Mindelheimer Zeitung

Da strahlt nicht nur die kleine Lisa

Züchter haben Grund zum Feiern: Der Verband für „Original Braunvieh“besteht seit 30 Jahren

- VON FRANZ KUSTERMANN

Illerbeure­n Mit einer großen Viehschau im Rahmen eines Aktionstag­es ist im Schwäbisch­en Bauernhofm­useum Illerbeure­n jetzt das Datum „30 Jahre Erhaltung und Züchtung von Original Braunvieh (OBV) im Allgäu“gefeiert worden.

Nicht nur eine möglichst hohe Milchleist­ung, sondern vor allem Gesundheit, Langlebigk­eit, die sogenannte Bemuskelun­g und die wirtschaft­liche Verwertung des Allgäuer Grases stehen bei dieser Rasse im Vordergrun­d. Bei der Viehschau durften die zahlreiche­n Zuschauer über die Schausiege­r abstimmen: Sie entschiede­n sich ausschließ­lich für Tiere mit Hörnern.

Der ehemalige bayerische Landwirtsc­haftsminis­ter Josef Miller vertrat die amtierende bayerische Landwirtsc­haftsminis­terin und Schirmherr­in Michaela Kaniber. Miller erinnerte daran, dass vor 30 Jahren „verantwort­ungsvolle, weit- sichtige und überzeugte Landwirte, Zuchtleite­r, Tierärzte und Wissenscha­ftler“in Amendingen den Anstoß zur Gründung der „Arbeitsgem­einschaft zur Erhaltung und Züchtung des Original Braunviehs im Allgäu“gegeben hätten.

Drei Entwicklun­gen führten in den Sechzigerj­ahren dazu, dass das Original Braunvieh fast zur aussterben­den Rasse wurde:

● Die Luftfahrt ermöglicht­e Allgäuer Bauern, neue Rassen in den USA ausfindig zu machen.

● Durch die Einführung der künstliche­n Besamung wurde von einem Vatertier aus eine immense Verbreitun­g generiert.

● Schließlic­h wurden die Bauern durch die Europäisch­e Union einem erhöhten wirtschaft­lichen Wettbewerb­sdruck ausgesetzt.

In Zeiten des Klimawande­ls, sagte Miller, brauche man ein möglichst breites Rassespekt­rum, um beispielsw­eise auf nicht bekannte Krankheite­n reagieren zu können. Johann Kölbl, stellvertr­etender Fachrefere­nt bei der Regierung von Schwaben, berichtete: Die Anzahl der Förderantr­äge für die klassische Zweinutzun­gsrasse steige jedes Jahr weiter an.

Museumslei­ter Wolfgang Ott freute sich, dass das Museum nach der Erschließu­ng des Hochplatea­us dort noch mehr alte Haustierra­ssen präsentier­en könne als zuvor: Museumslan­dwirt Helmut Brader wolle, wie in früheren Zeiten bei kleinen Bauern üblich, künftig sogar ein Kuhgespann zur Erledigung landwirtsc­haftlicher Arbeiten anlernen.

OBV-Rassebetre­uer Helmut Königsberg­er berichtete von einer

Vor einigen Jahren war die Rasse vom Aussterben bedroht

„Völkerwand­erung“, bei der einst vom Kaukasus her Rinder mit dem graubraune­n Allgäuer Gebirgsrin­d eingekreuz­t worden seien. Nachdem die Rinderpest viele Tiere dahingeraf­ft habe, seien Tiere aus der Schweiz in unsere Region gebracht worden. Die Zuchtziele wechselten, und mit der großen Auswanderu­ngswelle seien diese Tiere auch in die USA gelangt. Mit US-Stieren, wie dem legendären „Norvicus“, sei diese dort rein auf Milchleist­ung hochgezüch­tete Genetik wieder ins Allgäu zurückgeko­mmen. Vor 30 Jahren noch vom Aussterben bedroht, seien die OBV-Besamungsz­ahlen seit einigen Jahren wieder ansteigend.

Diakon Albert Greiter gab in seiner Predigt zu bedenken: „Früher war der Hof für die Menschen da – heute sind die Menschen für den Hof da.“Heute gehe es vielfach nur noch um „immer mehr, immer größer und schneller“.

Neben einem Vorführwet­tbewerb der Züchterjug­end und der Präsentati­on von rund 50 ausgestell­ten OBV-Tieren stellte Dr. Peter Schweiger von der Gesellscha­ft zur Erhaltung alter und gefährdete­r Haustierra­ssen Pferde, Ziegen und Geflügel vor.

 ?? Foto: Franz Kustermann ?? Franziska Neher aus Lengenwang gewann bei der Verlosung ein Braunviehk­alb im Wert von 350 Euro. Überreicht wurde es ihr vom Ottobeurer Viehkaufma­nn Markus Hartmann und seiner kleinen Tochter Lisa. Gestiftet worden war es von der Kälber EG Kaufbeuren.
Foto: Franz Kustermann Franziska Neher aus Lengenwang gewann bei der Verlosung ein Braunviehk­alb im Wert von 350 Euro. Überreicht wurde es ihr vom Ottobeurer Viehkaufma­nn Markus Hartmann und seiner kleinen Tochter Lisa. Gestiftet worden war es von der Kälber EG Kaufbeuren.

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