen präsentieren könne als zuvor: Museumslandwirt Helmut Brader wolle, wie in früheren Zeiten bei kleinen Bauern üblich, künftig sogar ein Kuhgespann zur Erledigung landwirtschaftlicher Arbeiten anlernen.
OBV-Rassebetreuer Helmut Königsberger berichtete von einer
Vor einigen Jahren war die Rasse vom Aussterben bedroht
„Völkerwanderung“, bei der einst vom Kaukasus her Rinder mit dem graubraunen Allgäuer Gebirgsrind eingekreuzt worden seien. Nachdem die Rinderpest viele Tiere dahingerafft habe, seien Tiere aus der Schweiz in unsere Region gebracht worden. Die Zuchtziele wechselten, und mit der großen Auswanderungswelle seien diese Tiere auch in die USA gelangt. Mit US-Stieren, wie dem legendären „Norvicus“, sei diese dort rein auf Milchleistung hochgezüchtete Genetik wieder ins Allgäu zurückgekommen. Vor 30 Jahren noch vom Aussterben bedroht, seien die OBV-Besamungszahlen seit einigen Jahren wieder ansteigend.
Diakon Albert Greiter gab in seiner Predigt zu bedenken: „Früher war der Hof für die Menschen da – heute sind die Menschen für den Hof da.“Heute gehe es vielfach nur noch um „immer mehr, immer größer und schneller“.
Neben einem Vorführwettbewerb der Züchterjugend und der Präsentation von rund 50 ausgestellten OBV-Tieren stellte Dr. Peter Schweiger von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen Pferde, Ziegen und Geflügel vor.